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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Vormittag. Mehrere Lehrer drohten ihr mit Nachsitzen, weil sie die Hausaufgaben nicht gemacht hatte, und jedes Mädchen hasste sie dafür, dass sie mit Lucas zur Schule gefahren war. Helens Beziehung zu den Mädchen ihres Jahrgangs war schon immer angespannt gewesen. Jahrelang hatte sie sich bemüht, nett zu ihnen zu sein, aber irgendwann hatte sie es aufgegeben, weil sie gemerkt hatte, dass sie nur den Kopf einziehen und den Mund halten musste, um aus ihrem Blickfeld zu verschwinden.
    Aber das war jetzt vorbei, nachdem man sie mit Lucas gesehen hatte. Sie hatte eine imaginäre Grenze überschritten, den Waffenstillstand gebrochen, den sie eingegangen war, als sie jedem Wettstreit abgeschworen hatte, und nun herrschte Krieg. Den ganzen Tag über hagelte es böse Blicke, sobald sie woanders hinsah als an die Tafel oder auf ihren Tisch. Zu allem Überfluss verbreitete Lindsey bösartige Gerüchte über sie und Claire war immer noch sauer.
    Helen konnte nicht anders – als sie Lucas vor der Mittagspause an seinem Fach entdeckte, lächelte sie ihn an. Er war offenbar der einzige Mensch in der ganzen Schule, der ihr Lächeln erwiderte.
    »Dann magst du mich also wieder?«, fragte er, als sie sich einen Weg zu ihm bahnte.
    »Nicht du auch noch«, stöhnte Helen. »Habe ich ein Schild auf dem Rücken, auf dem ›Tritt mich‹ steht?«
    »Das ist nur Getratsche, Helen. Das kann uns nichts anhaben«, sagte er.
    »Dir vielleicht nicht«, murmelte Helen. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Lucas wollte gerade fragen, was los ist, als Hector und Jason zu ihnen stießen.
    »Deine Mom ist hier«, berichtete Jason Lucas, der nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »Was ist passiert?«, fragte Helen.
    »Nichts. Wir haben einen Termin beim Schulleiter, weil meine Mom versuchen will, dass er uns wieder in die Footballmannschaft lässt«, erklärte Lucas.
    »Sie spielt die ›Haben Sie Mitleid mit der armen kleinen Frau, die so viele Jungs aufziehen muss‹-Karte aus, und dann wird sie ihn anflehen, uns lieber die Spieler der anderen Mannschaften verhauen zu lassen, statt uns gegenseitig anzugreifen. Und das alles natürlich nur zum Wohle der Nantucket High«, sagte Jason grinsend. »Das klappt jedes Mal. Sie ist echt der Einstein der Schuldgefühle.«
    »Ist es nicht unfair, euch drei Football spielen zu lassen?«, fragte Helen mit einem missbilligenden Stirnrunzeln. »Ich meine, schließlich habt ihr Vorteile, die die anderen nicht haben.«
    »Das musst gerade du sagen, Frau Läuferin«, erwiderte Hector hitzig.
    »Helen läuft, weil sie ein Stipendium fürs College braucht«,sagte Lucas und warf Hector einen warnenden Blick zu. »Wir machen Sport, weil es von uns erwartet wird. Und es nervt, weil wir so tun müssen, als wären wir unglaublich langsam und schwächlich.«
    »Und wir verbringen genauso viel Zeit damit, aufzupassen, dass niemand verletzt wird, wie mit dem eigentlichen Spiel«, fügte Jason grinsend hinzu. »Die Wahrheit ist, dass wir uns viel lieber gegenseitig verhauen, als so zu tun, als machten wir dasselbe mit Sterblichen, aber das würde ja nicht normal aussehen.«
    »Na, dann viel Glück mit dem Normalaussehen«, sagte Helen knapp und trat zur Seite, damit Jason und Hector vorbeigehen konnten.
    »Wir sehen uns nach der Schule«, versprach Lucas, als er seinen Cousins folgte. Er warf noch einen letzten Blick auf sie. Lucas wirkte besorgt. Helen versuchte, ihn anzulächeln, aber es war so unecht, dass sie sich fragte, ob er auch diese Lüge gespürt hatte.
    Helen schlurfte in die Cafeteria und hoffte, schnell durch den Raum huschen zu können, ohne viel Aufsehen zu erregen. Sie sah, wie Lindsey etwas zu Amy Heart sagte, und sofort fing die ganze Horde Cheerleader an, höhnisch über Helen zu lachen. Alle starrten sie an. Sie verzog sich an den gewohnten Tisch mit Matt und Claire und war sicher, jeden Moment ihre Bauchkrämpfe zu bekommen.
    »Würdest du dich bitte gerade hinstellen!«, fuhr Claire sie an. »Es gibt nichts Jämmerlicheres, als zuzusehen, wie du versuchst, mit den Füßen voran in dem verdammten Boden zu versinken, und ich schwöre, wenn ich dich noch mal dabei erwische, raste ich total aus.«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. Helen machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Cafeteria. Sie verzog sich auf die Mädchentoiletten und holte, auf einem Waschbecken sitzend, ihr Mittagessen raus, aber dort war es so unappetitlich, dass sie ihr Sandwich schon nach wenigen Bissen wieder

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