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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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schön.«
    »So.« Er verschränkte die Hände auf der Theke vor sich und blickte sie aufmerksam an. »Aber?«
    »Nix aber. Das Fest ist toll. Ich bin nur gegen Nazis als Ehrengäste. Über deren Teilnahme sollte man echt noch einmal nachdenken.«
    »Meinst du …?«
    »Meine ich, ja. Ich bitte dich, ein Politiker, der die Türken in Wien mit Juden vergleicht, von denen die Stadt gesäubert werden soll? Wenn das nicht ewiggestrig ist, was dann? Der ist keine Auszeichnung für Altaussee.«
    Paul räusperte sich. »Vielleicht hast du recht. Man wird das diskutieren müssen. Nur wie lädt man wen aus, ohne das Gesicht zu verlieren? Das ist diplomatisch äußerst blöd. Er ist der Geschäftspartner von meinem Chef.«
    »Das versteh ich schon. Dir fällt sicher was ein, Paul.«
    »Ist es nicht schlauer, die Kerle einfach mit Verachtung zu strafen?« Paul lächelte sie an und griff nach der Karte.
    »Und hoffen, dass sich das von alleine auswächst? Nein, Paul – es tut mir leid –, das tut es nie.«
    »Klement ist immerhin Vize-Parteivorsitzender der Nationalen Bewegung. Der Mann hat viel für die Region getan.«
    Ach ja, diese rechte Partei gab’s immer noch. Obwohl vor Jahren einer ihrer führenden Politiker ermordet worden war. Hier in Aussee.
    »Dann red halt mit dem Klement. Ich bin sicher, viele Gäste würden sich von so einem Ehrengast abgeschreckt fühlen und erst gar nicht herkommen. Glaub mir.«
    Paul nickte. »Wir werden sehen.«
    »Und ich würde mich gern an der Organisation beteiligen. Immerhin liegt mein Salon nahe an der Bootskorso-Strecke. Was muss man tun, um mitwirken zu dürfen?«
    »Müssen muss man gar nichts, Berenike. Können kann man alles.« Er lachte. »Wir können jede Hand gebrauchen. Schließlich arbeiten alle ehrenamtlich. Hast du übermorgen am Abend Zeit? Da haben wir Besprechung im Grünen Kakadu.«
    »Beim Max, soso.«
    Paul zwinkerte. »Soso?«, fragte er und es klang zweideutig.
    Berenike nahm den Kalender und blätterte darin. Das ging leichter als gedacht. »Also, übermorgen hab ich noch nichts vor. Ich schreib’s mir gleich auf.« Sie griff nach einer Füllfeder, die immer mit grüner Tinte gefüllt war, grün wie eine der Farben ihres Salons. »Und jetzt, Paul, die wichtigste Frage: Was möchtest du trinken?«
    Nachdem Paul und ein paar andere Gäste ihren Tee bekommen hatten, kehrte ein wenig Ruhe in Berenikes Salon ein. Einige Touristen zahlten, zwei Frauen stöberten bei den neu erschienenen Büchern im Literatursalon, allen voran den ›Do It Yourself‹-Guides. Schien groß in Mode, Selbermachen unter englischem Namen. Was Omas noch wie selbstverständlich handgestrickt hatten, war eine Weile darauf verpönt gewesen – und jetzt zum kreativen Hobby geworden. Obwohl das Ergebnis immer dasselbe war: Pullover, Schals und Co.
    Berenike wechselte die CD, legte asiatische Instrumental-Musik auf. Und jetzt die Tarotkarten suchen. Sie kramte unterhalb der Theke. Sie hatte die Karten doch erst kürzlich gesucht und war abgelenkt worden.
    Sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Es musste sich was ändern. Mehr Konzentration, bitte! »Lieselotte, sag, hast du hier irgendwo Tarotkarten liegen gesehen?«
    »Tarot? Willst du unter die Wahrsagerinnen gehen? Sicher ein netter Zuverdienst.«
    Berenike verdrehte die Augen. »Du siehst doch, dass genug zu tun ist hier. Nein, ich brauch die Karten für mich. Ich bin ganz sicher, dass ich sie hierher mitgenommen hab.«
    Paul schlürfte geräuschvoll an seinem Tee und beobachtete sie, wie sie suchte und Sachen durchwühlte. Unter der Theke waren sie nicht, stattdessen jede Menge Staub und Brösel. Und eine Teetasse mit Katzenmotiv, die sie seit Langem vermisst hatte. Die Karten jedoch waren weg. Wenn sie nur niemand gestohlen hatte. Es war schließlich ihr persönliches Set. Jeder Mensch, der es berührte, würde seine Schwingungen darauf hinterlassen, Spuren seiner Gefühle und Gedanken. Deshalb bewahrte sie die Karten in einem eigenen Täschchen auf. Und wenn sie ab und zu Räucherzeug verbrannte, getrockneten Salbei oder Weihrauch, dann hielt sie die Karten zur Reinigung darüber. Und jetzt waren ihre Karten von Crowley also weg …
    Am Weg nach Hause dachte sie über deren Verbleib nach. Wie ärgerlich, dieser Verlust!
    Die Straßen waren noch nass vom Regen, doch der Himmel hatte aufgeklart. Erste grüne Spitzen leuchteten an den Bäumen, die Erde in Frau Gasperls gepflegtem Garten war dunkelbraun und fest vor

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