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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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fahr dich nach Hause«, rief Lucas ihr über die Schulter zu und beendete die kurze Unterhaltung, die er mit seinem Vater und seinem Onkel geführt hatte.
    »Ich sollte heute Nacht auf Helen aufpassen«, sagte Jason verlegen.
    »Und ich bin mit dem Rad da«, sagte Helen. Sie konnte es nicht ertragen, mit ihm allein zu sein.
    »Das ist mir egal«, entgegnete Lucas grob. Er starrte Jason einen Moment lang an. Seine Augen sprachen Bände. Dann wanderte sein Blick zu Hector. »Ich brauche deinen Wagen«, sagte er und konnte seine Gereiztheit kaum verbergen. Hector nickte und sah erst Helen und dann wieder Lucas an. In seinen Augen war fast so etwas wie Mitgefühl zu erkennen.
    Lucas packte Helen an der Hand und zog sie nach draußen. Er verlud ihr Rad auf das Heck von Hectors Geländewagen, hielt Helen zum Einsteigen die Tür auf und fuhr aus der Garage, ohne ein einziges Wort zu sagen. Nachdem sie das Grundstück verlassen hatten, bog er zu einem der schönen Aussichtspunkte ab, an denen die Touristen die Gegend bestaunen konnten, und drehte sich zu Helen um.
    »Was ist los?«, fragte er wütend und ängstlich zugleich.
    Helen hatte keine passende Antwort für ihn parat.
    »Sagst du mir wenigstens, was ich falsch gemacht habe?«
    »Ich sagte doch schon, dass du nichts getan hast«, murmelte Helen in ihren Schoß.
    »Und wieso behandelst du mich dann so? Sieh mich an«, flehte er und ergriff ihre Hand. Sie starrte ihn an.
    »Was soll das?«, fragte sie und zog angewidert die Hand weg. »Weißt du was? Ich nehme es zurück, was ich eben gesagt habe. Du hast doch etwas getan. Du hast mit mir gespielt.«
    Lucas schaute sie entsetzt an. Nach allem, was Helen am Abend zuvor belauscht hatte, gab es für sie eigentlich keinen Grund zur Hoffnung, aber es glühte trotzdem noch ein kleines Fünkchen inihr, dass sie vielleicht doch alles missverstanden hatte. Oder dass er seine Meinung noch änderte. Doch auch dieses Fünkchen Hoffnung erlosch, als Lucas nickte.
    »Ich habe also mit dir gespielt«, sagte er mit tiefer Stimme. Er kniff die Augen zu, und seine Fäuste krampften sich so hart ums Lenkrad, dass Helen einen Moment lang glaubte, er würde es abreißen.
    »Du und ich, wir können nicht zusammenkommen, also schlag dir das ein für alle Mal aus dem Kopf.«
    Helen löste den Sicherheitsgurt und stieg aus.
    »Bitte warte«, sagte Lucas, aber Helen schnitt ihm das Wort ab, indem sie die Tür hinter sich zuknallte.
    »Warten? Worauf denn? Darauf, dass du mir sagst, dass ich ein nettes Mädchen bin, du mich aber nie anrühren wirst? Danke, das hab ich schon kapiert. Und jetzt mach die Heckklappe auf, damit ich an mein Rad komme«, fuhr sie ihn an. Sie erkannte sich selbst nicht wieder – sie klang so verbittert.
    »Ich verspreche, dass ich auf dem Rest des Weges kein Wort sage, wenn du es nicht willst. Aber lass mich dich bitte nach Hause fahren«, erwiderte Lucas leise. Sie hasste es, dass er so ruhig blieb.
    »Mach die verdammte Klappe auf oder ich reiße sie ab!«, schrie sie ihn an.
    Natürlich war ihr klar, wie albern sie sich aufführte und dass sie mitten auf einem öffentlichen Parkplatz einen Wutanfall bekam, aber sie konnte sich einfach nicht bremsen. Die Demütigung kroch ihr aus jeder Pore und sie musste so schnell wie möglich von ihm weg. Und sie wollte nichts zurücklassen, was siewomöglich zwang, später noch einmal wiederzukommen und danach zu fragen.
    Helen stand mit gesenktem Kopf hinter dem Wagen, die Arme in die Hüften gestemmt. Sie spürte, dass Lucas sie über den Rückspiegel beobachtete, und drehte sich weg. Schließlich entriegelte er die Heckklappe. Sie hob ihr Rad heraus und fuhr ohne ein weiteres Wort davon.
    Zu Hause angekommen, fiel sie vollständig angezogen ins Bett. Sie hörte, wie Jason sich auf dem Witwensteg für die Nacht einrichtete, aber sie fühlte sich kein bisschen schuldig, ihn dort oben wachen zu lassen. Helen wollte nur noch so weit von der Familie Delos weglaufen, wie sie konnte.
    Sie befand sich am Rande des trockenen Landes, in einem neuen Landstrich, den sie von Weitem schon gesehen, bisher aber für unerreichbar gehalten hatte. Hier war es immer noch steinig, aber zwischen einzelnen Grasbüscheln lagen so viele umgestürzte Marmorsäulen, die für tausend Parthenon-Tempel gereicht hätten. Hier war einst ein ganzes Reich gewesen. Jetzt nicht mehr.
    Weit weg schien ein Fluss zu fließen. Helen wusste nicht, ob sie ihn hören konnte oder ob sie nur die minimale Feuchtigkeit in

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