Gold
trinken, einverstanden? Danach fahren wir ins Spielwarengeschäft, und ich kaufe dir eine neue Star Wars -Figur. Du kannst dir eine aussuchen. Okay?«
Keine Antwort.
»Sophie?«
Noch immer nichts.
Er drehte den Rückspiegel, damit er sie sehen konnte.
Ihr Kopf rollte hin und her. Sie hatte die Augen verdreht, ihre Arme zuckten.
Er bog in die Seitenstraße ein, löste seinen Gurt und sprang auf den Rücksitz. Ihre Beine zuckten spastisch. Er schnallte sie los und legte sie hin. Sie zuckte weiter. Er hielt ihre Arme fest, spürte aber die schreckliche Kraft in ihr.
Das Blut strömte aus seinem Kopf. Er konnte nicht mehr klar denken. Er ließ sie mit einer Hand los, zog sein Handy aus der Tasche und wählte den Notruf. Die Stimme fragte ihn, welchen Dienst er benötige, doch er wusste es nicht. Sie klang kühl und geschäftsmäßig. Sie fragte: Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen? Im Inneren des Wagens ribbelten De Rosa den traurigen silbernen Stoff eines Traumes auf. In seinem Inneren hörte Jack nur ein hohes dünnes Kreischen. Die Stimme am Telefon fragte ihn, um was für einen Notfall es sich handle. Jack fasste sich so weit, dass er um einen Krankenwagen bitten konnte, doch der wirkliche Notfall bestand darin, dass er und Kate sich etwas vorgemacht hatten. Der wirkliche Notfall bestand darin, dass sie einen Vorhang zwischen dem Verfall ihrer Tochter und ihren Träumen von Gold gezogen hatten und dass es kein Fahrzeug mit irgendeinem Spezialistenteam oder irgendeiner Sirene auf dem Dach gab, das das wiedergutmachen konnte.
Nationales Radsportzentrum, Stuart Street, Manchester
9.00 Uhr
Tom hatte das Velodrom ab zehn Uhr für vier Stunden gebucht. Um neun überprüfte er noch einmal zusammen mit dem Mechaniker die Räder der Mädchen, während die Junioren auf der Bahn trainierten. In der Küche neben seinem Büro, das sich in dem Kaninchenbau unter der Bahn befand, hatte er ein isotonisches Getränk gemixt, in Flaschen abgefüllt und in einer Kühlbox verstaut. Er holte weitere saubere Flaschen und mixte die Regenerationsdrinks. Zoe bevorzugte einen Protein-Shake, dessen Pulver zu hundert Prozent aus gefriergetrockneter Höchstleistung bestand und in einer schwarz-goldenen Verpackung mit extravaganten Versprechungen geliefert wurde. Schon beim Geruch würgte es ihn im Hals, doch war der Gehalt an Mineralien und essenziellen Aminosäuren tatsächlich optimal. Kate trank lieber entrahmte Milch, die im Mixer mit Beeren und Honig aufgeschlagen wurde. Tom kaufte einmal pro Woche Milch und reife Früchte und bewahrte sie im Kühlschrank in seinem Büro auf, im Fach über den Blut-und Urinproben.
Er goss die Getränke in die Flaschen und packte sie ebenfalls in die Kühlbox. Es war zwanzig vor zehn, seine Hände zitterten vor Nervosität. Er schleppte die Kühlbox neben die Bahn und schaute den Junioren beim Abwärmen zu. Ihre Gesichter glühten, sie alberten herum. Sie waren unter sechzehn und noch richtig glücklich, überhaupt dabei zu sein.
Um Punkt zehn Uhr holte er das Hausmeisterteam, das die Bahn fegen und mit der Reinigungsmaschine alle Spuren von Schweiß, Öl und Schmiere beseitigen würde. Er rief im Kontrollraum an und ließ das Flutlicht sowie die Lynx-Zielkamera an der Start-und Ziellinie einschalten, als wäre dies ein Abendwettbewerb. Um halb elf Uhr kam der Physiotherapeut und stellte an den entgegengesetzten Enden des Aufwärmbereichs zwei Standräder auf Kates und Zoes Körpermaße ein.
Als alles fertig war, setzte sich Tom auf einen Sitz neben der Bahn, von dem aus er den Eingang sehen konnte. Er rechnete damit, dass Zoe zuerst kommen würde.
Kate traf um zehn vor elf ein, stürmte die Treppe herunter und ließ ihre Sporttasche mit einem lauten Knall, der im ganzen Velodrom widerhallte, neben die Bahn fallen. Dann küsste sie Tom auf beide Wangen.
»Ich muss dich wohl nicht fragen, ob du bereit bist.«
»Ich fühle mich super. Das war eine gute Idee.«
»Gut geschlafen?«
Sie lächelte. »Schlafen kann ich noch, wenn das hier vorbei ist. Ist Zoe in der Umkleide?«
»Sie ist noch nicht hier.«
Kate sah ihn verwundert an. »Ach.«
»Ja. Glaubst du, sie hat eine neue Psychotaktik entwickelt, um dich fertigzumachen?«
Kate lachte. »Ach, komm. Darüber sind wir doch hinaus.«
Er streckte die Hand aus. »Trotzdem solltest du mir besser dein Handy geben.«
Kate seufzte und reichte es ihm. »Eigentlich ist das nicht nötig.«
Tom steckte das Handy ein. »Regeln für den Renntag. Wir
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