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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sollte ich denn tun?«
    »Uns ein heimliches Zeichen geben. ›Aus Versehen‹ auf die Hupe drücken. Irgend etwas … Aber da sitzt das hirnlose Weib stundenlang neben Sally und fährt durch die Wüste, stur wie ein Panzer!«
    »Und der Herr, das große Genie Chick Bullay, weiß wieder mal alles besser und benimmt sich wie eine Wildsau!« Cher konnte zurückschlagen; das hatte sie als Kellnerin gelernt, wenn die rauhen Kerle von den Trucks oder aus dem Outback ihr in den Hintern kniffen oder mit den Händen unbedingt den Umfang ihrer Brüste messen wollten.
    Wolf hatte Sallys Kopf auf eine Deckenrolle gelegt und hielt ihr wieder das Fläschchen mit Kölnisch Wasser unter die Nase.
    »Das kann nicht allein von dem Schlag auf den Schädel kommen«, sagte er nachdenklich. »Auch wenn sie eine Gehirnerschütterung hat, wirkt sich das nicht so aus …«
    »Bei fast 45 Grad Hitze, Wolf? Das haut doch schon einen Gesunden vom Hocker.«
    »Und dann das stundenlange Rütteln im Bus, das Hopsen durch die Schlaglöcher. Da wird das Gehirn noch mehr erschüttert, jede Minute mindestens einmal – und das über Stunden …«, meinte Cher.
    »Aha! Jetzt weiß sie's plötzlich!« schrie Chick wieder auf. »Und was tut sie? Mit ihrem Klebearsch bleibt sie hinterm Steuer!«
    »Muß ich mir das bieten lassen, Wolf?« fragte Cher beleidigt. »So einen Superflegel soll ich heiraten? Wenn wir wieder in Alice Springs sind, spucke ich ihm ins Gesicht und laß ihn zum Trocknen stehen … Und wenn er hundertfacher Millionär geworden ist.«
    Wolf nahm Sallys Ohnmacht wahr, um ihre Kopfwunde noch einmal auszuwaschen und genauer zu untersuchen. Er desinfizierte sie wieder, drückte die Wundränder mit einem straffen Heftpflaster zusammen und überklebte dann alles mit einem Mullpflaster. Als er die Schere in den Verbandskasten legte, sah er, daß Sally die Augen geöffnet hatte.
    »Mir wurde plötzlich schwarz vor Augen …«, murmelte sie schwach. »Verzeih, Wolf. Ich wollte durchhalten …«
    »Das war ein völlig falscher Ehrgeiz, Schatz. Wie geht es dir jetzt?«
    »Besser.« Ihr Lächeln war nichts als ein mühseliges Verziehen des Gesichts. »Viel besser. Wir können weiterfahren.«
    »Erst machen wir eine Stunde Pause, trinken Kaffee, essen Schokolade und einen Riegel Caramell-Traubenzucker. Und du bleibst liegen.«
    »Ich wollte euch nicht zur Last fallen …«
    »Red nicht so einen Quatsch, Sally!«
    Nach einer Stunde brachen sie wieder auf. Mit Aufbietung aller Kraft ging Sally ohne Hilfe zum Bus zurück und kletterte hinein. Aber fahren konnte sie nicht … Cher setzte sich wieder hinters Lenkrad. Chick nickte zu ihr hinüber und stieß Wolf an.
    »Sieh dir dieses zähe Luder an«, sagte er mit deutlichem Stolz. »Die ist durch nichts kleinzukriegen!«
    »Du hast sie schwer beleidigt, Chick.«
    »Sie hätte uns ein Zeichen geben können.«
    »Und hätte es mit Sally verdorben gehabt. Wenn Sally etwas will oder nicht will, kann sie dicke Mauern einrennen. Ich kenne das.«
    »Phantastische Weiber, alle zwei«, sagte Chick aus voller Brust. »Wird das später ein schönes, wildes Leben …«
    Und wieder Hitze, roter Staub, Geröll, Spinifexgrasbüschel, Baumgerippe, verstreute, abgeschliffene oder zerrissene Felsengruppen, die Millionen Jahre überlebt hatten, Salzflächen, Sandhügel, Wind und Einsamkeit. Stundenlang.
    Dann auf einmal sahen sie die weite Fläche des Lake Amadeus vor sich, das vielfach geschlängelte ausgetrocknete Salzbett mit den Sandbänken darin, die aussahen wie riesige Pfannkuchen, die im Fett schwimmen. So weit das Auge reichte, nur Salz und Sand, kein Baum, kein Lebewesen; selbst die harten Grasbüschel mit ihren wasserspeichernden Wurzeln waren flach und schütter.
    »Der Arsch der Welt«, sagte Chick düster. »Jetzt sind wir da!« Sie fuhren, obgleich es schon dämmerte, weiter an dem entlang, was man Ufer nennen konnte, kamen an eine Bucht und sahen mit Freude, daß hier wie in einer Wanne Wasser stehengeblieben war. Und weil Wasser überall Leben erzeugt, standen ein paar armselige Mallee-Bäume herum, fettere Spinifexbüschel und ein Kreis von Zwergakazien.
    »Es stimmt!« schrie Chick und klatschte in die Hände. »Wer durch die Hölle kommt, findet das Paradies. Hier ist der Platz, nach dem ich mich seit heute morgen gesehnt habe!«
    Sie hielten an, mitten im Kreis der Zwergakazien, und sprangen aus den Autos. Im Süden stand eine graue Wolkenwand am Himmel, die nichts mit der Abenddämmerung zu tun

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