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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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dem Boden aus. Helen schaute nach unten und entdeckte ihren Schlafsack, den sie normalerweise in der wasserdichten Kiste aufbewahrte, die ihr Vater ihr gegeben hatte. »Was machst du hier?«
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte er zickig und versuchte noch immer, seine taube Hand wach zu schütteln.
    »Camping?«, fragte sie sarkastisch. Dann ging ihr auf einmal ein Licht auf. Die ganzen Geräusche, die sie nachts gehört hatte – Geräusche, die sie den Furien zugeschrieben hatte –, hatten einen ganz anderen Ursprung gehabt. »Du warst jede Nacht hier oben, stimmt’s?«
    »Fast. Einer von uns ist immer hier, um auf dich aufzupassen«, sagte er, und als Helen sich verlegen abwandte, packte er sie am Arm. »Meistens ist es Lucas, weil er hochfliegen kann«, fuhr Hector fort.
    »Und ihr seid nie auf die Idee gekommen, mich zu fragen, ob mir das recht ist, dass ihr hier rumhängt und mich und meinen Vater belauscht?«, fragte Helen wütend.
    Hector grinste sie an und musste sich ein Lachen verkneifen. »Ja, ich kann gut verstehen, dass ihr all diese Diskussionen über Politik und Baseball eigentlich lieber ungestört führen wollt. Die sind ja auch so vertraulich«, sagte er und verdrehte herablassend die Augen.
    »Bleibst du die ganze Nacht hier, auch während ich schlafe?«, fragte sie, konnte ihn dabei aber nicht ansehen. Plötzlich wurde ihm klar, wieso sie so beunruhigt war, und sein Lächeln erlosch.
    »Du hattest schon länger keinen Albtraum mehr«, begann er.
    »Geh nach Hause, Hector«, unterbrach ihn Helen und wandte sich zum Gehen.
    »Nein«, widersprach er sofort und streckte an der Tür den Arm aus, um ihr den Durchgang zu versperren. »Es ist mir egal, ob dir das peinlich ist. Es ist mir auch egal, wenn du uns hier nicht haben willst. Es gibt einen Haufen Leute, die dich tot sehen wollen, Prinzessin, und leider kann meine Familie dich nicht ungeschützt lassen, bis ich sage, dass du dich selbst verteidigen kannst.«
    »Und wieso entscheidest du das?« Helen verschränkte die Arme und rieb sich die Schultern. Der Wind vom Meer war wirklich beißend kalt.
    »Weil alle wissen, dass ich der Einzige bin, der dich nicht mit Samthandschuhen anfasst. Und nur, damit du es weißt – ich werde mich nicht dafür entschuldigen, wenn ich dafür sorge, dass dich keine von diesen irren Weibern entführt, die hier auf der Insel rumrennen«, warnte er sie. Helens Zähne klapperten. Er sah sie an, wie sie zitterte, dann schaute er zur Seite und fluchte leise. »Vielleicht hätten wir dir sagen sollen, dass wir hier oben schlafen«, gab er schließlich zu.
    »Meinst du? Ich hab’s kapiert, Hector. Ich bin in Gefahr. Aber ihr hättet mir zumindest Bescheid sagen können.«
    »Ist ja gut. Du hast recht«, knurrte er gereizt. »Aber wir werden dich und deinen Vater nachts trotzdem nicht unbewacht lassen.«
    Plötzlich war Helen nicht mehr wütend. Genau genommen, war sie geradezu dankbar, dass Hector und seine Familie auch ihren Vater beschützten. Sie stand da und lächelte ihn einen Moment lang an.
    »Danke«, sagte sie leise.
    Hector erstarrte mitten in einem Atemzug und konnte nicht fassen, wie schnell ihre Stimmung umgeschlagen war. »Das war’s? Keine Streiterei mehr?«, fragte er skeptisch.
    »Wieso, willst du denn …«, begann sie, wurde aber von der Stimme ihres Vaters unterbrochen.
    »Lennie?«, rief er vom Treppenabsatz vor Helens Zimmer. Sie war durch Hector so abgelenkt gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, auf ihren Dad zu horchen.
    »Komme!«, rief Helen nach unten und bedeutete Hector hastig, von der Tür wegzugehen. Sie tauschte den Platz mit ihm und kam gerade rechtzeitig nach unten.
    »Schläfst du etwa wieder da oben?«, fragte Jerry, als er sah, wie Helen die Tür zum Dach zuzog und die Treppe herunterkam. »Dazu ist es viel zu kalt, Helen.«
    »Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Zeit fürs Bett«, schimpfte sie im Vorbeilaufen mit ihm.
    »Ich weiß. Ich gehe ja ins Bett … He! Sieh du lieber zu, dass du ins Bett kommst«, rief Jerry zurück, dem etwas verspätet einfiel, dass er die Elternrolle zu erfüllen hatte.
    Als Helen ins Bett sprang und sich unter die warme Decke kuschelte, hätte sie schwören können, dass Hector auf dem Witwensteg leise kicherte.

10
    M arbella, Spanien
    Kreon beobachtete die Reporterin fünf Minuten lang, bevor er beschloss, den Schatten abzuwerfen. Er tauchte kaum einen Schritt hinter ihr aus der Dunkelheit auf. Sie fuhr herum und atmete erschrocken ein.

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