Gold
war vollkommen durchweicht, ihr Haar klatschnass, und ihre Sporttasche tropfte auf den Bodenbelag im Empfangsbereich.
Zwei Meter vor Tom blieb sie stehen und starrte ihn schwer atmend an. Dampf stieg von ihrer nassen Jeans und dem durchnässten schwarzen Kapuzenpullover auf.
Toms Zorn schwand, und er ging rasch auf sie zu. »Was zum Teufel ist passiert?«
Sie sah zu Boden. »Ich wäre fast gefallen.«
»Vom Rad?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Von meinem Turm.«
Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Nach einer langen Pause sagte er: »Immerhin bist du aufgewärmt.«
»Sag mir, was ich tun soll.«
Er schaute auf die Uhr. »Kannst du dich in vier Minuten umziehen?«
»Ja.«
»Dann los. Dein Rad steht bereit. Wir sehen uns am Start. Und über die Sache mit dem Turm reden wir später. Nur wir beide. Bei einem Kaffee. Aber jetzt möchte ich, dass du im Kopf dorthin gehst, wo du bist, wenn du ein Rennen fährst. Es gibt nichts anderes, verstanden? Schau nicht zu Kate, wenn du runtergehst. Schau nicht zu den Funktionären. Zieh dich einfach um, geh zur Startlinie und schau mich an. Ich bin für dich da, Zoe, verstanden?«
»Verstanden.« In ihrer Stimme war ein kaum merkliches Zittern zu hören.
Er streckte die Hand aus. »Handy.«
Sie holte es aus der Tasche ihrer Jeans und gab es ihm gehorsam.
Er steckte es ein. »Was stehst du noch hier rum?«
Sie lief die Treppe hinunter, gefolgt von Tom. Selbst in dieser Situation bewahrte ihr Körper seine Anmut. Während Tom mit knirschenden Knien vorwärtshumpelte, floss Zoe dahin wie ein geölter Blitz. Sie bewegte sich, als stünden ihr alle Dinge einfach zu, als würden Raum und Zeit den Bauch einziehen, um sie vorbeizulassen wie ein Rausschmeißer im Nachtklub, der fasziniert einen Star anstarrt.
»Scheiße«, flüsterte Tom. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er ihr den Sieg wünschte.
In seiner Tasche summte ein Handy. Es war Kates, und auf dem Display war Jacks Name zu sehen.
Er meldete sich. »Ich bin’s, Kumpel. Ich nehme Kates Anrufe bis nach dem Rennen entgegen.«
Keine Antwort.
»Jack«, sagt er lauter, »Ich bin’s, Tom.«
Jacks Stimme klang erstickt und unnatürlich. »Hier gibt es ein Problem. Ein verdammt schlimmes Problem. Ich bin in der Notaufnahme, und sie haben Sophie ganz schnell weggebracht, und ich muss Kate sagen – «
»Gut. In Ordnung. Jetzt mal langsam.«
Er stand neben der Bahn, mit dem Rücken zu Kate, dem Aufwärmbereich und den Funktionären, und legte seine Hand über das Handy.
»Was macht ihr in der Notaufnahme? Kate hat nichts davon erwähnt.«
»Sie weiß es auch nicht. Sophie hatte Fieber, und ich wollte sie durchchecken lassen, aber jetzt ist es schlimmer geworden. Richtig schlimm, meine ich. Ich weiß nicht, was los ist, also könntest du Kate bitte sagen, dass sie kommen muss? Oder, nein, kann ich bitte mit ihr sprechen?«
Tom zögerte. »Du weißt, worum es heute geht, oder?«
»Ja, ich weiß, Tom, aber das hier ist … Scheiße, ich meine …«
»Schon gut, schon gut, ich verstehe.«
Tom sah hinüber zum Aufwärmbereich. Kate hüpfte von einem Fuß auf den anderen, voller Adrenalin, und wartete, dass Zoe aus der Umkleide kam. Sie hatte schon den Helm auf, der ihre Augen verbarg.
Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Hör mal, es liegt jetzt an dir. Das Rennen beginnt in fünf Minuten. Ich werde ehrlich sein und dir sagen, dass es für Kate ziemlich gut aussieht. Brauchst du sie im Krankenhaus, oder ist es wichtiger, dass sie hier ihr Ding macht? Es ist deine Familie. Du musst entscheiden, was am besten für euch ist.«
Schweigen am anderen Ende. Dann sagte Jack: »Du meinst, ich soll es ihr nicht sagen?«
»Sag es ihr nach dem Rennen, mehr verlange ich nicht. Wenn sie es in zwei Durchgängen schafft und nicht duscht, ist sie in vierzig Minuten hier raus. Bis dahin bist du bei Sophie. Kate ist hier, und es ist das größte Rennen, das sie jemals fahren wird, mehr sage ich nicht.«
»Ja, aber wenn etwas … du weißt schon … passiert und ich es ihr nicht gesagt habe?«
»Ja, und was, wenn alles bestens läuft und du es ihr jetzt sagst? Das wären die dritten Olympischen Spiele, die sie verpasst. Ich bin ihr Trainer, Jack. Ich zähle mit, auch wenn du es vielleicht nicht tust.«
»Das ist nicht fair, Tom.«
Er seufzte. »Ich weiß. Ich habe Stress, du hast Stress. Wie gesagt, es liegt bei dir.«
»Kann ich mit ihr reden?«
Tom blickte hinüber zum Aufwärmbereich. Zoe war
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