Gold. Pirate Latitudes
neugierig gemacht«, sagte Hunter. »Ich bin sicher, die Neugier des Gouverneurs ist ebenfalls geweckt.«
»Ich glaube«, sagte Almont, »man kann durchaus sagen, das Interesse der Krone ist geweckt.«
Hacklett saß steif auf seinem Stuhl. »Sir James«, sagte er, »wärt Ihr wohl so freundlich, uns Übrige über die Bedeutung der ganzen Angelegenheit aufzuklären?«
»Einen Augenblick noch«, sagte Almont und winkte ungehalten ab. Er starrte Hunter unverwandt an. »Welche Bedingungen stellt Ihr?«
»Zunächst einmal, gleiche Anteile«, sagte Hunter.
»Mein lieber Hunter, gleiche Anteile sind für die Krone überaus reizlos.«
»Mein lieber Gouverneur, jeder geringerer Anteil würde die Fahrt überaus reizlos für die Seeleute machen.«
Almont schmunzelte. »Euch ist natürlich klar, dass die Beute gewaltig ist.«
»Durchaus. Mir ist ebenfalls klar, dass die Insel uneinnehmbar ist. Ihr habt sie letztes Jahr von Edmunds mit dreihundert Mann angreifen lassen. Nur einer kehrte zurück.«
»Ihr selbst habt die Ansicht geäußert, dass Edmunds kein einfallsreicher Mann war.«
»Aber Cazalla ist überaus einfallsreich.«
»In der Tat. Dennoch dünkt mich, dass Cazalla ein Mann ist, den Ihr gern kennenlernen würdet.«
»Nur, wenn wir uns auf gleiche Anteile einigen.«
»Aber«, sagte Sir James mit einem entspannten Lächeln, »wenn Ihr von der Krone erwartet, die Fahrt auszurüsten, müssen diese Kosten vor der Aufteilung abgezogen werden. Fair?«
»Augenblick bitte«, sagte Hacklett. »Sir James, feilschen Sie etwa mit dem Mann?«
»Ganz und gar nicht. Ich treffe mit ihm eine Absprache unter Ehrenmännern.«
»Zu welchem Zweck?«
»Zum Zwecke der Planung einer Kaperfahrt zum spanischen Außenposten auf Matanceros.«
»Matanceros?«, sagte Morton.
»So heißt die Insel, an der Ihr vorbeigekommen seid, Captain Morton. Punta Matanceros. Die Spanier haben dort vor zwei Jahren eine Festung gebaut, die dem Kommando eines widerwärtigen Gentleman namens Cazalla untersteht. Vielleicht habt Ihr von ihm gehört. Nein? Hier jedenfalls ist sein Name sattsam bekannt. Angeblich empfindet er die Schreie seiner sterbenden Opfer als beruhigend und entspannend.« Almont blickte in die Gesichter seiner Dinnergäste. Mrs Hacklett war recht bleich geworden. »Cazalla führt das Kommando in der Festung von Matanceros, dem östlichsten spanischen Außenposten entlang der Route, die die Schatzflotte in die Heimat nimmt.«
Langes Schweigen trat ein. Die Gäste blickten beklommen drein.
»Wie ich sehe, sollte ich Euch die Lage der Dinge in diesem Winkel der Welt erklären«, sagte Almont. »Jedes Jahr schickt Philipp eine Flotte von Galeonen aus Cádiz über den Atlantik. Vor der Küste von Neuspanien teilt sich die Flotte auf, und die Galeonen steuern verschiedene Häfen an – Cartagena, Vera Cruz, Portobelo –, um Schätze an Bord zu nehmen. Dann versammelt sich die Flotte wieder in Havanna und tritt die Heimfahrt nach Spanien an. Die gemeinsame Fahrt soll vor Überfällen von Freibeutern schützen. Hab ich mich verständlich ausgedrückt?«
Alle nickten.
»Also«, fuhr Almont fort, »die Armada setzt im Spätsommer die Segel, zu Beginn der Hurrikansaison. Bisweilen wurden Schiffe gleich zu Beginn der Reise vom Konvoi getrennt. Zum Schutz dieser Schiffe brauchten die Spanier einen starken Hafen. Und allein aus diesem Grund wurde Matanceros gebaut.«
»Das kann doch kein hinreichender Grund sein«, sagte Hacklett. »Ich glaube kaum –«
»Es ist Grund genug«, fiel Almont ihm barsch ins Wort. »Also. Wie das Glück es wollte, wurden vor einigen Wochen zwei Naos in einem Sturm von der Schatzflotte getrennt. Wir wissen das, weil ein Freibeuterschiff sie gesichtet und angegriffen hat. Vergeblich. Sie sind in südlicher Richtung entkommen, mit Kurs auf Matanceros. Eines war stark beschädigt. Was Ihr, Captain Morton, für ein spanisches Kriegsschiff gehalten habt, war offenbar eine Galeone der Schatzflotte. Wäre es ein echtes Kriegsschiff gewesen, hätte es sicherlich bei einer Entfernung von zwei Meilen die Verfolgung aufgenommen und Euch gekapert. Sehr wahrscheinlich würdet Ihr Euch in diesem Augenblick gerade die Lunge aus dem Hals schreien, sehr zu Cazallas Belustigung. Das Schiff hat Euch nicht verfolgt, weil es sich nicht getraut hat, den Schutz des Hafens zu verlassen.«
»Wie lange wird es dortbleiben?«, fragte Morton.
»Es kann jederzeit auslaufen. Oder es wartet, bis die nächste Flotte kommt, nächstes
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