Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
zog. »Das ist viel zu gefährlich.«
»Ich kann ihn nicht einfach so verlassen«, widersprach Helen. »Das hast du ihm angetan, und ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, die Scherben aufzusammeln, die du hinterlassenhast. Und eines habe ich gelernt: Ich werde deine Fehler nicht wiederholen. Nicht diesen und auch keinen anderen.«
»Ich kann dich nicht jedes Mal festbinden, wenn wir verschiedener Meinung sind, aber ich kann dich bitten, vorsichtig zu sein, Helen«, sagte Daphne wesentlich verständnisvoller. »Die Götter wissen, was Ewigkeit bedeutet, und treiben gern ihre Spielchen mit uns Sterblichen, wenn wir uns etwas für die Ewigkeit vornehmen.«
Helen wandte sich ab und stolperte beinahe in Richtung Tür. Es schockierte sie so, ein Echo von Lucas in den Worten ihrer Mutter zu hören, dass sie einen Moment lang die Orientierung verlor.
»Ich hab dich«, flüsterte Matt ihr zu, nachdem er ihren Ellbogen gepackt und sie sicher durch die Tür gesteuert hatte, damit sie sich die Schulter nicht am Türrahmen anschlug.
»Deine Mom ist ja schräg«, sagte er mit einem Anflug von Angst, als die Tür sicher hinter ihnen verschlossen war.
»Ich weiß noch nicht, ob sie mit allem recht hat, was mir etwas bedeutet, oder ob sie einfach nur ein Biest ist«, gab Helen ehrlich zu.
»Das fragt sich jeder über seine Mutter«, sagte Matt lächelnd und verdrehte die Augen. »Aber Tatsache ist, dass keine Mutter nur das eine oder das andere ist.«
Helen lächelte Matt an und hoffte nur, dass er damit recht hatte. In der Küche trafen sie auf Pandora, die gerade aus der Garage zurückkam.
»Helen«, sagte Pandora überrascht. »Du gehst doch wohl nicht?«
»Matt muss nach Hause und ich will …«, begann Helen, aber Pandora schüttelte den Kopf.
»Du kannst dieses Haus nicht verlassen. Das weißt du«, sagte sie energisch.
»Kannst du ihn dann fahren?«, fragte Helen.
»Tut mir leid, ich kann jetzt nicht«, sagte Pandora und sah auf ihre Hände. »Warum fragt ihr nicht Ariadne? Sie ist in der Bibliothek.« Sie lächelte Helen und Matt kurz zu und eilte dann in Richtung Kampfkäfig davon. Helen brauchte einen Moment, bis ihr auffiel, was anders war als sonst. Zum ersten Mal, seit sie Pandora begegnet war, trug sie keinen Schmuck.
Helen führte Matt zur Bibliothek, wo Castor, Pallas, Hector, Ariadne und Lucas einen engen Kreis um Cassandras Sessel gebildet hatten und diskutierten. Die Unterhaltung wurde sofort beendet, als Helen auftauchte.
»Matt braucht jemanden, der ihn heimfährt«, verkündete Helen nervös. Sie versuchte, Lucas nicht anzusehen, aber ihr Blick ging automatisch in seine Richtung.
»Ich fahre ihn«, bot Ariadne an. Sie kam sofort herbeigelaufen und bedeutete Helen und Matt, den Raum zu verlassen.
»Was ist los?«, hauchte Helen Cassandra zu, die ihre Hand ergriff und sie wegführte. Als sie ein paar Schritte von der Bibliothek entfernt waren, antwortete sie ihr.
»Wir versuchen herauszufinden, was Kreon plant«, sagte sie.
»Wieso habt ihr mich ausgeschlossen?«, fragte Helen empört.
»Komm schon, Helen«, sagte Ariadne ein wenig herablassend. »Lucas kann es zurzeit nicht ertragen, im selben Raum zu sein wie du, und nimm es mir bitte nicht übel, aber er ist einbesserer Kämpfer als du. Wir brauchen ihn, und zwar voll konzentriert.«
Matt warf ihr einen erstaunten Blick zu, stellte aber zum Glück keine Fragen über sie und Lucas. In ein paar Stunden würde das alles ohnehin keine Rolle mehr spielen. Helen würde fort sein und weder ihn noch einen der anderen jemals wiedersehen. Später würde sie in einem anderen Staat in ein fremdes Bett kriechen, und es würde ihr egal sein, ob sie jemals wieder aufstand oder nicht. Aber daran wollte sie jetzt noch nicht denken. Jetzt musste sie sich erst einmal um die Menschen kümmern, die sie liebte.
In der Küche griff Ariadne nach ihrer Handtasche, die über der Stuhllehne hing, holte die Autoschlüssel heraus und sah sich suchend um. Dann ging sie in die Garage und zählte die Autos. »Sie ist wieder da?«, murmelte Ariadne. Aber bevor Helen sie fragen konnte, was los war, waren Ariadne und Matt auch schon eingestiegen.
Helen wartete, bis Ariadnes Auto die Auffahrt verlassen hatte, bevor sie auf den Rasen hinausschlich. Es war noch nicht richtig dunkel, aber Helen hatte trotzdem das Gefühl, als würden die Schatten unter den Büschen nach ihr greifen. Sie rannte ein Stück vom Haus weg, um möglichst schnell in die Luft zu kommen, den
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