Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sally? Oh, die kann jeder haben, ein gutes Dinner, und schon kommt sie mit. Hat ja nicht nur zufällig ein tolles Zimmer im Casino-Hotel. Direkter Fahrstuhl bis zur Tür.«
    Ihre Augen blitzten jetzt, sie stieß Wolf mit der Faust vor die Brust, warf sich dann herum und ging mit schnellen Schritten weg, hinüber zu den auf der Erde sitzenden Aboriginals.
    »Was ist denn hier los?« fragte Chick. Er hatte den Arm um Cher gelegt und drückte sie beim Gehen an sich. »Ist Sally sauer?«
    »Stinksauer.«
    »Und warum?«
    »Ich soll mir eine Zahl aussuchen … Vier, acht oder zehn Männer, wenn ich nicht in Alice bin …«
    »Aber das ist doch nicht wahr!« rief Cher betroffen. »Das stimmt doch nicht. Nicht einen einzigen …«
    »Jetzt fängt er damit an«, sagte Chick und lachte glucksend. »Was hat vorhin der große Philosoph gesagt: Sie gehört zu dir, ist ein Teil deines Lebens …«
    Wütend winkte Wolf ab, ließ Cher und Chick stehen und ging wortlos zum Toyota hinüber. Dort setzte er sich in die offene Tür und starrte vor sich in den roten Sand.
    Jetzt hat er uns erwischt, dachte er, der Wüstenkoller. Wir wissen das, wir spüren ihn selbst, aber wir können ihm nicht entrinnen. Er packt uns einfach wider jede Vernunft, wie gelähmt sind wir innerlich und können uns nicht dagegen wehren … Wir möchten etwas Vernünftiges sagen, aber was herauskommt, sind Schmähungen und Beleidigungen. Und wir reagieren nach dem Urinstinkt: Trittst du mich, trete ich dich … Wir sind verrückt vor lauter Sand, Staub, Hitze, Wüste, Geröll, Einsamkeit, Unendlichkeit, brennendem Himmel und tanzendem Horizont.
    Wer aber sagt mir, daß Sally nicht so ist wie Cher … Wer kann das beweisen? Sie sagt es ja: Es ist so einfach, mit dem Fahrstuhl direkt bis vor ihre Zimmertür zu kommen. Niemand sieht das. Ich weiß es ja aus eigener Erfahrung. Wie oft bin ich selbst mit diesem Lift zu ihr hochgefahren. Dann war da, genau gegenüber, ihre Tür, ich öffnete sie und schlüpfte schnell hinein. Und Sally war schon ausgezogen, stand nackt an der kleinen Hausbar und mixte meinen Lieblingsdrink … Campari, Orangensaft und Sekt.
    Bei mir … und bei wem noch?
    Er schlug die Hände vor das Gesicht, lehnte sich gegen den Türrahmen und kam sich verflucht elend vor.
    Für die Nacht ergab sich nun eine logische Umschichtung: Cher und Chick schliefen im Zelt, Sally blieb allein im Bus, Wolf allein im Toyota, und Boabo zog es vor, wieder wie seine Vorfahren auf der Erde zu schlafen, neben dem Hinterrad des Geländewagens. Wußte man, ob nicht auch Wolf schnarchte, als säge er Mammutbäume durch?
    Beim Abendessen starteten Chick und Cher noch einen zaghaften Versuch, Sally und Wolf zu versöhnen. Aber wie am Morgen bei Cher versagte jetzt auch bei Sally jede Bereitschaft, vernünftig zu denken. Sie rührte ihr Essen nicht an, trank nur den mit Wasser verdünnten Wein aus und verließ dann den Tisch. Man hörte, wie sie im Bus die Tür mit einem lauten Ruck zuzog.
    »Na, dann gute Nacht!« sagte Wolf bitter und stand ebenfalls auf. »Morgen geht es sehr früh weiter. Ich will den Lake Amadeus noch vor dem Abend erreichen. Den ersten Teil fahre ich …« Er grinste leicht. »Chick wird noch zu müde sein …«
    »Aber ich garantiere: Ich lasse kein Licht an! Du sollst keine Komplexe bekommen, Kleiner …«
    Wütend ging Wolf zum Wagen. Boabo baute noch beim Schein eines Halogenscheinwerfers die Lichtmaschine ein und lugte ab und zu durch das Fenster des Busses, ob er auch Sally im gleichen paradiesischen Zustand wie gestern Cher sehen konnte. Aber Sally lag angezogen auf dem Schlafsack, starrte an die Wagendecke und machte keine Anstalten, sich zu entkleiden.
    Enttäuscht seufzend klappte Boabo die Motorhaube zu, löschte die Handlampe und schlurfte zum Toyota. Dort saß Wolf wieder in der offenen Tür, rauchte und grübelte über das Leben nach.
    »Keinen Whisky?« fragte Boabo doppelt enttäuscht.
    »Nein!«
    »Mrs. Sally liegt da und starrt an die Decke.«
    »Hau ab und laß mich in Ruhe!« Wolf rauchte mit hastigen Zügen. »Nimm deine Klamotten und verzieh dich! Ich will allein sein …«
    Boabo schwieg klugerweise, holte seinen Schlafsack und die Decke aus dem Wagen und rollte sich neben dem Hinterrad zusammen. Bald darauf ertönte sein fürchterlich pfeifendes Schnarchen, und Wolf hatte das Gefühl, nun völlig allein zu sein – irgendwo im Weltall. Die rote Wüste vor ihm konnte genausogut auf dem Mond liegen, auf dem Mars, auf dem

Weitere Kostenlose Bücher