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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Verwandtschaft.«
    »Deine Last ist schwerer«, sagte Ariadne und nahm Helens Hand. Sie wollte noch etwas sagen, wurde aber von Pandora unterbrochen, die auf der Suche nach ihnen in den Raum gestürzt kam.
    »Hey! Muss ich jemanden ins Krankenhaus fahren?«, fragte sie halb im Scherz. »Da draußen ist eine Menge Blut.«
    »Nein, sie ist okay«, wehrte Ariadne mit einem Lachen ab und stand auf.
    Helen war beunruhigt, denn etwas fehlte an der Geschichte, die Ariadne ihr gerade erzählt hatte.
    »Wer war es?«, fragte sie abrupt und schaute in Ariadnes verwundertes Gesicht. »So, wie wir die Geschichte kennen, hat Odysseus die Trojaner mit einem riesigen Pferd aus Holz ausgetrickst. Jeder kennt das Trojanische Pferd. Aber du hast gesagt, dass Troja verraten wurde, und ich nehme nicht an, dass das aus Versehen passiert ist.«
    »Ich hatte gehofft, dass du nicht darüber stolpern würdest«, sagte Ariadne. »Es gab kein hölzernes Pferd. Das ist ein hübsches Märchen und sonst nichts. Odysseus hatte damit zu tun, das stimmt, aber alles, was er getan hat, war, Helena zu überreden, dass sie ihre Schönheit einsetzt, um die Nachtwachen dazu zu bringen, das Tor zu öffnen. Mehr war nicht nötig. Deswegengeben wir Scions niemals einem Kind ihren Namen. Eine Tochter Helena – oder Helen – zu nennen, ist für uns dasselbe, als würden Christen ihr Kind Judas nennen.«
    Wieder zu Hause, rannte Helen an ihrem Dad vorbei nach oben und behauptete, früh ins Bett zu wollen. Sie machte ihre Hausaufgaben und legte sich hin, konnte aber nicht schlafen. In Gedanken ging sie alles noch einmal durch, was Ariadne ihr erzählt hatte, und dachte darüber nach, wie sehr ihre Mutter sie gehasst haben musste, um ihr diesen verfluchten Namen zu geben. Ihre Gedanken drehten sich aber auch um die Sekte der Hundert Cousins. Um sich davon abzulenken, wie viele Leute ihren Tod wollten, um ewig leben zu können, stieg sie wieder aus dem Bett und versuchte zu fliegen.
    Doch das Einzige, was sie zustande brachte, war ein lautes Auf- und Abhüpfen, bis ihr Vater von unten heraufrief, dass sie mit der Alberei aufhören solle.
    In der Hoffnung, dass sie vom Lesen müde wurde, nahm sie das Buch mit der Ilias zur Hand, das Cassandra ihr gegeben hatte. Es kam ihr vor, als handelte es nur davon, wie sich die Götter in die Angelegenheiten der Menschen einmischten. Allmählich erkannte Helen, wieso ihre Vorfahren irgendwann begriffen hatten, dass es keine gute Idee war, um göttlichen Beistand zu bitten. Außerdem stellte sie fest, wie sehr sie Helena von Troja verachtete. Helen von Nantucket konnte nicht begreifen, wieso sie nicht einfach zu ihrem Mann zurückgekehrt war. Schließlich starben Menschen ihretwegen. Helen schwor sich, niemals eine solche Entscheidung zu treffen wie Helena.
    Sie kam zu der Stelle, wo Achill, der Helen vorkam wie ein gefeierter Psychopath, sich wegen eines Mädchens beleidigt in seinem Zelt verkroch, als sie über sich einen Schritt hörte. Und dann noch einen. Sie schaltete ihr überaus empfindliches Gehör ein, von dem sie schon immer wusste, dass sie es besaß, es aber erst seit Kurzem wirklich benutzte. Sie richtete es auf ihren Vater und horchte, wie sich sein Brustkorb beim Ein- und Ausatmen hob und senkte. Er saß vor dem Fernseher und schaute die Spätnachrichten. Der Witwensteg über ihrem Zimmer war jetzt allerdings verdächtig still.
    Helen glitt aus dem Bett und holte den alten Baseballschläger aus ihrem Schrank. Mit dem Schläger in den Händen schlich sie seitwärts aus ihrer Zimmertür und zur Treppe, die auf den Witwensteg hinaufführte. Auf dem Treppenabsatz blieb sie kurz stehen und lauschte noch einmal nach ihrem Vater. Nach ein paar Sekunden hörte sie, wie er angesichts einer Reportage im Fernsehen mit der Zunge schnalzte. Helen entspannte sich. Es ging ihm immer noch gut, also war das, was sie oben gehört hatte, noch nicht unten angekommen. Damit das auch so blieb, pirschte sie die Stufen zum Witwensteg hoch.
    Als sie nach draußen trat, drang die kalte Herbstluft durch den dünnen Baumwollstoff ihres Nachthemds. Im Licht der Sterne nahm sie einen Schatten wahr und schwang den Schläger, doch er wurde in der Luft gestoppt.
    »Verdammt, ich bin’s!«, zischte Hector grob. Helen sah, wie er sich im Dunkeln versteckte und seine rechte Hand schüttelte.
    »Was zum Teufel … Hector, bist du das?«, zischte Helen zurück. Er kam näher, damit sie ihn besser sehen konnte, und wichdabei etwas Dunklem auf

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