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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Saturn, und die heranwehende Nachtkälte verstärkte noch den Eindruck vollkommener Einsamkeit.
    Wir haben alle einen Wüstenkoller, wiederholte Wolf in Gedanken. Wir sind Gefangene unserer eigenen, sonst nicht sichtbaren Schwachheit. Wir sind nichts als armselige Kreaturen. Das Never Never zeigt es uns …
    Er war der erste, der aufwachte, auf seine Uhr blickte, sah, daß es halb sechs war. Spät genug … Mit dem Frühstück, dem Abbau des Lagers und allen anderen Arbeiten würde es halb acht werden, bis man weiterfahren konnte. Viel zu spät.
    Wolf stieg aus dem Wagen, sah flüchtig zum Bus hinüber, aber dort rührte sich natürlich noch nichts. Im Vorbeigehen gab Wolf Boabo einen leichten Tritt, den dieser mit einem hundeähnlichen Knurren beantwortete, und klopfte dann von außen an eine der Zeltstangen.
    »Aufstehen!« rief er. »Ihr Penner! Aber zieht euch an, bevor ihr rauskommt. Cher, hörst du mich?«
    »Ja …«, antwortete von innen eine verschlafene Stimme.
    »Was ist?«
    »Weckst du Sally?«
    »Tu es selbst.«
    »So dämliche Antworten bin ich von dir gar nicht gewöhnt, Cher. Heute gibt's kein großes, feierliches Frühstück. Wir müssen weiter!«
    »Der hat heute eine Laune wie ein Eisenfresser, dem das Lieblingseisen rostig geworden ist«, sagte Chick und sah mit Wonne zu, wie Cher sich anzog. »Heute koche ich Kaffee, mein Liebling. Einen echten Trucker-Kaffee. Da flattern Hemd und Hose …«
    Cher schlüpfte aus dem Zelt und sah Wolf nachdenklich neben dem Aschenhaufen des Feuers stehen und in die Wüste blicken.
    »Hast du was entdeckt?« fragte sie.
    »Im Gegenteil, ich vermisse etwas. Die Aboriginals fehlen.«
    »Tatsächlich!« Der Lagerplatz der Eingeborenen war leer. Sie waren verschwunden. Cher fuhr sich durch die rötlichen Haare. »Was hat das zu bedeuten? Sie können doch nicht einfach weg sein, uns hier allein lassen …«
    »Sie werden Wasser und etwas zu essen suchen. Sie haben noch den Instinkt des Wildes und riechen irgendeinen Tümpel. Plötzlich werden sie wieder hier sein …«
    Er sah zum Bus hinüber. »Weckst du Sally?«
    »Ich muß ja wohl, du starrköpfiger Supermann!«
    Wolf sah ihr nach, wie sie an die Tür klopfte und, weil sich innen nichts rührte, nochmals klopfte und Sallys Namen rief. Als keine Antwort kam, schob Cher die Tür auf … Und dann ertönte ein Schrei, so grell im Ton, daß Wolf zusammenzuckte und ein Kälteschauer über seinen Rücken lief. Auch Chick, der gerade aus dem Zelt kroch, schoß hoch, als habe man ihn von hinten gestochen.
    »Sally …«, schrie Cher und warf sich herum. »Wolf! Chick: Sally … o nein … o nein …«
    Fast gleichzeitig erreichten Wolf und Chick den Bus. Noch nie waren sie zu so riesigen Sätzen fähig gewesen. Wolf riß Chick zur Seite und beugte sich in das Wageninnere.
    Sallys Gesicht war von einer Schicht getrockneten Blutes überzogen, das aus ihren Haaren gelaufen war. Aber sie lebte, Wolf sah es sofort an den schwachen Atembewegungen ihrer Brust. Ihre Hände waren mit Nylonseilen gefesselt, und auch die Füße hatte man ihr zusammengebunden.
    »Sie … sie hat sich umgebracht, Chick«, stammelte Cher, die Sally nur flüchtig angesehen und dann sofort losgeschrien hatte. »Sie hat sich wegen Wolf umgebracht!«
    »Diese Weiber mit ihrer Liebes-Todes-Hysterie!« brüllte Chick. Er riß Boabo, der ebenfalls heranraste, das Messer aus dem Gürtel, das er immer bei sich trug, und reichte es Wolf.
    »Sieh dir Sally doch an, Cher. Wir sind überfallen worden … Sie haben Sally niedergeschlagen …«
    »Und Petoo und seine Leute sind weg!« sagte Boabo in einem Ton, als schäme er sich für sein Volk. »Ich schwöre euch: Wenn ich ihn jemals wiedersehe, bringe ich ihn um.«
    Wolf hatte Sallys Fesseln durchgeschnitten, was bei den festen Nylonstricken einige Mühe kostete. Er rief nach Wasser und einem Lappen, schob vorsichtig seinen Arm unter Sallys Nacken und hob ihren Kopf hoch. Die blutverkrustete Wunde war nicht groß, ein Riß nur in der Kopfhaut, aber der Schlag, der sie verursacht hatte, hatte genügt, um Sally in tiefe Bewußtlosigkeit fallen zu lassen. Der anschließende große Blutverlust – eine Kopfwunde blutet besonders stark – bewirkte die anhaltende Ohnmacht.
    Cher war in den Bus gestiegen und schob laut weinend eine Schüssel mit Wasser und drei Handtücher zu Wolf hinüber. Vorsichtig wischte er Sally das Blut vom Gesicht und nickte dankbar, als Chick neben ihm den Sanitätskasten aufklappte. Mit einer

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