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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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berührte sie ihn am Arm. »Auch du hast dich wenig verändert, mein Lieber. Die Verlockung ist groß, deinen Schmeicheleien Glauben zu schenken. Sie sind Balsam für die Seele einer Frau, die merkt, wie ihr die Jahre dahinschwinden.«
    »Danach siehst du gar nicht aus.«
    »Enttäuscht dich das? Hättest du lieber eine grau gewordene, verhärmte Gestalt vor dir gesehen? Viel hätte wahrlich nicht gefehlt, mich schon in jungen Jahren in eine solche zu verwandeln. Allein Gottes Gnade hat mich davor bewahrt, nachdem du mich damals derart grausam deines Hauses verwiesen hast. Im rechten Augenblick hat mir der Allmächtige einen Menschen geschickt, dessen bedingungslose Liebe mir geholfen hat, mit dem erlittenen Leid fertig zu werden.«
    »So bist du also glücklich verheiratet?« Wieder räusperte er sich verlegen.
    »Mein Gemahl ist im letzten Jahr gestorben.«
    »Ist das der Grund, warum du jetzt vor mir stehst?«, brauste er auf. »Willst du mich jetzt auch dafür verantwortlich machen? Hast du deswegen mit diesem törichten Eibenholzhandel angefangen, den Rehbinder so geheimnisvoll für dich einfädeln musste?«
    »Es freut mich, dass du selbst herausgefunden hast, wer hinter den Abschlüssen steckt. Deiner Gemahlin hat Rehbinder wohl erst alles erklären müssen, damit sie es begriffen hat.«
    »Woher weißt du das?« Gernot wurde blass.
    »Er hat es mir selbst gesagt.«
    »Mir gegenüber hat er kein Wort von dir verraten.«
    »Auf einen so ehrwürdigen Mann wie ihn ist eben Verlass. Leider gilt das nicht für alle Männer, die mir im Lauf meines Lebens einmal ihr Wort gegeben haben.«
    »Willst du damit auf die Auflösung unserer Verlobung anspielen? Welche Wahl hatte ich denn damals? Als die verhängnisvolle Nachricht vom Überfall auf eure Reisegruppe nach Königsberg gelangt ist, habe ich dich für tot halten müssen. Jeder andere an meiner Stelle hätte ähnlich gehandelt.«
    »Du hättest dich allerdings nicht am nächsten Tag schon mit Editha verloben und sie eine Woche später heiraten müssen.«
    »Lange hast du unserer Verlobung ebenfalls nicht nachgetrauert. Kurz darauf hast du bei Kelletat Trost gefunden.«
    »Auf unsere Art haben der Böttchermeister und ich uns sehr geliebt«, stellte sie zu ihrer eigenen Verwunderung trotzig fest, um rasch das Thema zu wechseln: »Du siehst nicht so aus, als hätte dir das Geschäft mit dem litauischen Eibenholz großen Schaden zugefügt.«
    »Sag das nicht. Als Wehlau in die Kämpfe mit den Kreuzherren verwickelt wurde und unter Beschuss geriet, hätte es mich fast ruiniert. Du weißt, dass ich die nächste Lieferung bereits im Voraus bezahlt hatte, ohne je das Holz zu erhalten.«
    »Ich sehe schon: Trotz der Falten im Gesicht und dem dick gewordenen Wanst hast du dich kaum verändert, mein Lieber. Deine Gier nach gewinnträchtigen Geschäften ist so unersättlich wie ehedem. Nicht mein Verhalten, sondern diese Gier, einem guten Geschäft noch ein besseres hinzuzufügen, wäre dir fast zum Verhängnis geworden.«
    »Besäße ich diese Gier nicht, wäre ich wohl kaum ein guter Kaufmann.« In seinen Augen blitzte ein unerwartetes Lächeln auf. »Du hast dich ebenfalls kaum verändert, meine Liebe, sonst hättest du das gar nicht erst so eingefädelt. Weißt du noch, wer mir das Handeln einst beigebracht hat?«
    Seine Stimme wurde betörend, einige Atemzüge lang sahen sie einander vielsagend in die Augen. Es freute sie, dass er ihren Vater als seinen Lehrmeister nach wie vor hoch in Ehren hielt.
    »Der Neid meiner Königsberger Zunftgenossen hat dazu geführt, dass ich jetzt noch einmal nach Riga gereist bin«, fuhr er nach einer Pause fort. »Sie haben mir den satten Gewinn madig gemacht. Dem wollte ich für eine Weile entgehen. Ist das eigentlich deine lang geplante Rache an mir?«
    »Meine lang geplante Rache?« Sie lachte auf. »Glaubst du wirklich, das, was du mir vor siebzehn Jahren mit dem Raub meines Kindes angetan hast, wäre mit einem verlustreichen Holzgeschäft und dem bösen Tratsch deiner Zunftgenossen abgegolten?«
    »Wieso sprichst du vom Raub
deines
Kindes? Caspar ist
mein
Sohn! Jeder, der ihn sieht, wird dir das bestätigen.«
    »Mir muss das keiner bestätigen, mein Lieber. Eine Mutter vergisst nie, wessen Kind sie über Monate unter dem Herzen getragen und sich später unter Schmerzen aus dem Leib herausgepresst hat. Ebenso wenig vergisst sie, was es heißt, dieses Kindes beraubt zu werden und es bei einer anderen aufwachsen zu sehen.«
    »Du bist

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