Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
Vom Netzwerk:
eingewilligt hatte, ihr Zuhause und die Menschen, die sie liebte, zu verlassen. Sie folgte einer Frau, an die sie sich nicht erinnern konnte, an einen Ort, den sie nie gesehen hatte, und diese Entscheidung war in weniger als einerStunde gefallen. Helen überdachte alles, was sie erfahren hatte, suchte nach einem Hinweis darauf, dass sie manipuliert wurde. Auch wenn sie alle Beweise zusammentrug, wusste sie, dass sie keine Gehirnwäsche brauchte, um weglaufen zu wollen.
    »Hast du Hunger?«, fragte Daphne. Helen zog sich schuldbewusst vom Fenster zurück und ließ den Vorhang fallen. Sie hatte wieder nach Lucas Ausschau gehalten.
    »Nein«, antwortete sie und starrte auf den Teppich.
    »Du musst aber etwas essen, und außerdem sollten wir dein neues Gesicht auf die Probe stellen, bevor wir auf die Fähre gehen«, erklärte Daphne. »Wir gehen frühstücken, bevor wir über diesen widerwärtigen Ozean fahren müssen.«
    Helen wollte widersprechen und ihr sagen, dass sie ihr nicht zumuten konnte, nach so kurzer Eingewöhnungszeit die neue Identität beizubehalten, aber Daphne zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass es an Land einfacher sein würde als auf dem Wasser. Anscheinend hatte Helen ihre Furcht vor dem Meer geerbt. Daphne verabscheute das Wasser, und Helen musste wieder daran denken, wie Hector ihr erklärt hatte, dass sie das Meer nicht mochte, weil sie es nicht kontrollieren konnte. Und da ihre Mutter das Wasser offenbar noch viel mehr hasste als sie, musste sie ein totaler Kontrollfreak sein. Nachdem Daphne sich vergewissert hatte, dass keine von ihnen Kleider trug, die man erkennen würde, zog sie Helen mit sich auf die Straße.
    Das Unwetter hatte das Herbstlaub in einen rotbraunen Matsch verwandelt, der das Kopfsteinpflaster bedeckte und die Rinnsteine verstopfte. Es hatte fast aufgehört zu regnen, und der Wind hatte sich gelegt, aber die Wolken waren immer noch ganzdunkel und das Regenwasser floss in kleinen Rinnsalen über die Bürgersteige in Richtung Meer. Hier und dort lagen abgerissene Äste mit laublosen Zweigen, und die Enden, wo das Holz aus dem Stamm gerissen war, sahen vollkommen zersplittert aus. Sie konnte den Saft der Bäume riechen, die nun nach ihrem verlorenen Kampf gegen den Wind bluteten. Die verstörende Vorstellung von toten hölzernen Soldaten und riesigen hölzernen Pferden nahm ihr schließlich den Rest des Appetits.
    »Es ist bestimmt alles geschlossen«, behauptete sie, obwohl sie wusste, dass es nicht stimmte.
    »Vergiss nicht, dass ich hier auch mal gelebt habe. Und wenn ich auf dieser Insel etwas gelernt habe …« Daphne marschierte zuversichtlich an den vernagelten Fenstern der Kunstgalerien vorbei und steuerte das Overeasy Café an, vor dem sich bereits eine Schlange gebildet hatte, »… dann die Tatsache, dass Walfänger nichts mehr lieben als einen richtig guten Sturm«, beendete sie freudig ihren Satz.
    Das stimmte. Die Einwohner von Nantucket waren stolz auf ihre Fähigkeit, mit allem fertigzuwerden, was Mutter Natur in ihre Richtung warf. Das ließ sie eng zusammenrücken. Sie lachten gemeinsam über den heulenden Wind, das Eis, den Schnee oder den Regen.
    Der Strom funktionierte noch nicht wieder und die Leute fegten die Scherben der zerbrochenen Fenster zusammen. Trotzdem wunderte es Helen nicht, dass bereits Gäste im Café saßen. Sie wusste genau, dass ihr Vater und Kate jetzt sechs Straßen entfernt im News Café waren und es auf Schäden überprüften. Und sie wusste auch, sobald die ersten hungrigen Gäste dortauftauchten, würden Jerry und Kate ihnen die Türen öffnen. Da die Kühlschränke nicht liefen, mussten die verderblichen Sachen entweder gegessen oder weggeworfen werden. Kate würde all die Lebensmittel eher an die Nachbarn verteilen, als sie verderben zu lassen.
    Einen Moment lang dachte Helen, dass sie jetzt eigentlich bei ihnen sein sollte, aber dann erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild in dem einzigen Fenster des Overeasy Café, das nicht zerbrochen war. Sie war nicht Helen. Sie war eine niedliche Brünette vom Festland und sie und ihre gewöhnlich aussehende Mutter machten Urlaub auf Nantucket. Diese beiden Touristinnen schuldeten niemand etwas.
    Helen setzte sich, legte sich die Serviette in den Schoß und bestellte, was immer das Café auf einem Gasherd zaubern konnte – Eier, Speck und handgefilterten Kaffee. Während Helen ihr Essen auf dem Teller herumschob, kam Matt herein. Helens Augen weiteten sich, als Matt sie direkt

Weitere Kostenlose Bücher