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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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irgendwo. Ein riesiges Gebiet, nur Wüste und Felsen …« Boabo stand von den Knien auf und lehnte sich wieder an die Wand. Sein breiter, großlippiger Mund zuckte. »Was wollt ihr damit?«
    »Diese Frage vergiß mal schnell, Knollennase.« Chick schob die Lederkarte wieder Wolf zu. »Vergiß überhaupt alles, was du jetzt gehört und gesehen hast.«
    Wolf betrachtete die Zeichnung mit vorgeschobener Unterlippe, ehe er sie wieder zusammenrollte und in die Tasche steckte. Er hatte die Karte des Outback genau im Kopf und kannte jede geologische Formation in diesen Gegenden.
    »Da gibt es kein Gold«, sagte er starrsinnig. »Da hat man nie gesucht, weil es nichts zu finden gibt. Das Gold liegt im Südwesten, im Gebiet um Kalgoorli und in New South Wales.«
    »Dann sind wir die ersten, die es woanders entdecken und aus der Erde holen. Für zehn Dollar wird sich jeder von uns die Schürflizenz, das ›Miner's Right‹, besorgen, und dann gehört alles, was wir finden, absolut uns! Zuständig für uns ist das Department of Aboriginal Affairs; das hat mir Cher gesagt.«
    »Aber das dauert lange. Wochen … Monate …« Boabo schüttelte den Kopf. Er war wieder ganz der Alte, listig und undurchsichtig. »Wann wollt ihr das Gold suchen?«
    »In spätestens zehn Tagen, Knollennase.«
    »Bis dahin habt ihr die Schürflizenz nie! Ich weiß einen besseren Weg.«
    »Sieh an, unser Lausemännchen!« Chick rieb sich die Hände. »Gib dein Wissen mal weiter …«
    »Am einfachsten ist es, den Ältesten des Stammes um die Schürfrechte zu bitten. Nach dem neuen Gesetz darf auch er die Erlaubnis dazu erteilen. Das neue Landrecht sagt: Der Stamm ist der Besitzer des Bodens.«
    »Verdammt, er ist doch zu etwas nütze!« rief Chick und klopfte Boabo auf die Schulter. »Jetzt brauchen wir nur noch den Stamm zu suchen.«
    »Wenn ihr mich mitnehmt, ist es leichter …«
    »Willst du denn mit, Knollennase?«
    »Ja.« Boabo plinkerte mit den Lidern. »Ich führe euch zu dem Hügel, der bei Sonnenaufgang aussieht wie ein Bein … Mein Anteil: zwanzig Prozent.«
    »Er erpreßt uns!« sagte Chick fassungslos und sah Wolf wie hilfesuchend an. »Tatsächlich, hörst du's auch? Er will uns erpressen.«
    »Ohne mich findet ihr das Gold nie!«
    »Wir haben die Karte, du Affe!«
    »Sie wird keiner lesen können, weil sie in weißen Händen ist.«
    »Das ist klar ausgedrückt.« Wolf nickte Boabo zu. »Er sollte uns zehn Prozent wert sein. Zehn Prozent – oder gar nichts. Rechne mal durch, Chick. Bei hundert Dollar sind das zehn für ihn, aber neunzig für uns …«
    »Und bei einer Million … hunderttausend für Knollennase und neunhunderttausend für uns …« Chick faßte sich an den Kopf. »Du hast mich überzeugt Boabo. Zehn Prozent?«
    »Ja, Sir!« antwortete der Aboriginal feierlich. »Aber es ist ein langer, schwerer Weg dorthin. Und es kann sein, daß wir nie ankommen.«
    »Mir ist noch nie 'ne gebratene Taube ins Maul geflogen, ich habe immer alles mit Schwerarbeit erobern müssen. Verdammt, ich schaffe auch das!« Chick sah Wolf Herbarth fragend an. »Was meinst du?«
    »Wir packen es, Chick«, sagte der. »Wir müssen an ein Wunder glauben, denn im Haasts Bluff kann es gar kein Gold geben, oder die ganze Geologie steht Kopf.«

4
    Sie brauchten zweieinhalb Tage bis Adelaide, eine geradezu wahnwitzige Zeit, die nur dadurch zu schaffen war, daß sie auch die Nächte durchfuhren.
    Jeder vier Stunden hinter dem Steuer – und das zweimal – das ergab sechzehn Stunden, dazwischen eine kurze Ruhepause, ein wenig Schlaf, und dann weiter, weiter, weiter! Umgeben von roten Staubwolken, gemartert von der Gluthitze, zitternd in der nächtlichen Kälte, immer darauf gefaßt, mit den dicken Schutz- und Rammstangen vorn am Kühler ein Känguruh wegzuschleudern oder mit einem verwilderten Stier zusammenzustoßen.
    Der rote Wüstensand drang durch jede Ritze der Fahrerkabine. Er klebte an den Augen, den Brauen, den Wimpern, den Nasenlöchern, pappte die Lippen zu, drang in die Poren der Haut, wo er ein unentrinnbares Kitzeln erzeugte, und nach einer Stunde schon sah man aus, als habe man sich in gefärbtem Mehl gewälzt … Sie aber waren sechzehn Stunden am Tag unterwegs, hielten nur an, um an gottverlassenen Stationen zu tanken, und soffen dann Krüge voller Cola oder auch nur einfaches, gekühltes, köstliches Wasser, von dem weder Chick noch Wolf wußte, woher es kam. Bisher hatten sie Glück gehabt; sie hatten weder eine Darminfektion noch Thyphus

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