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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf der Erde liegenden Aboriginals zurück, setzte sich in ihren Kreis und ließ sich dann auf die Seite fallen. Er war zu Hause: Der Himmel ist ein Zelt, und die Erde ist die Mutter.
    »Da hat er uns aber eine saftige Ohrfeige gegeben«, sagte Chick und lachte spöttisch. »Und wir halten auch noch die Backen hin. Aber so ist das … Undankbarkeit ist immer der Lohn von diesen Burschen.«
    »Chick, er ist von uns Weißen jämmerlich betrogen worden!«
    »Bescheißen wir Weißen uns denn nicht auch selbst nach Strich und Faden? Denk nur an Mr. Finke, diesen Gauner. Läßt uns für einen Saulohn fahren und kann mehr zahlen! Rückt aber erst dann damit heraus, als wir gehen wollen, und keiner von uns hat ihm in die Fresse gehauen. Wolf, setz dich bloß nicht hin und beweine diesen Alten …«
    »Ich bin nachdenklich geworden, Chick. Wir sind ja ebenfalls im Begriff, die Aboriginals zu betrügen, wenn wir Gold finden. Es ist ihr Land, ihr Gold …«
    »Für sie hatte Gold nie einen Wert.«
    »Bis vor zweihundert Jahren der Weiße kam. Bis man nicht mehr tauschen, sondern zahlen mußte. Bis alles seinen Preis hatte. Jetzt weiß jeder Eingeborene, was sein Land wert ist, ein riesiges Land, das man ihnen einfach weggenommen hat mit der ungeheuerlichen Begründung, sie hätten darüber keine Besitzurkunde! Sind vierzigtausend Jahre keine Urkunde? Und wir jetzt – du und ich? Wir suchen eine Goldmine, und wenn wir sie wirklich finden, werden sie sagen: Sie gehört uns, Chick Bullay und Wolfgang Herbarth …«
    »Und niemandem anders!« rief Chick. »Sag bloß nicht, den Knollennasen gehört sie. Haben die gesucht oder wir?«
    »Es ist ihr Land …«
    »Es ist Niemandsland!« Chick hieb mit den Fäusten auf seine Oberschenkel.
    »Nein, das Reservat gehört den Aboriginals.«
    »Wir tauschen die Schürfrechte bei dem Ältesten des Stammes ein – gegen Werkzeuge, Schnaps, Tabak, Konserven …«
    »Ist das kein Betrug, Chick?«
    »Er hat wieder seinen humanitären Tag!« rief Chick und zog Cher an den Armen hoch. Es war nicht eben zärtlich, und sie schlug auch sofort nach seinen Händen. »Ich kenne das. Sitzt da im Truck und philosophiert stundenlang über Gerechtigkeit, Paragraphenverdreherei, Menschenrechte und so'n Blödsinn! Als ob wir da was ändern könnten. Die Welt ist nun einmal so, und wir sind geboren, um darum zu kämpfen, mit dem Arsch an die Wand zu kommen. Was soll das ganze Gequatsche! Wenn Gott wirklich den Menschen geschaffen hat, müßte er sich jeden Tag sein Bart ausreißen.« Er faßte wieder nach Cher und zog sie an sich. »Komm, Schatz, jetzt wollen wir was schaffen.«
    »Wohin?« fragte sie und stemmte die Beine in die Erde.
    »Zum Bus! Hier wird geredet und geredet, und dabei kann man mit der Zeit etwas viel Besseres anfangen. Es wird sowieso viel zu früh hell …«
    Er zog Cher mit sich. Sie wehrte sich nicht mehr, warf aber noch einen langen, fragenden Blick auf Sally, ehe sie Chick in den Bus folgte.
    Aus der Dunkelheit tauchte Boabo auf, den großen Sack voller Äste, kleingehackt auf das Maß, das man für ein Lagerfeuer brauchte. Man sah ihm an, daß er eine unangenehme Stunde hinter sich hatte; seine Angst vor den Göttern stand ihm noch im Gesicht geschrieben. Erst als er bei Sally und Wolf angekommen war, löste sich die Verkrampfung, und er grinste schief.
    »Gute Nacht allerseits!« sagte er anzüglich und trabte mit seinem Holzsack zum Toyota. Sally drehte das Licht der Gaslampe etwas niedriger und stellte die Plastikteller in einen Eimer.
    »Habt ihr die Wachen anders eingeteilt?« fragte sie.
    »Nein. Das Schlafen.« Wolf drehte das Licht vollends aus. »Boabo schläft im Wagen, Cher und Chick bleiben im Bus und wir im Zelt …«
    »Ach so …«
    Mehr sagte sie nicht. Aber es war Erkenntnis und Bestätigung zugleich. Sie räumte den Klapptisch ab, verstaute alles wieder in den dicht schließenden Kisten und zog den Reißverschluß des Zelteingangs auf. Davor schliefen die Aboriginals.
    Wolf und Sally gingen ins Zelt. Er zog den Reißverschluß wieder herunter, und völlige Dunkelheit umgab sie. Sie sahen sich nicht mehr. Sie hörten nur ihren Atem und spürten sich, als sie die Arme ausstreckten.
    »Willst du Licht machen?« fragte Sally. Ihre Stimme war eingebettet in Sehnsucht.
    »Ja.« Wolfs Stimme klang nicht anders. »Ich möchte dich sehen.«
    Er wußte, wo sich die Batterielampe befand, tastete im Dunkeln danach und knipste sie an. Das plötzliche helle Licht blendete ihn, aber

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