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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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können als auch um einen schweren Sturm zu überstehen. Was das bedeutete, lag auf der Hand – er würde vor einem angreifenden Schiff das Weite und vor einem Sturm Zuflucht suchen müssen.
    Enders fasste seine Sorgen in Worte. »Ich wünschte, wir könnten alle Segel setzen«, sagte er und blickte hoch. Im Augenblick fuhr die El Trinidad ohne Besan-, Spriet- und Bramsegel.
    »Wie schnell sind wir?«, fragte Hunter.
    »Gerade mal acht Knoten. Wir müssten doppelt so schnell sein.«
    »Wird nicht einfach, einem Schiff davonzufahren«, sagte Hunter.
    »Oder einem Sturm«, sagte Enders. »Überlegt Ihr, die Schaluppe zu versenken?«
    Hunter hatte bereits darüber nachgedacht. Die zehn Mann an Bord der Cassandra wären auf der Galeone zwar eine Hilfe, aber keine große, und die El Trinidad wäre noch immer heillos unterbesetzt. Überdies hatte die Schaluppe an sich einen Wert. Wenn er sein Boot behielt, konnte er die spanische Galeone an die Händler und Kapitäne von Port Royal versteigern, wo sie ein fettes Sümmchen einbringen würde. Oder aber sie würde mit dem Zehnten des Königs verrechnet, wodurch sich die Menge an Gold und Silber und anderen Schätzen, die König Charles zustand, erheblich verringern würde.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ich will mein Schiff behalten.«
    »Tja, wir könnten die Sau auch leichter machen«, sagte Enders. »Wir haben reichlich Ballast an Bord. Mit den Kanonen und den Beibooten könnt Ihr ohnehin nichts anfangen.«
    »Ich weiß«, sagte Hunter. »Andererseits möchte ich nicht, dass wir wehrlos sind.«
    »Aber wir sind wehrlos«, sagte Enders.
    »Das weiß ich«, sagte Hunter. »Gleichwohl, vorläufig gehen wir das Risiko ein und vertrauen darauf, dass die Vorsehung uns sicher nach Hause bringt. Sobald wir in südlicheren Gewässern sind, verbessern sich unsere Chancen.« Hunter hatte vor, an den Kleinen Antillen vorbei und dann nach Westen in das weite Karibische Meer zwischen Santo Domingo und Venezuela zu steuern. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie in so großen offenen Gewässern auf spanische Kriegsschiffe stoßen würden.
    »Ich vertraue nicht gern auf die Vorsehung«, sagte Enders finster. »Aber so sei es.«
     
    Lady Sarah Almont war in einer Heckkajüte untergebracht. Als Hunter eintrat, sah er, dass Lazue bei ihr war und ihr mit Unschuldsmiene das Haar kämmte.
    Hunter bat Lazue zu gehen, und sie tat, wie geheißen.
    »Aber wir haben uns so angenehm unterhalten!«, klagte Lady Sarah, als sich die Tür schloss.
    »Madam, ich fürchte, Lazue hat ein Auge auf Euch geworfen.«
    »Er schien mir ein einfühlsamer Mann zu sein«, sagte sie. »Er hat eine überaus sanfte Hand.«
    »Tja«, sagte Hunter und nahm Platz, »der Schein kann trügen.«
    »Fürwahr, diese Erkenntnis habe ich selbst auch schon machen müssen«, erwiderte sie. »Ich war an Bord des Handelsschiffes Entrepid, das von Captain Timothy Warner geführt wurde. Seine Majestät König Charles schätzt ihn sehr als einen mutigen Kämpfer. Stellt Euch meine Überraschung vor, als ich feststellen musste, dass Captain Warner die Knie noch heftiger schlotterten als mir, als das spanische Kriegsschiff uns angriff. Er war, kurz gesagt, ein Feigling.«
    »Was ist aus dem Schiff geworden?«
    »Es wurde zerstört.«
    »Cazalla?«
    »Ja, genau der. Ich wurde als Prise genommen. Die Besatzung und das Schiff ließ Cazalla unter Beschuss nehmen und versenken.«
    »Alle tot?«, fragte Hunter und hob die Augenbrauen. Er war nicht sonderlich überrascht, aber dieser Vorfall lieferte ihm die Provokation, die Sir James als Rechtfertigung für den Angriff auf Matanceros dringend benötigen würde.
    »Ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen«, sagte Lady Sarah. »Aber ich nehme es an. Ich war in einer Kajüte eingesperrt. Dann hat Cazalla ein weiteres Schiff mit Engländern gekapert. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht.«
    »Ich glaube«, sagte Hunter mit einer leichten Verbeugung, »sie konnten entkommen.«
    »Mag sein«, sagte sie, ohne Hunters Andeutung zur Kenntnis zu nehmen. »Und nun? Was habt Ihr Strolche mit mir vor? Ich nehme an, ich befinde mich in den Händen von Piraten.«
    »Charles Hunter, frei geborener Freibeuter, zu Euren Diensten. Wir sind auf dem Weg nach Port Royal.«
    Sie seufzte. »Diese neue Welt ist so ermüdend. Ich weiß kaum, wem ich glauben kann. Ihr werdet mir mein Misstrauen Euch gegenüber nachsehen.«
    »Gewiss, Madam«, sagte Hunter zunehmend gereizt gegenüber dieser

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