Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
ihnen erstrahlte.
Cassandra und Ariadne sahen sich beeindruckt um und betrachteten natürlich besonders eingehend den Teil, der den Palast von Theseus darstellen sollte. Helen gefiel das Feenreich aus dem »Mittsommer«-Bühnenbild, aber der griechische Teil beunruhigte sie aus irgendeinem Grund. Die unechten dorischen Säulen waren erst zur Hälfte bemalt und lagen auf dem Boden, was Helen an die qualvolle Wanderung der vergangenen Nacht erinnerte.
Sie wollte eigentlich nie wieder in das trockene Land zurückkehren, wenn sie nur diesen Fluss finden könnte … Sie drehte den halb fertigen Säulen den Rücken zu und setzte sich neben Claire, um ihren Lunch zu essen.
Helen bemühte sich angestrengt, an der Unterhaltung teilzunehmen, aber sie hatte kaum genug Energie, um ihr Brot zu kauen, geschweige denn zu lachen und Witze zu machen. An den Reaktionen von Cassandra und Ariadne merkte sie, dass ihre Freunde in Hochform waren, sie selbst konnte sich kaum mehr wach halten.
Sie musste ans Fliegen denken. Also, eigentlich ertappte sie sich immer wieder dabei, dass sie an Lucas dachte, und jedes Mal,wenn das geschah, lenkte sie sich hastig damit ab, indem sie ihre Gedanken auf das Fliegen lenkte. Vielleicht konnte sie es nachher allein versuchen, aber diesmal würde sie es in ihrem Zimmer probieren, damit nicht die Gefahr bestand, dass sie einfach davonschwebte. Obwohl ihr der Gedanke, mit einem Luftzug davonzuwehen, im Moment ganz reizvoll erschien.
»Lennie! Es läutet«, sagte Claire, die ihre Tasche schon über der Schulter hängen hatte. Helen sprang auf und sammelte ihre Sachen zusammen, während sich ihre Freunde hinter ihrem Rücken bedeutungsvolle Blicke zuwarfen.
Beim Training versuchte Claire, mit Helen zu reden, gab es aber irgendwann auf, weil Helen die Unterhaltung immer wieder abbrach. Helen wollte kein Mitleid und sie wollte nicht über sich selbst sprechen. Sie wollte einfach ihr Gehirn abschalten und monoton vor sich hin laufen. Nach einer Weile kapierte Claire, was los war, und fing an, von der für den Abend geplanten Lagerfeuer-Party am Strand zu erzählen. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie mit Ariadne hinfahren sollte oder nicht.
»Einerseits würde ich sie gern besser kennenlernen, aber es würde auch bedeuten, dass ich mit ihr und Jason fahren müsste, und der findet dauernd einen Weg, mit mir herumzustreiten. Bist du sicher, dass dein Vater dir nicht freigibt? Dann könnten wir beide mit Matt fahren«, schlug Claire hoffnungsvoll vor.
»Du weißt, dass ich nicht kann.«
»Ich wette, wenn du Kate fragst, übernimmt sie für dich«, versuchte Claire, sie zu überreden.
»Gig? Ich möchte wirklich nicht den ganzen Abend im kalten Sand sitzen und zusehen, wie alle anderen rumknutschen«, verkündete Helen entschieden. »Aber du solltest hingehen und dich amüsieren. Und wer weiß? Vielleicht verträgst du dich heute ausnahmsweise mal mit Jason.«
Claire stürzte sich in ihre übliche Tirade, wie streitsüchtig Jason war. Helen hörte nur mit halbem Ohr zu, weil sie damit beschäftigt war, die Luftströme um sich herum zu manipulieren und das Fliegen mit eingeschalteter Schwerkraft zu üben. Sie konnte es kaum erwarten, von der Arbeit im Laden heimzukommen und es zu versuchen.
Kreon zählte die Minuten, während seine Cousins Hector und Jason untergetaucht blieben. Er hatte nicht gewusst, dass die beiden dieses Talent besaßen, und es war ein glücklicher Zufall, dass er es gemerkt hatte. Lucas hatte er eine Weile zuvor aus den Augen verloren, was oft geschah, weil sein kleiner Cousin fliegen konnte, und so musste er sich darauf beschränken, Hector und Jason zu dieser lächerlichen Strandparty zu folgen. Als er seine Cousins aus der Brandung kommen sah, kochte er vor Wut. All diese Talente, verschwendet an Feiglinge, die zu viel Angst vor den Göttern hatten, um sie herauszufordern, und zu sehr auf ihr eigenes Vergnügen bedacht waren, um darüber nachzudenken, was es für ihr Haus bedeuten konnte, wenn sie mit diesen sterblichen Mädchen herumflirteten.
Jason unterhielt sich fast den ganzen Abend mit einem kleinen japanischen Mädchen. Er schien sich zumindest noch beherrschen zu können, bei Hector sah das ganz anders aus. Es war noch nicht einmal Mitternacht, und Kreon hatte bereits beobachtet, wie er sich mit zwei Mädchen im Sand herumgewälzthatte. Wusste Hector nicht, wie einfach es Scions fiel, Sterbliche zu schwängern? Wollte sein verblödeter Cousin wirklich, dass sein
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