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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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ein?«, fragte sie endlich. »Ihr seid doch lediglich der Mittler zwischen Fischart und mir. Was kümmert Euch seine Lage, noch bevor er sich überhaupt selbst Gedanken darüber macht? Warum berührt Euch seine vermeintlich in Gefahr geratene Stellung in Königsberg mehr als meine Position? Habt Ihr vergessen, wer ich bin?«
    Dramatisch schlug sie sich die rechte Hand flach auf die Brust, beugte sich nah zu Rehbinder. »Seht mich an, mein Lieber! Ich bin eine arme Witwe, seit dem Tod meines Gemahls bar jedweden männlichen Beistands. Zacharias Fröbel, Gott hab ihn selig, hat mir deshalb noch auf dem Sterbebett geraten, mich in geschäftlichen Angelegenheiten immer auf Euch zu verlassen. Ihr, mein bester Rehbinder, seid ein verlässlicher Kaufmann, hat er mir gesagt. Ach, wie gern hat er mit Euch zu tun gehabt! Auch sein Freund, der verehrte Kollmann aus Bürgersdorf, war voll des Lobes über Euch und stets bereit, seine Hand für Euch ins Feuer zu legen. Vielleicht sollte ich ihm erzählen, wie seltsam Ihr Euch mir gegenüber verhaltet.«
    Bei dem Erwähnen Kollmanns wurde Rehbinder aschfahl im Gesicht. Nervös griff er sich an den Hals, versuchte, den Kragen seines engen Rocks zu lockern.
    »N-n-n-natürlich habt Ihr weiter mein W-w-w-wort, Fröbelin«, stotterte er mit schreckgeweiteten Augen. »Es bleibt also dabei, wie abgemacht: Ich werde mein Bestes tun, das Eibenholz so schnell als möglich nach Königsberg zu bringen. Noch während es dort auf den städtischen Holzwiesen gelagert und von den Brakern geprüft wird, gebe ich Fischart Bescheid, damit er es rasch übernehmen und nach England liefern kann.«
    »Wollen wir hoffen, die Prüfung der Braker dauert nicht allzu lang«, erwiderte Gunda und reckte das Kinn, um ihn von oben herab streng anzuschauen, als stünde er höchstpersönlich für diese Prozedur in der Verantwortung. »Es wäre doch zu schade, wenn der Handel für Fischart am Ende daran scheitert, dass die englischen Schützen zwischenzeitlich ihr Holz aus anderen Quellen beziehen. Das, mein lieber Rehbinder, brächte ihn in arge Bedrängnis, nicht die Tatsache, dass er Geschäfte mit Kaufleuten aus den Gefilden der Bündischen macht. Davon abgesehen, werdet Ihr gehört haben, wie sehr sich die Lage in unserer Gegend zuspitzt. Das Geld aus diesem Handel benötige ich damit dringender denn je. Die Ordensritter haben die preußischen Söldner aus Tapiau vertrieben. Auch von daher muss es in Eurem Interesse sein, die beiden Schiffe so schnell wie möglich nach Königsberg zu bringen. Bleiben sie länger hier am Ufer liegen, werden sie womöglich den Wirren eines Kampfes zum Opfer fallen. Wie aber sollte ich das Holz bezahlen, wenn Ihr es nicht wie vereinbart zu meinem Handelsmann nach Königsberg liefert?«
    »Also gut, Fröbelin. Ihr habt es nicht anders gewollt. Ich bringe das Holz zu Fischart. Doch seid gewiss, ein gutes Geschäft wird das für Euch nicht mehr. Ganz gleich, ob Fischart will oder nicht: Den vereinbarten Preis wird er Euch dafür nicht mehr zahlen können. Zu arg ist er bereits ins Zwielicht geraten. Das Wasser steht ihm bis zum Hals, seine Zunftgenossen heißen das Geschäft nicht gut. Ich wollte Euch nur warnen. Vielleicht hättet Ihr von hier aus doch noch einen anderen Abnehmer aufgetrieben. Wenn Ihr aber weiter an dem Handel mit Fischart festhaltet, müsst Ihr die Suppe, die Ihr Euch damit einbrockt, selbst auslöffeln.«
    »Seid gewiss, mein Lieber, dass ich dazu auch ohne Eure Zustimmung in der Lage bin«, erwiderte Gunda ungerührt. »Euren Anteil nehmt Ihr am besten gleich entgegen. Sonst quält Ihr Euch nur unnötig mit der Frage, ob Ihr trotz allem Euren Gewinn dabei macht.«
    Flink griff sie sich in den Ausschnitt und zog zu Agnes’ Verwunderung einen prall gefüllten Leinenbeutel aus den Tiefen zwischen ihren Brüsten hervor. Als sie das Säckchen dicht vor Rehbinders Gesicht baumeln ließ, klirrten die Münzen laut gegeneinander. Dem braven Kaufmann quollen die Augen über. Ehe Agnes sich’s versah, griff er nach dem Beutel und wog ihn prüfend in der Hand. Sein breites Gesicht strahlte. »Ich wusste doch, auf Euch ist Verlass, Fröbelin.«
    »Dasselbe kann ich von Euch behaupten.« Gunda lächelte spöttisch. »Ihr wisst, ich geize niemals mit der Bezahlung.«
    Rehbinder rann der Schweiß über die Schläfen. Hastig verabschiedete er sich.
    »Bis zum nächsten Mal, mein Lieber«, rief Gunda ihm nach. In unbeholfenen Schritten stolperte Rehbinder zu seinen Kähnen

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