Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
Atlantis verdient haben.«
»Wow«, murmelte Helen. »Wer wollte das nicht?«
»Verlockend, nicht wahr? Aber wenn sich alle vier Häuser vereinigen oder nur ein einziges Haus übrig bleibt, würden wir den Waffenstillstand brechen.«
»Welchen Waffenstillstand?«
»Den, der den Trojanischen Krieg beendet hat.«
»Ich dachte, die Griechen haben gewonnen. Haben sie nicht alle Trojaner getötet und die Stadt niedergebrannt?«
»Allerdings. Das haben sie.«
»Aber wenn die Griechen gewonnen haben, wozu brauchte es dann noch einen Waffenstillstand?«
»Es gab von Anfang an noch eine dritte Partei, die im Trojanischen Krieg gekämpft hat.« Helens verblüfftes Gesicht ließ Ariadne schmunzeln. »Die Götter. Sie zogen mit ihren halbsterblichen Kindern und ihren bevorzugten Helden in die Schlacht, bekämpften sich aber auch gegenseitig. Ihnen war sehr daran gelegen, wie dieser Krieg ausging. Das komplizierte alles. Die Scions, die auf der Seite der Griechen standen, mussten schließlich ein Abkommen mit Zeus treffen.«
Ariadne erklärte Helen, dass der Trojanische Krieg der schlimmste war, den die Welt bis dahin erlebt hatte. Dies war das erste Mal gewesen, dass sich die verschiedenen Häuser zu einer großen Streitmacht zusammengeschlossen hatten. Dieser Krieg löschte fast die gesamte westliche Welt und ihre Zivilisation aus und war für die Götter auf dem Olymp beinahe genauso verheerend wie für die Menschen. Von Anfang an mischten sich die Götter in den Krieg ein. Sie entschieden sich für eine Seite, entweder die ihrer halbmenschlichen Kinder oder die der Helden, die ihnen besonders gefielen. Einige Götter stiegen sogar vom Olymp herab, um selbst mitzukämpfen. Apoll fuhr in Hektors Streitwagen, Athene kämpfte mit Achill, und Poseidon schwankte wie die Gezeiten und kämpfte abwechselnd auf beiden Seiten. Sogar Aphrodite, die Göttin der Liebe, flog einmal hinab aufs Schlachtfeld, um Paris zu beschützen. Bei dem Versuch, ihn vordem sicheren Tod zu retten, wurde ihre Hand von einer griechischen Klinge verletzt.
Als ihr Vater Zeus die Verletzung sah, verbot er Aphrodite die Rückkehr nach Troja. Sie gehorchte natürlich nicht, was Zeus wütend machte, aber nicht wütend genug, um sich einzumischen. Erst als seine Tochter Athene und sein Sohn Ares einander fast in den Tartarus beförderten, einen Ort in der Unterwelt, von dem Unsterbliche niemals zurückkehren, war es für Zeus an der Zeit, etwas zu unternehmen. Dieser Krieg der Menschen zerriss seine Familie und bedrohte seine Herrschaft über die Himmel.
Zeus’ Eingreifen kam fast zu spät. Seit Kriegsbeginn waren mittlerweile zehn Jahre vergangen, und da alle Götter des Olymp so in die Kämpfe verwickelt waren, konnte Zeus sie nur dazu bringen, sich nicht länger gegenseitig zu bekämpfen, indem er dafür sorgte, dass die Scions aufhörten zu kämpfen. Zeus musste einen Handel mit den Sterblichen eingehen und ihnen etwas bieten, das sie haben wollten. Nach zehn Jahren, in denen sich die Götter in ihre Angelegenheiten eingemischt und diesen Krieg unnötig in die Länge gezogen hatten, wollten die Trojaner ebenso wie die Griechen nur noch, dass man sie in Ruhe ließ. Die sterblichen Scions wollten, dass sich die Götter auf den Olymp zurückzogen und dort blieben. Im Austausch dafür erklärten sie sich bereit, den Krieg zu beenden.
Zeus war einverstanden. Wenn die Scions den Krieg beendeten – auf welche Weise auch immer –, so schwor er auf den Fluss Styx, würden die Götter auf den Olymp zurückkehren und die Welt verlassen. Aber bevor er dieses Versprechen besiegelte, wollte er sichergehen, dass ein so schrecklicher Krieg nie wieder den Olymp bedrohte. Er war überzeugt, dass es den Olymp fast zerstört hätte, weil die Griechen die Häuser der Scions vereint hatten, um effektiver gegen Troja kämpfen zu können. Zeus musste verhindern, dass es jemals wieder zu einer solchen Vereinigung kam. Als er sein Siegel unter das Abkommen setzte und schwor, dass die Götter von nun an die Erde verlassen würden, drohte er zugleich, dass er auf die Erde zurückkehren und die Scions vernichten würde, falls sich ihre Häuser jemals wieder vereinigten.
»Das klingt so ähnlich wie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Alliierten Deutschland unter sich aufgeteilt haben«, stellte Helen fest. »Sie haben es getan, um einen Dritten Weltkrieg zu verhindern.«
»Ja, das ist sehr ähnlich«, bestätigte Ariadne. »Die Parzen sind von Zyklen besessen
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