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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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galt. Einen Moment lang hasste er sie dafür, aber nur, weil sie recht hatte.
    »Du kannst Helen nicht gegen deine eigene Familie verteidigen – nicht bis zum Tod. Ich bin jetzt die Einzige, die sie schützen kann«, beteuerte Daphne, und es hörte sich an, als hätte sie wirklich Mitleid. »Und dazu muss ich sie als Erstes von Kreon wegbringen.«
    »Ich werde ihn nicht in ihre Nähe lassen. Es ist mir egal, was aus mir wird«, sagte Lucas, der nur Augen für Helen hatte und nicht verstand, wieso sie ihm auswich. Er nahm ihre Hände.
    »Lucas. Lass mich gehen«, sagte Helen leise und zog ihre Hände weg. Er verstummte, weil er spürte, dass etwas passieren würde, das grundfalsch war. »Wenn du mich liebst, wirst du mich gehen lassen. Liebst du mich?« Ihre Stimme war so dünn wie knisterndes Papier.
    »Das weißt du doch«, antwortete er verwirrt. »Wenn du Angst hast, lauf mit mir weg, wie wir es geplant haben. Du weißt, dass wir füreinander bestimmt sind. Und ich bin mir sicher, dass du genauso fühlst wie ich.«
    »Ich will, dass du mich gehen lässt«, sagte sie, als ihr Blick endlich seinen traf.
    Um nicht daran denken zu müssen, wie entsetzt und traurig Lucas aussah, stellte sich Helen ihr Herz als eine Badewanne vollWasser vor. Alles, was sie in ihrem Leben empfunden hatte, das Gute und das Schlechte, waren nur Farbwirbel in diesem Wasser, und das ganze bunte Durcheinander floss nun durch den Abfluss. Sie musste jetzt nur noch ein paar Sekunden warten, dann wäre alles vorbei.
    »Du hörst die Wahrheit in meinen Worten, nicht wahr?«, fuhr sie gnadenlos fort. »Ich will, dass du mich gehen lässt.«
    Lucas hielt den Atem an, während er Helens Worten nachspürte und erkannte, dass sie ihn nicht anlog. Dann nickte er. Sein Gesicht zeigte keine Emotion.
    »Ich glaube dir, dass du im Moment wegwillst, aber ich weiß auch, was passieren wird.«
    »Das Orakel!«, rief Daphne aus, die sofort verstanden hatte, was Lucas meinte. »Sie hat ihre erste Prophezeiung überlebt? Ist sie noch nicht wahnsinnig geworden?«, fragte sie atemlos.
    Er beantwortete ihre taktlosen Fragen mit einem knappen Nicken.
    Daphne begann, unruhig im Zimmer herumzugehen, als hätten sich plötzlich tausend Gedanken in ihren Kopf gedrängt. Plötzlich blieb sie stehen und sah Lucas durchdringend an.
    »Was hat sie über uns gesagt?«, fragte sie.
    »Dass die von Aphrodite geliebten Menschen Schutz im Haus von Theben finden werden«, antwortete Lucas ungerührt. »Also werden Sie und Helen mit mir kommen.«
    »Natürlich«, versicherte Daphne und hob beschwichtigend die Hände. »Helen, nimm deine Sachen.«
    Helens Unterkiefer klappte herunter und sie starrte ihre Mutter fassungslos an. Nach allem, was Daphne ihr erzählt hatte, umsie vom Haus von Theben fortzubringen, war dieser Sinneswandel vollkommen unverständlich.
    »Aber wir verpassen die Fähre …«, stammelte Helen unsicher.
    »Das Orakel hat gesprochen«, sagte Daphne und schwang sich die Tasche über die Schulter. Ihre Augen funkelten. Helen hatte keine Ahnung, was ihre Mutter vorhatte, aber da sie keinen Grund hatte, ihr zu widersprechen, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    Helen und Daphne nahmen ihre Tarnung wieder auf und die drei gingen hinunter in die Lobby. An der Tür bat Lucas sie, einen Moment zu warten. Er rief Hector an und sagte ihm, dass er mit dem Wagen zum Vordereingang kommen solle.
    »Bleibt hier«, befahl er. »Ich will erst die Straße überprüfen, bevor ihr rausgeht. Hector sagt, dass Kreon auf dem Weg hierher war.«
    »Das ist nicht nötig, Lucas. Solange du dich von uns fernhältst, sind wir gut getarnt«, beteuerte Daphne zuversichtlich. Sie verließ das Hotel und zog ihren Rollkoffer hinter sich her.
    Als Helen ihr nach draußen folgte, warf sie einen Blick über die Straße. Dort stand Kreon und starrte mit seinem röntgenähnlichen Blick zu den Hotelfenstern hinauf. Dann fiel sein Blick auf Daphne.
    Helen musste sofort an ihre letzte Begegnung mit Kreon denken. Sie spürte immer noch seinen heißen Atem im Nacken, als er ihr vor dem Zustechen preciosa ins rechte Ohr geflüstert hatte. Vor allem aber erinnerte sie sich an die erstickende Dunkelheit, die sie vollkommen orientierungs- und hilflos gemachthatte. Das Echo dieses Entsetzens ließ sie einen Moment lang vergessen, dass die geliehenen Körper sie und ihre Mutter wirksam schützten.
    »Mom! Stopp!«, schrie sie unwillkürlich und griff nach Daphne, um sie ins Hotel

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