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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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um einen runden, fleckigen Tisch standen.
    »Du lebst wie eine Sau!« sagte Chick und setzte sich, nachdem er mit der Handfläche über den Stuhlsitz gefahren war. »Zieh dir was über, du Affe! So schön siehst du nicht als nacktes Monstrum aus.«
    »Was wollt ihr?« fragte Boabo ängstlich und kletterte in seinen Overall. »Warum kommt ihr zu mir, mitten in der Nacht … Wenn ich nun nicht allein gewesen wäre?«
    »Wer bei dir im Bett liegt, den hätten wir auch noch ertragen. Muß ja ein Mädchen mit einer ganz besonderen Geschmacksrichtung sein …«
    »Was wollt ihr?« fragte Boabo noch einmal und pflanzte sich an der Tür auf. Es sah so aus, als wolle er bei der erstbesten Gelegenheit flüchten.
    »Wir wollen dir etwas zeigen.« Wolf holte die lederne Karte aus der Tasche. »Du hast doch deine Muttersprache noch nicht vergessen, was?« Er schob die Karte über den Tisch. »Sieh dir das mal an. Was hältst du davon?«
    Zögernd kam Boabo näher. Aber dann fiel ihm ein, daß Chick ihn am Morgen besucht und so dumm dahergeredet hatte, daß man nicht klug daraus werden konnte. Auch eine Zeichnung auf Leder hatte er erwähnt, und er, Boabo, hatte gesagt:
    »Unmöglich, wir zeichnen nur auf Baumrinden oder auf Leinwand, die wir von den Weißen kaufen, genauso wie die Farben. Früher haben wir die Farben selbst aus gemahlenen Steinen hergestellt, aus Steinpulver in Schwarz, Rot, Gelb und Grau. Aber dann kam der weiße Mann mit seinen glänzenden Ölfarben und seinen Töpfen voller Tempera, und seitdem ist die ›Primitivkunst‹ der Aboriginals auch nicht mehr das, was sie einmal war: Ausdruck unerfüllter Träume und bewundernde Wiedergabe von Natur und Tier. Aber auf Känguruhleder zeichnen … nie!«
    Chick beobachtete Boabo scharf, als dieser sich über die Zeichnung beugte und sie eingehend betrachtete.
    Es war, als führe ein Blitz durch ihn, aber er beherrschte sich, hatte seinen schwarzbraunen Körper unter Kontrolle; nur seine Augen bekamen einen unnatürlichen Glanz. Und den erkannte Chick sofort.
    »Na?« fragte er. »Knollennase, was ist damit?«
    Boabo richtete sich auf und mühte sich um einen gelangweilten Gesichtsausdruck.
    »Nichts, Chick. Was soll das sein?«
    »Da ist doch was draufgekritzelt!«
    »Hat vielleicht ein Kind gemacht. Habt ihr das etwa gekauft? Da seid ihr aber beschissen worden …«
    Wolf wollte die Lederkarte schon wieder zusammenrollen, als Chick plötzlich über den Tisch langte, mit beiden Händen Boabos Kopf packte und ihn so zu sich heranzog. Er schüttelte ihn von rechts nach links und sagte dann mit einer gedämpften Stimme, die ausgesprochen gefährlich klang:
    »Und dabei glänzen deine Augen, du schwarzer Hundewurm? Ich sehe dir an, daß du genau weißt, was diese Kritzelei bedeutet. Los! Spuck es aus …«
    »Chick, ich schwöre …«
    »Und ich schwöre, daß ich dir deinen Knotenkopf zerquetsche, wenn du nicht die Wahrheit sagst!« Chick drückte Boabo gegen die Wand, verstärkte den Druck seiner breiten Hände, und der Aboriginal verdrehte die Augen vor Schmerz und Angst. »Was steht auf dem Lederlappen? Du kannst das alles lesen … Ich weiß es jetzt!«
    »Chick, laß los, bitte …«, stammelte Boabo. Er hing zwischen Chicks Fäusten, als habe er den Boden unter den Füßen verloren, und pendelte frei in der Luft.
    »Übersetzt du diese Zeichnung?«
    »Ja, Chick.«
    Bullay ließ los, schob die Karte wieder über den Tisch und gab Boabo einen Stoß. Der Aboriginal ging vor dem Känguruhleder auf die Knie und starrte die rätselhaften Zeichen an.
    »Es … es ist in der Sprache des Yunukoojootjara-Stammes geschrieben«, sagte er zögernd, als gäbe er ein heiliges Geheimnis Preis.
    »Ist das eine Hinweiskarte?«
    »Ja …«
    »Übersetzen!« befahl Chick.
    »Es heißt booroowal quarragwan … Tag und Hitze. In eurer Sprache: Der Ort ist am Tage sehr heiß.«
    »Weiter!«
    »Baapanannia – wariatanbirik – tarrukengh …«
    »Und das heißt?«
    »Bei Sonnenaufgang sieht der Hügel aus wie ein Bein …«
    Boabo hob den Blick zu Chick und Wolf. Er sah aus, als wolle er weinen, als habe er sein ganzes Volk verraten.
    »Und das Kreuz heißt: Gold«, sagte Chick heiser vor Erregung.
    »Ja …«
    »Und wo kann der Hügel liegen, der bei Sonnenaufgang wie ein Bein aussieht?« fragte Wolf.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wo lebt dieser Stamm?« schrie Chick und umfaßte wieder Boabos Kopf.
    »Im Gebiet von Haasts Bluff … zwischen dem Lake Amadeus und dem Lake Macdonald …

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