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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Zimmer um, das klein und eng war – ein Bett, eine Seetruhe mit seinen Habseligkeiten in einer Ecke, ein Nachttopf unter dem Bett, eine Schüssel mit Wasser in greifbarer Nähe. Er hustete, begann, sich anzuziehen, und urinierte zwischendurch aus dem Fenster auf die Straße. Ein lautstarker Fluch drang zu ihm hoch. Hunter grinste und zog sich weiter an, kramte sein einziges gutes Wams aus der Seetruhe und stieg in seine letzte Kniehose, an der nur ein paar Fäden ausfransten. Zum Schluss schnallte er sich seinen goldenen Gürtel mit dem kurzen Dolch um. Zu guter Letzt nahm er eine Pistole, schob eine Kugel in den Lauf und stopfte sie mit dem Ladestock fest; dann steckte er die geladene Waffe in den Gürtel.
    So gestaltete sich in der Regel Captain Charles Hunters Toilette, wenn er abends bei Sonnenuntergang aufstand. Sie dauerte nur fünf Minuten, denn Hunter war kein pingeliger Mann. Und auch nicht gerade ein Puritaner, dachte er mit einem letzten Blick auf die Frau in seinem Bett. Dann schloss er die Tür und stieg die schmale, knarrende Holztreppe hinunter in den Schankraum von Mrs Denbys Gasthaus.
    Der Schankraum war breit, hatte eine niedrige Decke und einen Boden aus festgetretener Erde, auf dem in langen Reihen etliche schwere Holztische aufgestellt waren. Hunter sah sich kurz um. Wie Mrs Denby gesagt hatte, war Levasseur da, saß in einer Ecke über einen Krug Wein gebeugt.
    Hunter steuerte auf die Tür zu.
    »Hunter!«, krächzte Levasseur mit betrunkener, belegter Stimme.
    Hunter drehte sich um und tat überrascht. »Mensch, Levasseur, ich hab dich gar nicht gesehen.«
    »Hunter, du Sohn eines englischen Straßenköters.«
    »Levasseur«, erwiderte er und trat aus dem Licht, »du Sohn eines französischen Bauern und seines Lieblingsschafes, was machst du denn hier?«
    Levasseur stand hinter dem Tisch auf. Er hatte sich eine dunkle Ecke ausgesucht. Hunter konnte ihn nicht gut sehen. Aber die beiden Männer waren etwa zehn Schritte voneinander entfernt – zu weit für einen Pistolenschuss.
    »Hunter, ich will mein Geld.«
    »Ich schulde dir kein Geld«, sagte Hunter. Und das war nicht gelogen. Unter den Freibeutern in Port Royal wurden Schulden vollständig und prompt beglichen. Es gab nichts Rufschädigenderes für einen Mann, als seine Schulden nicht zu bezahlen oder Beute nicht gerecht aufzuteilen. Wer bei einem Freibeuterraubzug versuchte, einen Teil der Beute für sich selbst abzuzweigen, wurde kurzerhand abgemurkst. Hunter selbst hatte schon mehr als einen diebischen Seemann mit einer Kugel ins Herz getötet und den Leichnam ohne Bedenken über Bord geworfen.
    »Du hast mich beim Kartenspielen betrogen«, sagte Levasseur.
    »So betrunken, wie du warst, kannst du den Unterschied kaum bemerkt haben.«
    »Du hast mich betrogen. Du hast fünfzig Pfund genommen. Die will ich wiederhaben.«
    Hunter sah sich im Raum um. Es gab keine Zeugen, was ungünstig war. Er wollte Levasseur nicht ohne Zeugen töten. Er hatte zu viele Feinde. »Wie soll ich dich denn betrogen haben?«, fragte er. Während er sprach, näherte er sich Levasseur ein wenig.
    »Wie? Ist doch egal wie. Du hast mich betrogen, basta.« Levasseur hob den Krug an die Lippen.
    Hunter nutzte den Augenblick und sprang vor. Er schlug mit der flachen Hand unten gegen den Krug und rammte ihn Levasseur ins Gesicht, sodass dessen Kopf nach hinten gegen die Wand prallte. Levasseur gurgelte und sackte zusammen, Blut tropfte ihm aus dem Mund. Hunter packte den Krug und schmetterte ihn auf Levasseurs Schädel. Der Franzose blieb bewusstlos liegen.
    Hunter schüttelte den Wein von den Fingern, drehte sich um und verließ Mrs Denbys Gasthaus. Draußen trat er in den knöcheltiefen Matsch auf der Straße, achtete aber nicht darauf. Er dachte an Levasseurs Trunkenheit. Wie fahrlässig von ihm, sich zu betrinken, während er auf jemanden wartete.
    Es war Zeit für eine weitere Kaperfahrt, dachte Hunter. Sie verweichlichten alle langsam. Er selbst hatte viel zu viele Nächte zu tief ins Glas geschaut oder mit den Frauen vom Hafen verbracht. Sie mussten schnellstens wieder raus aufs Meer.
    Hunter stapfte lächelnd durch den Matsch, winkte den Huren zu, die ihm von hohen Fenstern aus zubrüllten, und ging zur Gouverneursresidenz.
     
    »Es gab viel Gerede über den Kometen, der unmittelbar vor Ausbruch der Pest über London gesehen wurde«, sagte Captain Morton und trank einen Schluck Wein. »Vor der Pest von ’56 wurde auch ein Komet gesehen.«
    »Wohl wahr«,

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