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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Matanceros und sahen dort, wie Lady Sarah von Bord in die Festung verbracht wurde.«
    »Dann habt Ihr also mit dem alleinigen Ziel angegriffen, die Tugend dieser Engländerin zu bewahren?« Hackletts Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Hunter blickte im Tribunal von einem Gesicht zum nächsten. »Gentlemen«, sagte er, »wenn ich mich nicht irre, ist es nicht Aufgabe dieses Tribunals herauszufinden, ob ich ein Heiliger bin« – amüsiertes Lachen erklang –, »sondern einzig und allein, ob ich ein Pirat bin. Ich wusste natürlich von der Galeone im Hafen von Matanceros. Sie war eine überaus verlockende Prise. Dennoch wird das Gericht hoffentlich anerkennen, dass die Provokationen eine Vielzahl solcher Angriffe gerechtfertigt hätten – und zwar eindeutige Provokationen, die keinen Raum für juristische Spitzfindigkeiten oder formale Deuteleien lassen.«
    Er blickte zu dem Gerichtsschreiber hinüber, dessen Aufgabe es war, bei dem Verfahren Protokoll zu führen. Erstaunt stellte Hunter fest, dass der Mann friedlich dasaß und nicht mal die Feder in der Hand hielt.
    »Sagt uns«, sagte Hacklett, »wie ist es Euch gelungen, von dem spanischen Kriegsschiff zu entkommen, nachdem Ihr gefangen genommen worden wart?«
    »Durch den Heldenmut und die Tapferkeit des Franzosen Sanson, der uns befreite.«
    »Ihr habt eine hohe Meinung von diesem Sanson?«
    »Allerdings, ja, denn ich verdanke ihm mein Leben.«
    »Nun gut denn«, sagte Hacklett. Er drehte sich auf seinem Stuhl um. »Ruft den ersten Zeugen, Mr André Sanson!«
    »André Sanson!«
    Hunter wandte sich zur Tür, erneut fassungslos, als Sanson in den Saal trat. Der Franzose bewegte sich rasch, mit geschmeidigen fließenden Schritten, und nahm seinen Platz im Zeugenstand ein. Er hob die rechte Hand.
    »André Sanson, schwört Ihr auf die Heiligen Evangelisten, wahrheitsgetreu Zeugnis abzulegen zwischen dem König und dem Gefangenen, dem Piraterie und Räuberei zur Last gelegt wird, so wahr Euch Gott helfe?«
    »Ich schwöre es.«
    Sanson senkte die rechte Hand und sah Hunter in die Augen. Der Blick war ausdruckslos und mitleidig zugleich. Er hielt den Blick etliche Sekunden, bis Hacklett wieder das Wort ergriff.
    »Mr Sanson.«
    »Sir.«
    »Mr Sanson, Mr Hunter hat die Ereignisse der fraglichen Seeexpedition aus seiner Sicht geschildert. Wir möchten nun die Geschichte aus Eurer Sicht hören, als Zeuge, dessen Mut von dem Angeklagten bereits gewürdigt wurde. Würdet Ihr uns bitte sagen, mit welchem Ziel die Cassandra in See stach – ursprünglich, so wie Ihr es verstanden habt?«
    »Um Blutholz zu fällen.«
    »Und wurdet Ihr irgendwann eines Besseren belehrt?«
    »Das wurde ich.«
    »Bitte erläutert das dem Gericht.«
    »Nachdem wir am zwölften September losgesegelt waren«, sagte Sanson, »steuerte Mr Hunter die Monkey Bay an. Dort verkündete er der Besatzung, dass sein Ziel Matanceros sei, um das dort vor Anker liegende Schatzschiff zu kapern.«
    »Und wie war Eure Reaktion?«
    »Ich war schockiert«, sagte Sanson. »Ich erinnerte Mr Hunter daran, dass ein solcher Überfall Piraterie sei und mit dem Tode bestraft würde.«
    »Und seine Antwort?«
    »Flüche und unflätige Beschimpfungen«, sagte Sanson, »sowie die Warnung, dass er mich, sollte ich nicht vorbehaltlos mitmachen, wie einen Hund töten und mich in Stücken an die Haie verfüttern würde.«
    »Dann erfolgte Eure Beteiligung also unter Zwang und nicht freiwillig.«
    »So ist es.«
    Hunter starrte Sanson an. Der Franzose wirkte ruhig und gelassen, während er sprach. Nichts ließ erkennen, dass er log. Er warf Hunter wiederholt einen Blick zu, einen trotzigen Blick, als wollte er sagen: Streitet meine Geschichte ruhig ab, es glaubt Euch doch keiner.
    »Was geschah dann?«
    »Wir nahmen Kurs auf Matanceros in der Hoffnung, dass uns dort ein Überraschungsangriff gelingen würde.«
    »Verzeiht, meint Ihr damit einen Angriff ohne vorausgegangene Provokation?«
    »Ganz recht.«
    »Bitte fahrt fort.«
    »Auf dem Weg nach Matanceros trafen wir auf das spanische Kriegsschiff. Da wir deutlich unterlegen waren, wurden wir von den Spaniern gekapert, als Piraten.«
    »Und was habt Ihr getan?«
    »Ich wollte auf keinen Fall in Havanna als Pirat sterben«, sagte Sanson, »zumal ich bis dahin gezwungen worden war, Mr Hunters Befehl zu folgen. Daher versteckte ich mich und konnte anschließend meinen Kameraden zur Flucht verhelfen. Ich vertraute darauf, dass sie nun die Rückkehr nach Port Royal beschließen

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