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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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horchte, doch jetzt war kein Geräusch mehr zu vernehmen. Ob sie vorhin Jonas gehört hatte? War er also doch mit Franziska mitgegangen! Sie krümmte sich vor Schmerz. Sie atmete und der Schmerz verging, ging in etwas Anderes über. Er war in Gefahr. Franziska hatte ihm etwas angetan. In welchem Zustand war er bloß? Berenike rüttelte wütend am Gartentor, doch das Schloss war neu und stabil, es gab kein bisschen nach. Es aufbrechen – nur womit? Sie sah sich um. Kein Werkzeug in Sicht, sie probierte es mit einem kleinen Ast – sinnlos, natürlich. Der Zaun war hoch, sie zog sich an einem Busch ein Stück hoch, versuchte, mit den Beinen oben auf den Zaun zu gelangen – sinnlos, die Holzpfosten waren zu hoch, sie rutschte ab, fiel, landete schmerzhaft auf der noch frostharten Erde, rappelte sich hoch, stand auf.
    Mara anrufen! Zum Glück hatte Berenike ihr Handy griffbereit. Sie wählte und umrundete dabei das Häuschen. Dichte Hecken überall, kein Durchkommen.
    »Mara? Berenike. Alarm. Wolfgangsee, beim Falkenstein. Franziska – eine junge Frau – sie hat eine Geisel. Bewaffnet, ein Messer. Sie sind in den Wald und …«
    »Wir haben eine Streife in der Nähe, die schicke ich sofort zu dir, Berenike. Wohin genau?«
    Berenike gab die Adresse durch. »Und Mara, ich mache mir Sorgen um Jonas. Er ist mit Franziska weggegangen neulich.«
    »Was, sie hat Jonas als Geisel?«
    »Ich weiß es nicht!« Ihr fiel tatsächlich nicht ein, wie lange der Tag im Salon her sein mochte, an dem Jonas Franziska getroffen hatte und mit ihr mitgegangen war.
    »Ich schicke das große Aufgebot«, versprach Mara. »Bitte, beruhig dich, wir tun alle unser Bestes. Und sei vorsichtig.«
    »Danke, Mara, vielen Dank.«
    »Also doch … Die letzte Leiche am Falkenstein «, seufzte Mara. »Du hast recht gehabt.«
    »Verrückt. Mir wäre lieber, ich hätte mich geirrt.« Berenike schluckte, als plötzlich Geräusche aus dem Häuschen zu hören waren. »Dieser Kurt – habt ihr den?«
    »Fehlanzeige.«
    »Franziska sagt, er sei nicht bei ihr. Und dass sie ihn bestrafen musste. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll – ob sie die Morde rächen will?«
    »Oder sie ist die Täterin.«
    »Ja, das ist die Frage …«
    »Mara, du gibst doch sofort Alarm?«
    »Klar, ich schick die Wega und alles.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, schlich Berenike noch einmal vorsichtig um das Haus. Sie schob Zweige auseinander, der Zaun stand selbst an der Hinterseite nahtlos, keine Lücke fand sich, um durchzuschlüpfen, drüberklettern war nicht möglich.
    Verdammt.
    Wieder Geräusche. Ein Poltern aus dem Inneren.
    »Jonas?«
    Eine undefinierbare Antwort kam. Seine Stimme … sie war sich fast sicher. Spürte, dass er es war. Noch mehr spürte sie die Gefahr, in der Paul schwebte. Oder war es Franziska, die in Gefahr war? Weswegen sollte sie Paul töten wollen? Hielt sie Paul für den Mörder? Wer von den Ermordeten stand Franziska so nahe, dass sie ihn rächen wollen könnte? War sie in einen der Männer verknallt gewesen? Andererseits hatte sich Paul nie für Tarotkarten interessiert, soweit Berenike wusste. Und was sollte er gegen Monika haben – oder gegen Bernd, gegen alle anderen Mordopfer? Er brauchte sie fürs Narzissenfest. Dass er sich derart verstellen konnte, glaubte Berenike nicht.
    Immer diese Intuitionen! Sie waren da, sie konnten ihr helfen, sie sollte darauf hören – bewahrheiteten sich diese Vorahnungen ja fast immer. Und dennoch hatte sie Skrupel davor, diesen Gefühlen zu trauen. Kam es doch einer Vorverurteilung vielleicht harmloser Menschen gleich.
    Aber: Nie hatte sich jemand als harmlos herausgestellt, bei dem sie eine Vorahnung gehabt hatte!
    Also Franziska nach! Sonst war keiner da, um Paul zu Hilfe zu kommen – oder umgekehrt Franziska, sollte Paul der Bösewicht sein. Und wer wusste schon, wie lange die Polizei brauchen würde …
    Schweren Herzens rannte Berenike los, während hinter ihr ein erneutes Poltern erklang.

MÖRDERISCHES LOGBUCH – EINTRAG 6
    Du beobachtest ihn, wie er den Rauch deiner Zigarette inhaliert, den du ihm ins Gesicht bläst. Ob er früher selbst geraucht hat? Wie leicht er zu fangen ist. Und wie er dich ansieht. Wie sehr er dich begehrt, auf dich abfährt! Jetzt könnte alles gut gehen … Doch du hast Blut geleckt. So viele dumme, durch und durch dumme Menschen. Sie kommen dir blöd, immer aufs Neue. Glauben, du lässt dir das alles gefallen, ziehst den Schwanz ein, steckst zurück. Das

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