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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kleinen, scharfen Schere schnitt Wolf die Haare rund um die Kopfwunde ab, tupfte mit einer Alkoholkompresse das Blut weg und desinfizierte mit Merfen orange.
    Das Brennen des Alkohols weckte Sally aus ihrer Bewußtlosigkeit. Sie stöhnte leise auf, ihr Kopf zuckte ein paarmal, und Wolf umfing sie mit seinen beiden Armen. Nach einem Flattern der Lider öffnete Sally die Augen und blickte zunächst verständnislos in Wolfs Gesicht.
    »Laß … laß mich los …«, sagte sie dann mühsam und kaum hörbar. »Geh weg …«
    »Verdammt, die ist noch sturer als du!« knurrte Chick und warf Cher die blutigen Handtücher und Kompressen zu.
    »Kommt aus dem Jenseits zurück, und schon gibt's wieder Krach!«
    »Sally …«, sagte Wolf zärtlich. »Sally, bleib ganz ruhig, hörst du? Ganz ruhig. Du bist verletzt. Kannst du mich verstehen? Es ist nicht schlimm, du hast großes Glück gehabt … Aber bleib ganz ruhig liegen …«
    Er bettete sie auf den Schlafsack zurück, Cher schob ihr eine aus einer Decke gerollte Stütze unter den Kopf, Chick zählte, auf seine Uhr starrend, Sallys Puls.
    »Sehr matt –«, sagte er. »Ich komme auf zweiundvierzig Schläge …«
    Sally schloß wieder die Augen, aber ihr Atem ging allmählich kräftiger. Cher beugte sich über sie, wusch ihr noch einmal Gesicht und Hals und legte dann ein nasses Tuch auf ihre Stirn.
    »Petoo …«, sagte Sally leise. »Überfall …«
    »Den zerreiß ich in der Luft!« Chick sprach nicht weiter; Cher hatte ihn in die Rippen geboxt. Sally öffnete wieder die Augen und erfaßte den über ihr knienden Wolf. Ihr Blick war jetzt klarer, die Erinnerung kehrte zurück.
    »Er klopfte an die Tür … hatte noch zwei andere bei sich. Ich dachte, da ist was passiert, mache auf, frage, was er will – keine Antwort … Aber einer neben ihm schlägt mir plötzlich auf den Kopf … Von da an weiß ich nichts mehr …« Sie hielt erschöpft inne, tastete nach Wolfs Hand, umkrallte sie und schloß wieder die Augen.
    »Warum bloß?« sagte Wolf mit heiserer Stimme. Die Angst um Sally füllte ihn wie mit Blei aus. »Gerade du warst doch immer besonders freundlich zu ihnen.«
    »Warum?« Chick holte pfeifend Atem, schüttelte Cher ab, die ihn wieder zurückhalten wollte, und zeigte mit der geballten rechten Faust in den Bus. »Seht doch genau hin. Da fragt ihr noch? Geklaut haben sie, alles geklaut, worauf sie von Anfang an scharf waren! Wo sind die beiden Whiskykartons, die hier standen? Und der Rotwein ist auch weg! Himmel, Arsch und Wolkenbruch, sie haben uns nur hierhergelockt, um uns auszurauben. Wer weiß, wo wir hier sind? Vielleicht am einsamsten Punkt der Welt.«
    Sie kontrollierten, was fehlte, und bekamen eine lange Liste zusammen. Nicht nur ein Teil des Whiskys war weg – die übrigen Kartons aus dem Toyota zu holen war für die Aboriginals zu gefährlich geworden, weil Wolf und Boabo dort geschlafen hatten. Aber was ihnen wertvoll erschien, hatten Petoo und die anderen fünf aus dem Bus mitgenommen. Es fehlten zwei Kartons mit Wein, Büchsen mit Fleisch und Wurst, Dosen mit Fertiggerichten, zwei Kanister Benzin, zwei Schaufeln, ein Beil und eine Spannsäge. Sogar zwei Flaschen Kirschsirup, Dosen mit Stachelbeerkompott und einen kleinen Karton Schokolade in Tropenbüchsen hatten die Burschen mitgenommen.
    »Die müssen sich bepackt haben wie die Lastkamele«, sagte Chick am Ende der Zählung fassungslos. »Und damit ziehen sie durch die Wüste … zu Fuß! Das glaubt einem keiner. Aber das ist unsere Chance, Leute. In die Wagen, und ab mit Vollgas! Die holen wir spielend ein.«
    »Und wohin sind sie gezogen? Nach Westen, Süden, Osten oder Norden? Hier gibt es keine Spuren, Chick. Wo willst du denn suchen?« Wolf hatte Sally ein wenig verdünnten Whisky eingeflößt, das stärkte sie sichtlich. Sie hob den Kopf, ohne zu stöhnen,und kurz darauf stemmte sie sich hoch und setzte sich mit dem Rücken an die Wagenwand. Cher kochte neben dem Zelt Kaffee, Boabo schämte sich noch immer für seine Landsleute, saß ein Stück abseits und starrte vor sich hin.
    »Wenn wir wüßten, wo wir sind, wäre es einfacher«, murmelte Wolf.
    »In der Nähe des Lake Amadeus …«
    »Bist du dir da sicher, Chick? Ich nicht. Hier sieht die Wüste überall gleich aus, für mich wenigstens.« Wolf blickte in den Bus. Sally lächelte ihn an, ein trauriges, aber doch gleichzeitig zärtliches Lächeln. Er beugte sich zu ihr, küßte sie auf die Augen und drehte sich dann zu Chick um. »Ich

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