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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bekommen, weder Gelbsucht noch Amöbenruhr.
    »Lieber drei Tage scheißen, als zwei Stunden lang vor Durst 'ne Fata Morgana sehen«, hatte Chick einmal gesagt, als ihn ein Arzt, der ihnen an einer dieser einsamen Tankstationen begegnete, eindringlich vor dem Wassertrinken warnte. »Haben Sie schon mal Durst gehabt, Doktor? Nicht so einen, wo man sich ein kühles Bier wünscht, sondern so einen richtigen Wüstendurst, wo einem die Zunge wie ein Lederflicken im Mund liegt und doppelt so dick ist. Nein? Dann wissen Sie nicht, wie das ist, wenn man sich schwört: Von jetzt ab saufe ich im Outback alles, was nach Flüssigkeit aussieht. Kennen Sie nicht die wahre Geschichte von den drei Rangern, die mit ihren Pferden durch die Mackay-Wüste wollten, von Vaughan Springs bis nach Kintore, und die unterwegs, als ihnen das Wasser ausgegangen war, die Adern ihrer Gäule anritzten und das Blut tranken, bis sie alle verreckten, Pferd und Mensch? Was wären die glücklich gewesen, ungefiltertes Wasser trinken zu können – selbst mit dem Risiko eines tagelangen Durchfalls.«
    Zweieinhalb Tage von Alice Springs bis Adelaide – das ist einfach Wahnsinn! Aber sie schafften es und fuhren wie rotbemalte Gespenster auf den Hof ihrer Spedition. Dann wankten sie wie Betrunkene zum Zentralbüro, meldeten sich zurück, und Chick sagte mit einer vom Staub völlig heiseren Stimme: »Das war vorläufig die letzte Fahrt, ihr klimatisierten Ärsche … Wir nehmen drei Monate Urlaub. Hat einer was dagegen?«
    Im Zentralbüro war niemand dagegen: Hier wurde verwaltet und nicht über den Arbeitseinsatz gestritten. Aber der Fahrdienstleiter, ein Mr. Josua Plinkert, der selbst neun Jahre lang die unendlichen Highways befahren hatte, bis er nach einem Unfall ein steifes Bein behielt und zum Fahrdienstleiter aufgestiegen war, hatte entschieden etwas einzuwenden:
    »Chick, nun füll deinen Wasserverlust zwei Tage lang mit Whisky auf und komm dann wieder. Drei Monate? Junge, ist dein Gehirn ausgetrocknet?«
    »Bin ich ein freier Mensch in einem freien Land?« fragte Chick aggressiv. »Red nicht drumherum, Josua …«
    »Natürlich, Chick. Aber …«
    »Kein Aber!«
    »Wir können doch deinen Truck nicht drei Monate lang auf Eis legen, in einer Ecke einmotten, bis es dem lieben Chick Bullay gefällt, wieder am Starter zu drehen! Wie stellst du dir das vor? Wir brauchen jeden Truck! Die Firma lebt davon – und du auch! Eine Woche – genehmigt …«
    »Die häng dir um den Hals! Ich brauche drei Monate.«
    »Vierzehn Tage, nur weil du es bist, Chick. Außer der Reihe … und sag's keinem weiter.«
    »Und wenn ich einfach drei Monate lang wegbleibe?«
    »Dann bist du raus, Chick. Gefeuert mit Blitz und Donner. Für immer bist du dann raus. Da kannst du die anderen Speditionen ruhig abklappern – dich nimmt keiner mehr. So etwas spricht sich in der Branche schnell rum. Dafür sorgen schon die lieben Kollegen.«
    »Da siehst du's, Wolf.« Chick drehte den Kopf zu Herbarth, der hinter ihm stand und bisher noch kein Wort gesprochen hatte. »Das ist echte Kameradschaft. Sobald es geht, hauen dich alle in den Sack. Treten dich mit Hallo in den Hintern. Warten auf deinen Posten, verleumden und belügen dich und lassen dich kaltlächelnd verrecken.« Er sah wieder den Fahrdienstleiter an und zog den Kopf zwischen die Schultern. »Mr. Plinkert«, sagte er dann sehr offiziell und laut, »ich bitte, zur Kenntnis zu nehmen: Chick Bullay verläßt ab sofort diesen Mistladen und steigt aus. War das klar genug?«
    »Und wie.« Plinkert war weit davon entfernt, beleidigt oder betroffen zu sein. Er kannte seine Supertruck-Fahrer, war ja selbst einer gewesen. Wenn sie von solch einer Höllentour zurückkamen, drehten viele durch, standen gewissermaßen neben sich und waren nicht mehr mit normalen Maßstäben zu messen.
    Nach spätestens drei Tagen hatte sich das geregelt … Wenn sie im Puff gewesen waren, wenn sie vierundzwanzig Stunden lang gesoffen oder ganz einfach nur rund um die Uhr geschlafen hatten. Dann kamen sie ganz klein, aber wieder vernünftig zu Josua Plinkert, entschuldigten sich, jeder auf seine Art, mit einem langen Wortschwall oder einem gebrummten »Wann geht's wieder los?« – und waren die besten Kerle unter der Sonne. Auch Chick würde in zwei oder drei Tagen wieder einen klareren Kopf haben.
    »Und du?« fragte Plinkert und sah dabei Wolf an. »Willst du auch drei Monate Urlaub?«
    Es sollte spöttisch klingen, aber Plinkert traute seinen Ohren

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