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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Ihren Plänen nach würde das kleinere Schiff im Falle eines Angriffs Kurs auf den nächsten sicheren Hafen nehmen, während Hunter den Kampf mit dem spanischen Kriegsschiff aufnahm. Das war nicht ohne Risiko für Sanson, der Mühe haben könnte, unbehelligt zu entkommen. Falls die Spanier nämlich beschlossen, zuerst Sanson aufs Korn zu nehmen, würde Hunters Schiff nicht angreifen können. Die Kanonen der El Trinidad waren nur für zwei Verteidigungssalven vorbereitet.
    Aber falls Sanson diese Möglichkeit befürchtete, so ließ er es sich nicht anmerken; sein Winken wirkte durchaus fröhlich. Einige Minuten später lichteten die beiden Schiffe den Anker und steuerten unter leichten Segeln auf das offene Meer zu.
    Die See war rau. Nachdem sie die Korallenriffe und das flache Wasser hinter sich hatten, blies ein Vierzig-Knoten-Wind die Dünung zwölf Fuß hoch. Die Cassandra tanzte und hüpfte auf dem Wasser, während Hunters Schiff träge wankte wie ein krankes Tier.
    Enders jammerte kläglich und bat Hunter dann, für einen Augenblick das Ruder zu übernehmen. Hunter sah zu, wie der Meereskünstler zu einer Stelle am Bug ging, wo keine Segel über ihm waren.
    Enders stellte sich mit dem Rücken zum Wind und breitete die Arme aus. So blieb er einen Augenblick stehen, drehte sich dann ein wenig, die Arme noch immer ausgebreitet.
    Hunter erkannte den alten Seemannstrick, um das Auge eines Hurrikans zu orten. Wenn man sich mit ausgebreiteten Armen und mit dem Rücken zum Wind stellte, lag das Auge des Sturms stets zwei Kompassstriche vor der Richtung, in die die linke Hand zeigte.
    Enders kam grummelnd und fluchend zurück zum Ruder. »Er ist süd-südwest«, sagte er, »und ich will verflucht sein, wenn wir ihn nicht noch vor Einbruch der Dunkelheit zu spüren bekommen.«
    Und tatsächlich, der Himmel bezog sich bereits dunkelgrau, und der Wind schien mit jeder Minute stärker zu werden. Die El Trinidad krängte bedenklich, als sie Cat Island hinter sich ließ und die Rauheit der offenen See voll zu spüren bekam.
    »Verdammt«, sagte Enders. »Ich trau diesen vielen Kanonen nicht, Captain. Können wir nicht wenigstens zwei oder drei wieder nach steuerbord schaffen?«
    »Nein«, sagte Hunter.
    »Dann wird sie flinker«, sagte Enders. »Das würde Euch gefallen, Captain.«
    »Bosquet auch«, sagte Hunter.
    »Zeigt mir Bosquet«, sagte Enders, »und ich sag kein Wort mehr über Eure Kanonen.«
    »Da ist er«, sagte Hunter und deutete nach achtern. Enders blickte in die Richtung und sah, wie das spanische Kriegsschiff am Nordufer von Cat Island auftauchte und ihnen dicht auf den Fersen war.
    »Der küsst uns ja schon fast den Hintern«, sagte Enders. »Schockschwerenot, er ist gut auf Kurs.«
    Das Kriegsschiff hielt auf den verwundbarsten Teil der Galeone zu, das Achterdeck. Achtern war jedes Schiff schwach – weshalb Schätze stets im Bug verstaut wurden und die geräumigsten Kajüten immer achtern lagen. Der Kapitän eines Schiffes mochte zwar eine große Kajüte haben, aber man ging auch davon aus, dass er während einer Schlacht nicht darin sein würde.
    Hunter hatte achtern keine einzige Kanone; sie zeigten alle nach backbord. Und die Schlagseite des Schiffes machte es Enders unmöglich, die traditionelle Verteidigungstaktik bei einem Angriff von hinten anzuwenden, nämlich einen Zickzackkurs zu fahren, um ein schlechtes Ziel abzugeben. Enders hatte schon Mühe genug, das Schiff halbwegs gerade zu halten, damit kein Wasser über Bord schwappte, was ihn todunglücklich machte.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Hunter, »und Land auf steuerbord halten.«
    Er ging nach vorne zur Seitenreling, wo Don Diego durch ein seltsames Instrument spähte, das er gebaut hatte. Es war eine Holzvorrichtung, knapp drei Fuß lang und am Hauptmast befestigt. An beiden Enden befand sich ein kleiner viereckiger Holzrahmen mit einem x-förmigen Fadenkreuz darin.
    »Es ist ganz einfach«, sagte der Jude. »Das Ziel wird von hier anvisiert«, sagte er und stellte sich an ein Ende. »Wenn die beiden Fadenkreuze sich decken, ist die Position richtig. Genau der Teil des Ziels, der sich im Schnittpunkt der Fäden befindet, wird getroffen.«
    »Was ist mit der Reichweite?«
    »Dafür braucht Ihr Lazue.«
    Hunter nickte. Mit ihren scharfen Augen konnte Lazue Entfernungen erstaunlich präzise einschätzen.
    »Die Reichweite ist nicht das Problem«, sagte der Jude. »Das Problem ist die zeitliche Berücksichtigung der Dünung. Hier, seht

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