Gold und Stein
liegen. »Was willst du nur immer mit den Pulvern der Hundskötterin? Die brauchen wir doch nicht. Unseren Spaß haben wir auch ohne sie. Du solltest nicht mehr zu ihr gehen.«
»Bist du von Sinnen?« Unwillig, ausgerechnet in diesem Moment an die leidige Hebamme erinnert zu werden, richtete sie sich halb auf, stützte den Oberkörper auf die Ellbogen und sah ihn an. Sie fröstelte. Bei ihrem heftigen Akt war die Decke vom Bett gerutscht. Sie hätte aufstehen müssen, um sie vom Boden aufzuheben. Stattdessen rückte sie näher zu Gernot, schmiegte sich eng an ihn an und atmete den Geruch seines Körpers. Sie versuchte noch einmal, ihn zum Liebesspiel zu verführen.
»Es reicht«, knurrte er und schälte sich mühsam aus dem Lager, um sich selbst nach der Decke zu bücken. Achtlos warf er sie aufs Fußende des Bettes und trat in die Mitte des Raumes. Sein feister Leib glänzte immer noch schweißnass. Aus diesem Blickwinkel entbehrte er sämtlicher Reize. Viel zu dick rollten sich die Wülste vom Bauch abwärts, kümmerlich baumelte sein eben noch so stark geschwollenes Glied zwischen den dünnen Oberschenkeln. Das weiße Fleisch leuchtete im Mondlicht, die Haare darauf wirkten borstig. Editha schauderte. Trotz seiner Plumpheit verschaffte ihr dieser Leib die kühnsten Genüsse. Er hatte recht: Die Pulver der Hundskötterin waren völlig überflüssig. Dennoch brauchte sie sie. Sie malte sich lieber nicht aus, was die gerissene Pfennigfuchserin anstellen würde, wenn sie einmal einen Donnerstagsbesuch ausließe oder gar erklärte, die wöchentliche Rezeptur zum überteuerten Preis künftig gar nicht mehr abzuholen.
»Niemals dürfen wir auf die Kräuter der Hundskötterin verzichten«, erklärte sie bestimmt. »Du weißt, warum. Nicht allein die Lust sollen sie bei uns wecken. Die, mein Lieber, ist bei dir erfreulicherweise noch immer ausreichend vorhanden. Auch ich fühle mich nach wie vor glücklich wie in der ersten Nacht mit dir.«
Sie suchte seinen Blick und räkelte sich abermals aufreizend auf dem Laken. Aus der Ferne drangen Glockenschläge herüber. Mitternacht. Bei weitem nicht die Stunde, um in einer schwülen Nacht wie dieser verzweifelt nach einem unruhigen Schlaf zu lechzen. Oder war Gernot ihr bereits mit seinen Gedanken entglitten?
Vor dem Fenster hob ein jämmerliches Geschrei an. Splitternackt stellte sich Gernot vors offene Fenster und sah hinaus. Sein breiter Rücken füllte den Rahmen ganz aus. Sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Von hinten erinnerte er nach wie vor an den ungestümen jungen Burschen, der vor fast zwei Jahrzehnten ihr Herz im Sturm erobert hatte. Heimat und Familie hatte sie seinetwegen verlassen, um bei ihm im rauhen Königsberg zu leben.
Heaven forbid!
War es zu viel verlangt, dass auch er so manches Opfer dafür brachte? Umso bitterer, was sie noch alles hatte tun müssen, damit ihr das Glück mit ihm erhalten blieb. Der Tag von Caspars Geburt kam ihr in den Sinn. Wie groß war die Schmach gewesen, selbst nur ein blau angelaufenes, lebloses Wesen in den Armen zu halten, während Gunda gleich zwei gesunden Kindern das Leben geschenkt hatte! Gab Gernot ihr allein die Schuld dafür und sehnte sich heimlich doch nach der dunkelhaarigen Hexe? Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Caspar ins Haus zu holen. Tag für Tag rief ihm der Junge die Erinnerung an die alte Geschichte ins Gedächtnis. Dabei war er seinem Vater zum Glück wie aus dem Gesicht geschnitten. Lediglich die lange, schmale Nase mit dem seltsamen Höcker gleich an der Wurzel stammte von der anderen Seite. Verstohlen wischte sich Editha die Augenwinkel. Nein, es war gut, Caspar zu sich geholt zu haben. Wie sollte sie ohne ihn das Dasein ertragen? Von klein auf hatte er ihr seine bedingungslose Liebe geschenkt. Sie war seine Mutter, für immer und ewig. Sie schluchzte auf.
»Katzen!« Kopfschüttelnd drehte Gernot sich wieder ins Schlafgemach um. Langsam glitt sein Blick über ihren bloßen Körper. Das weckte abermals die Begierde in ihr. Die Brüste reckten die Spitzen weit empor. Sie biss die Lippen fest zusammen, hob den Kopf, lächelte ihn an. »Du weißt, es ist noch nicht zu spät«, raunte sie leise und drehte sich aufreizend auf die Seite, brachte ihm alle Vorteile ihres üppigen Leibes dar. »Wir beide sind im besten Alter. Nach wie vor besteht die Hoffnung, weitere Kinder zu haben. Denk nur, welch Freude es wäre, ein kleines Mädchen hier im Haus zu haben. Du hast es immer sehr gemocht, als
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