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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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alter Frauenkörper, ein eingefallenes, runzeliges Gesicht, längere weiße Haare.
    Reinhard kramte in seiner Tasche und holte einen Block und einen Stift heraus. »Es handelt sich um die Eigentümerin dieses Hauses?«
    »Elvira Liszt. Sie ist – war Franziskas Großmutter.«
    »Wie seltsam«, warf Berenike ein, »man sagte mir, Franziska sei mit ihrer Großmutter unterwegs zu der Kreuzwegprozession.«
    »Wer hat dir das gesagt?«, fragte Jonas.
    »Franziskas Mutter.«
    »Das ist wirklich merkwürdig. Wahrscheinlich hat die Großmutter wenig Kontakt zum Rest der Familie gehabt.«
    »Das sagte mir Franziska auch.« Über das Gesicht von Jonas huschte ein Hauch von Traurigkeit. Er fuhr sich über die Augen, sah wieder sachlich drein. »Die Großmutter ist wohl tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben, das wird Reinhard dann ja noch feststellen. Franziska hat das nicht wahrhaben wollen. Deshalb wohl die Idee, ihren Körper zu … ähm … konservieren.«
    »Und ihr habt die Mörderin schon, sagst du, Jonas?«, fragte Reinhard.
    »Schon? Erst.« Jonas strich sich mit müder Geste die dunklen Locken aus der Stirn.
    Die Bestatter hatten einen zweiten Sarg bereitgestellt, waren wieder ins Haus verschwunden, kamen mit einer weiteren Leiche. Ein männlicher Toter, erschlagen, eine große rote Wunde an seiner Schläfe. Darin irgendetwas Weißes – Papier? Ja, sah so aus. Berenike rümpfte die Nase. Der Fäulnisgestank war nichts für schwache Nerven.
    »Das hier sind die Toten Nummer fünf und sechs«, sagte Jonas. »Und wenn Berenike nicht eingegriffen hätte …« Sein Blick traf ihren, nur kurz, ehe er Reinhard ansah. »Wenn sie nicht hier gewesen wäre, könntest du noch mehr Leichen begutachten.«
    »Ach!«
    »Du hast das Finale nicht mitbekommen. Berenike hat die Täterin überwältigt und ein weiteres mögliches Opfer gerettet.« Sein Kinn wies auf den Wagen, in dem Franziska saß, das Gesicht zornig verzerrt. Paul stand an ein anderes Auto gelehnt da und kotzte.
    Reinhard deutete eine Verbeugung vor Berenike an. »Alle Achtung.«
    »Der Ehre zu viel, Reinhard. Ich habe eingegriffen, weil sonst niemand da war.«
    »Ich habe dir zu danken, Berenike!«, stammelte Paul und wischte über seine Jacke, die noch dreckiger als zuvor war.
    »Schon gut.« Berenike winkte ab.
    Mara kam herbei, eine durchsichtige Plastiktüte mit einem Messer in der Hand. »Franziskas Tatwaffe«, sagte sie, »oder zumindest eine davon.«
    Paul stolperte plötzlich näher. »Das ist ja … Der gehört doch …«
    Jonas trat näher an ihn heran. »Was meinst du?«
    »Es ist eines meiner Jagdmesser, der Hirschfänger. Ein Erbstück, ich verwend es nicht, geh selber kaum jagen.« Paul leckte sich über die trockenen Lippen. »Ich kann das alles nicht glauben. Dass ausgerechnet Franziska … Dass die auf mich losgeht! Wir waren in derselben Schule, wisst ihr. Sie war zwei oder drei Klassen unter mir. Wir haben noch geblödelt, als wir uns beim Max gesehen haben …« Sein Grinsen wirkte seltsam verloren. Er richtete sich auf, machte ein paar Schritte auf die zweite Leiche zu. »Das … das ist ja Kurt!«
    Also doch. Berenike hatte es befürchtet. Sie stützte sich mit beiden Händen auf den Knien ab, schnaufte. Paul kotzte, diesmal traf er seine Schuhe.
    »Warum hat Kurt auf Jonas geschossen?«, fragte Berenike, »wenn er gar nicht der Mörder war?«
    Jonas zuckte die Achseln, ein böses Grinsen stahl sich in Franziskas Gesicht.
    »Was weißt du darüber, Franziska?« Berenike trat näher an das offene Autofenster, hinter dem die junge Frau saß. Mara hielt sie zurück.
    »Ich? Ich weiß alles. Um Kurt war kein schad’. Er hat Kinder auf dem Gewissen. Hat sie entführt und bei schwarzen Messen geopfert. Er ist ein Satansjünger. Ein Wahnsinniger! Deshalb hat er Angst gehabt. Dass ihm Jonas da draufkommt. Weil er schon einmal im Knast war wegen Freiheitsberaubung. War ein Kind hier von Bad Aussee, das sich befreien und weglaufen hat können. Nur gut, dass er aus dem Verkehr gezogen ist.« Sie warf ihnen einen Blick von unten herauf zu. »Und den da«, sie spuckte auf den Boden und ihr Kinn zeigte auf Paul, als sie es hochreckte, »den könnt ihr mit einkassieren! Er hat jede Menge Dreck am Stecken!«
    »Franziska«, versuchte Berenike zu beschwichtigen, »deine persönlichem Gefühle für Paul …«
    »Nix da, persönliche Gefühle. Ich hab ihn selbst beobachtet, wie er …« Sie lachte siegesgewiss auf. Paul runzelte die Stirn und

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