Gold in den roten Bergen
phantasievolle Bemalung des ganzen Körpers, der Bumerangs, der Steinhämmer, der Holzschilde und der langen, mit schrecklichen Widerhaken gespickten Speerspitzen. Wo diese einmal in einen Körper eindrangen, gab es kein Herausziehen mehr, ohne das Fleisch zu zerreißen.
»Unter dem Salz gibt es keine Opale«, sagte Petoo und schüttelte den Kopf.
»Man behauptet es aber.«
»Dann sucht …«
Chick kam vom Zelt zurück. Sein Gesicht ließ nichts Gutes ahnen.
»Knollennase bleibt dabei, daß der Alte uns bewußt in die falsche Richtung führt!« sagte er laut und fixierte Petoo mit bösen Blicken. »Was hat er gesagt?«
»Das ›Bein‹ könnte auch eine Senke in Form eines Beines sein …«
»Auf dem Leder steht aber ›Berg‹!«
»Wenn man in der Senke steht und blickt hinauf, liegt vor einem ein Berg. Es kommt auf den Standpunkt und die Interpretation an.«
»Mit anderen Worten: Wir stehen so dumm da wie vorher. Wir fahren weiter in die Richtung, die uns der alte Gauner angibt?«
»Ich würde höflicher zu ihm sein …«, sagte Cher in diesem Moment.
»Sie spricht mit mir!« schrie Chick und warf die Arme in die Luft. »Habt ihr das gehört: Sie spricht mit mir! Sie entdeckt wieder, daß sie einen Mund hat …«
»Idiot!« sagte Cher, drehte sich weg und ging zum Zelt zurück. Chick starrte ihr begeistert nach.
»Sie hat recht, Chick.« Sally tippte sich an die Stirn. »Du fällst von einer Dummheit in die andere. Der große Frauenkenner Bullay – wo ist er geblieben? Nicht die geringste Ahnung hast du von Frauen.«
»Soll ich vor ihr auf die Knie fallen?«
»Versuch es mal.«
»Das schafft keiner. Dieses sture Weibsstück! Einen Besseren als mich gibt es nicht.«
»Nun platzt er auch noch vor Einbildung!« sagte Sally zu Wolf. »Mach es ihm bloß nicht nach … Ein Benehmen wie das von Chick färbt leicht ab.«
Auch sie ging zum Zelt, und Chick und Wolf blieben allein zurück. Petoo trottete zu seinen Stammesbrüdern; sie hockten wie immer auf der Erde und kauten ihr getrocknetes Känguruhfleisch.
»Weißt du, wie das heute nacht werden soll?« fragte Chick. »Cher läßt mich bestimmt nicht in den Bus. Wo schlafe ich?«
»Im Toyota, genau wie gestern.«
»Und sehe euch zu, wie ihr aufeinander herumturnt.«
»Ich werde kein Licht anmachen. An die Schattenrisse habe ich nicht gedacht. War's schlimm?«
»Zur Aufklärung von Jugendlichen hätte es gereicht.« Chick verzog sein Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. »Wolf, gib mir einen Rat. Was soll ich mit Cher anstellen, damit sie wieder vernünftig wird?«
»Werde erst mal du vernünftig, Chick.«
»Ich bin vernünftig!«
»Das ist es, was du überwinden mußt. Du hast nicht immer recht, begreif das endlich. Du bist nicht der Alleswisser, Alleskönner und Allesbesieger. Du mußt auch mal Fehler einsehen und um Entschuldigung bitten können.«
»Ich soll mich bei Cher entschuldigen?«
»Zum Beispiel.«
»Und darauf geht sie ein?«
»Versuch es.«
»Und wenn sie so ein Luder bleibt?«
»Ein Luder solltest du nie in ihr sehen … Sie ist Cher, deine Frau … Das soll sie zumindest werden. Sie gehört zu dir, ist ein Teil deines Lebens …«
»Das ist sie wirklich, Junge!«
»Dann zeig es ihr doch, du Rindvieh!«
»Das habe ich doch.«
»Nicht nur im Bett, du Stier! Stell das Kommandieren ein. Sieh Cher als deinen Teilhaber an, als wertvolleren Teilhaber. Sogar hier in der Wüste deckt sie den Tisch, kocht Kaffee, schmiert dir die Brote … Und du setzt dich breitärschig hin, frißt und säufst und sagst auch noch: ›In Braeckys Kaffeehaus gibt's 'nen besseren Kaffee. Der hier ist dünn wie Kinderpisse.‹ – Da soll eine Frau aufjubeln? Statt sie zu loben, trittst du sie in die Kniekehlen. Chick, wer hat schon das Glück, im Never Never zwei solche Frauen zu haben wie wir? Nicht eine Minute haben sie schlapp gemacht … Bei über vierzig Grad Hitze, bei Staub und Durst, durch Wüste und Geröll fahren sie neben uns her. Sie sind zäher als wir. Hast du schon mal darüber nachgedacht? Wenn wir nach zehn Stunden Höllenfahrt anhalten und unser Lager aufschlagen wollen, was tun wir zuerst? Wir klettern aus dem Wagen, recken uns und machen erst mal gar nichts. Diese zehn Stunden liegen uns verdammt in den Knochen. Aber Cher und Sally? Sie tragen den Tisch und die Stühle aus dem Bus und schleppen die Verpflegungskiste heran, während wir lahm herumschlurfen und fluchend darangehen, das Zelt aufzubauen. Chick, wir sind armselige
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