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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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aus der Stadt versorgen, bevor sie am Abend gemeinsam den schweren Gang zur Fischartin in die Altstadt unternahmen.
    »Laurenz!«, ertönte ein aufgeregter Schrei, als sie das Haus der Muhme an der Krummen Grube fast erreicht hatten. Mit weit ausgebreiteten Armen lief ihnen die hochgewachsene Streicherin entgegen, dicht gefolgt von ihren beiden Mägden.
    »Was ist?«, fragte Laurenz belustigt, kaum dass er aus dem Sattel geglitten war und die Umarmung seiner Muhme erwidert hatte. »Ihr bereitet uns einen Empfang, als wären wir der Hochmeister persönlich oder gar der polnische König.«
    Lächelnd reichte er der schwarzgelockten Theres und der rundlichen Marie die Hand. Dann half er Agnes vom Pferd. Auch sie wurde erst von Agatha, dann von den Mägden herzlich umarmt. Verlegen tat Caspar, als müsste er sich dringend um sein Pferd kümmern. Das schnaubte verächtlich, stieß dampfenden Atem durch die Nüstern aus und schüttelte so heftig den Kopf, dass die helle Mähne wild durch die Luft flog.
    »Komm her, mein Lieber.« Laurenz legte ihm den Arm um die Schultern. Er überragte ihn zwar nur wenige Handbreit, wirkte aber dank seiner schlankeren Gestalt weitaus größer. »Lass uns meiner Muhme verkünden, wer du wirklich bist.«
    Aufmunternd zwinkerte er ihm zu und zog ihn mit zur Streicherin. Die aber strahlte bereits übers ganze Gesicht. »Ihr müsst mir gar nichts mehr erklären. Längst habe ich euer Geheimnis erfahren.«
    »Von wem?« Erstaunt und erschrocken zugleich starrte Agnes sie an. Die verschiedenfarbigen Augen der Muhme sprühten vor Vergnügen. Mit einer knappen Kopfbewegung deutete sie zum Hauseingang. Dort lehnte eine ebenfalls großgewachsene, schlanke Frauengestalt mit einer hellen Flügelhaube auf dem wohlgeformten Kopf in der offenen Tür.
    »Mutter!«, rief Agnes und stürmte auf sie zu. Freudig breitete Gunda die Arme aus und fing sie auf, drückte sie fest an ihre Brust.
    »Du ahnst nicht, wie sehr ich mich freue, Liebes, dich wieder gesund vor mir zu sehen«, sagte die Mutter leise.
    »Ich habe deinen Rat befolgt«, erklärte Agnes. Eindringlich sahen sie einander an.
    »Ich weiß«, erwiderte Gunda lächelnd. »Ich sehe, dass du gleich in doppelter Hinsicht auf dein Gefühl vertraut hast.«
    »Genau so, wie du es mir geraten hast.«
    »Du bist eben ganz meine Tochter.« Schmunzelnd gab die Mutter Agnes’ Hände frei und ging langsam auf Laurenz und Caspar zu, die mit den drei anderen Frauen und den Pferden das Hoftor erreichten. Die Muhme wies die Mägde an, die Pferde im Stall zu versorgen. Es war nicht zu übersehen, wie ungern sie den Auftrag befolgten. Viel lieber würden sie miterleben, was sich zwischen den Neuankömmlingen und Gunda weiter abspielte.
    »Habt tausend Dank, lieber Selege, dass Ihr mir meine beiden Kinder wohlbehalten zurückbringt«, wandte Gunda sich an Laurenz. »Ihr ahnt nicht, welche Freude Ihr mir damit macht.«
    »Und Ihr ahnt nicht, welche Freude es mir gewesen ist, das für Euch getan zu haben«, entgegnete Laurenz und verbeugte sich artig.
    Gunda wandte sich an Caspar und sah ihn prüfend an. Er erwiderte ihren Blick. »Wie schön, dich zu sehen, mein lieber Junge. Ich glaube, wir haben uns einiges zu erzählen.«
    Sie streckte ihm die Hand hin. Zögernd nahm er sie. Länger als nötig hielten sie einander fest, jeder in den Anblick des anderen versunken. Dieser Moment gehörte den beiden ganz allein.
    »Zum Reden gehen wir besser ins Haus«, schlug die Streicherin vor. »Drinnen warten eine warme Suppe und frisches Bier. Mir ist, als hättet ihr heute noch etwas Wichtiges zu erledigen und könntet zuvor eine Stärkung gut vertragen.«
    In der Diele empfing sie ein prasselndes Herdfeuer. Der große Tisch in der Mitte war gedeckt, als hätte Agatha geahnt, wann sie eintreffen würden. Neugierig eilte Agnes zunächst zu dem Bottich direkt neben dem Herd und kostete von dem gärenden Bier. »Ihr habt es bestens gelernt, liebe Muhme«, lobte sie. »Dieses Bier wird auch Mohr munden.«
    »Mir scheint, du bist der lieben Streicherin eine hervorragende Lehrmeisterin gewesen«, stellte Gunda stolz fest. »Wieso habe ich dein Talent nur so lange brachliegen lassen? Längst hättest du mir zu Hause im Silbernen Hirschen viel Arbeit abnehmen können.«
    »Von Agnes’ Braukunst schwärmt man bereits in allen drei Königsberger Städten«, berichtete Caspar. »Selbst im Grünen Baum im Kneiphof verkauft die Streicherin, was Agnes braut. Bald reicht der zugewiesene Brau

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