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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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Tarot.
    »Mara!«, rief Berenike, »ich bin hier!« Paul kam gerade unten an. Mara sah ihn an, sah zu Berenike hoch, schickte Beamte zu ihr und Franziska, Männer in voller Kampfmontur, bis an die Zähne bewaffnet. Die WEGA-Leute. Der erste, ein Riese in Schwarz, legte die Maschinenpistole auf Franziskas Kopf an, befahl schnarrend: »Keine Bewegung!« Deutete Berenike, die andere loszulassen. Sie tat es vorsichtig, die Kollegen des Riesen legten ebenfalls auf Franziska an. Diese war klug genug, aufzugeben, nicht mehr anzugreifen.
    Berenikes Knie gaben nach, ganz plötzlich. Das Adrenalin. Es ließ nach, jetzt, wo alles vorbei war. Vorsichtig tapste sie über den Waldboden bergab.
    Unten trat ein uniformierter Polizist aus der Tür des Häuschens, jemand anderer folgte ihm. Jonas! Sein Gesicht mit den Bartstoppeln sah blass, eingefallen aus. In seinem Blick lag Grauen. Mara legte ihm den Arm um die Schultern, stützte ihn, sprach auf ihn ein.
    Einen zeitlosen Moment lang möchte Berenike die Hand nach ihm ausstrecken, gleichzeitig ist da keine Kraft mehr übrig. Jetzt, wo es vorbei ist, wo alles vorbei ist, ist keine Kraft mehr da.
    Er sieht sie stumm an. Fast vermisst sie seine Vorwürfe, die sonst immer kommen. Dass sie sich eingemischt hat, gegen seinen Willen. Dass sie sich in Gefahr begeben hat. Statt die Polizei machen zu lassen, die werde schon mit allem fertig. Und so weiter. Sie schenkt ihm einen langen Blick, findet keine Worte, findet gar nichts.
    Dann ist der Moment vorbei.
    Jonas hustete. »Wir brauchen Reinhard. Da drinnen sind zwei Leichen. Mindestens.«

MÖRDERISCHES LOGBUCH – EINTRAG 7
    Es ist vorbei.

20
    Es ist vorbei.
    Ist es vorbei?
    Wie viel Zeit ist vergangen?
    Berenike hatte jedes Gefühl dafür verloren, als befände sie sich in einer Welt, in der keine Uhr tickt, immer derselbe Augenblick herrscht. Franziska wurde in Handschellen vorbeigeführt, von zwei Uniformierten begleitet. Sie spuckte vor Berenike aus. Jonas sah ihr lange nach. Schüttelte den Kopf, hockte sich auf einen Mauervorsprung neben der Haustür. Am Himmel wallten dunkle Wolken. Es hatte sich zugezogen. Schwere, harte Tropfen klatschten ihr unversehens auf den Kopf, trommelten auf die Autodächer. Beamte liefen unters Vordach, um sich vor dem Regen zu schützen, andere stellten sich unter die hohen Bäume.
    Seltsam distanziert beobachtete Berenike die eifrige Betriebsamkeit ringsumher. Rührte sich als Einzige überhaupt nicht, stand immer noch an derselben Stelle.
    Mara führte Telefonate, der Leichenwagen traf ein, die Spurensicherung, dann Reinhard auf seinem Motorrad. Er nahm den Helm ab und grüßte Berenike mit einem Augenzwinkern. Reinhard beugte sich zu Jonas, sagte irgendwas, Jonas winkte ab. Reinhard streckte ihm eine Hand entgegen, wie um ihm beim Aufstehen zu helfen. Jonas schob sie weg, erhob sich, stolperte, torkelte fast, als er mit Reinhard in das Häuschen ging. Die Sargträger wollten folgen, wurden zurückgehalten.
    Der Regen hörte auf, Jonas und Reinhard kamen aus dem Häuschen wieder nach draußen. Reinhard blieb stehen. Jonas ebenfalls, er hatte etwas Kleines, Violettes in der Hand, das er Mara gab. Das Ding kam Berenike bekannt vor.
    »Das ist ja …«, fing sie an und ging auf Mara zu.
    »Ein Täschchen. Kennst du es?«, fragte Mara.
    »Sieht aus wie das von meinen Tarotkarten, darf ich sehen?«
    »Ja, aber nicht berühren, bitte«, antwortete ihr Mara, deren Hände bereits in Einweghandschuhen steckten.
    »Tatsächlich, das ist mein Beutel.« Sie betrachtete den Gegenstand in Maras Händen, die darauf geklebten Schmucksteinchen. »Bekomme ich ihn irgendwann zurück? Er ist ein Erinnerungsstück, weißt du.«
    »Mal sehen, Berenike.«
    »Und die Karten? Sind sie drin?«
    »Ja, ein ganzer Packen.«
    »Dann fehlen wohl nur die, die bei den Toten gefunden wurden.«
    »Wahrscheinlich, das müssen wir später noch überprüfen.«
    Jonas rieb sich mit beiden Handflächen übers Gesicht. Feuchter, erdiger Geruch tränkte die Luft. Jonas winkte die Bestatter näher. Sie nahmen einen Sarg aus dem Wagen, trugen ihn zum Haus, traten durch die Tür, kehrten wieder um. »Kein Durchkommen damit«, murrte der eine. »Zu verwinkelt.« Also stellten sie den Sarg vor der Tür ab, öffneten den Deckel und traten ein.
    Kurz darauf kamen sie mit einem toten Körper zurück, den sie an Schultern und Beinen trugen. Legten ihn in den offenen Sarg. Berenike ging langsam und mit immer noch weichen Knien näher. Es war ein

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