Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
ihr in den Kopf kam.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«, fuhr sie ihn gereizt an, obwohl sie gar nicht wusste, was sie eigentlich von ihm hören wollte. »Von Anfang an. Warum konntest du mir nicht wenigstens erklären , warum wir nicht zusammen sein können?«
»Wenn du das wissen wolltest, wieso bist du die tausend Mal, die ich dich in der letzten Woche angerufen habe, nicht einmal an dein Telefon gegangen?«, fauchte er zurück, mindestens genauso gereizt wie sie.
»Hör auf damit! Hör auf, mir Fragen zu stellen, obwohl du alle Antworten kennst!«, schrie sie ihn unter Tränen an.
Sie musste so weit von Lucas weg wie möglich. Also rief sie einen der tosenden Gewitterwinde herbei, um sich von ihm forttragen zu lassen. Lucas spürte ihren Leichtsinn. Er hechtete in die Luft und fing sie ab, bevor sie in den Sturm geriet, den sie so leichtfertig unterschätzte. Kaum hatte er sie sicher in den Armen, gab er nach und küsste sie.
Helen war so verdutzt, dass sie zu weinen aufhörte und fast vom Himmel fiel. Lucas, der immer noch der bessere Flieger war, hielt sie fest in seinen Armen und geleitete sie unter seinen Küssen sicher auf den Leuchtturmsteg zurück. Als sie dort landeten, ging gerade das Licht des Turms an und warf ihre Schatten auf das aufgewühlte Meer.
»Ich kann dich nicht verlieren«, sagte Lucas, als er seinen Mundvon ihrem gelöst hatte. »Deswegen habe ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich dachte, wenn du wüsstest, wie schlimm es ist, würdest du mich nicht mehr sehen wollen. Ich wollte nicht, dass du die Hoffnung aufgibst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du uns aufgibst.«
»Ich will uns nicht aufgeben«, rief Helen verzweifelt. »Aber es kann nie ein uns geben, Lucas. Das hättest du mir sagen müssen.«
»Nichts ist für die Ewigkeit und nichts ist unabänderlich. Wir werden einen Weg finden.«
»Lucas«, sagte Helen mit einem Stirnrunzeln und löste sich aus seiner Umarmung. Sie setzte sich auf den Steg und zog ihn neben sich, damit sie reden konnten. »Wir würden uns dafür hassen. Und irgendwann würden wir einander hassen.«
»Das weiß ich!«, sagte er verzweifelt. »Ich rede nicht davon, dass wir weglaufen und machen, was wir wollen!«
»Was dann?«, fragte Helen leise, um ihn zu beruhigen. »Was sollen wir tun?«
»Ich weiß es noch nicht«, gab er zu. Er lehnte sich an die Glaskuppel des Leuchtturms und zog Helen an sich. »Aber ich überlebe nicht noch so eine Woche wie die letzte.«
»Ich auch nicht«, sagte sie und lehnte sich an ihn. »Es ist mir egal, wie schwierig es ist, mir dir zusammen zu sein. Dich nicht sehen zu können, ist noch viel schlimmer.«
»Was hast du mir neulich gesagt? Entscheide, was du nicht tun kannst und dann mach genau das Gegenteil?«, fragte er mit einem amüsierten Lächeln und küsste sie auf die Stirn. »Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir nicht getrennt sein können.«
»Ich kam mir vor wie tot«, sagte Helen zögernd, als würde die bloße Erwähnung dieses betäubten Gefühls es wieder in ihren Körper zurückkriechen lassen.
»Ich auch«, sagte Lucas.
»Was ist mit deiner Mutter? Sie wird nicht erlauben, dass wir uns sehen.«
»Wir müssen mit ihr reden. Und mit der ganzen Familie.«
»Und wenn sie uns immer noch trennen wollen?«
»Dann laufen wir weg«, sagte Lucas ganz ruhig.
Danach sagte eine Weile keiner von ihnen etwas. Sie beobachteten nur, wie der Lichtstrahl des Leuchtturms über die stürmischen Wellen huschte. Helen konnte Lucas’ Herzschlag hören, und der Arm, den er um sie gelegt hatte, spannte sich an, als wäre er in Gedanken schon bei der Schlacht, die ihm bevorstand, wenn er sie in seiner Nähe behalten wollte.
»Sie werden uns jagen«, flüsterte Helen. »Sie werden glauben, dass wir den Krieg ausbrechen lassen.«
»Ich weiß«, sagte Lucas. »Aber das werden wir nicht. Wir werden den Waffenstillstand bewahren, auch wenn sie nicht glauben, dass wir das können.«
»Wir müssen nicht denselben Fehler machen wie sie «, beteuerte Helen beinahe trotzig. »Es macht mich echt wütend, dass alle denken, wir wären genauso dämlich wie sie, obwohl wir genau wissen, was dann passiert.«
Lucas lachte, aber es war kein freudiges Lachen.
»Es ist fast so, als bräuchten wir unser Leben gar nicht zu leben oder Gefühle zu haben, weil uns sowieso schon jemand vorausgesagt hat, wie alles enden wird«, sagte er verbittert. Sie spürte,wie er vor Ärger die Muskeln anspannte. »Bist du dazu wirklich
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