Gold
Olympischen Spielen aufs Podest steigst und God Save the Queen gespielt wird?«
»Denk dran, ich werde keine Sportlerin. Ich werde ein Jedi.«
»Ach so, das hatte ich vergessen. Tut mir leid.«
»Das sollte es auch.«
»Ist das eine Drohung?«
»Ein Versprechen.«
Jack lachte und zuckte zusammen, als Sophie ihm gegen den Kopf boxte. »Hey! Ich dachte, du wärst ein kranker Wildfang.«
Er drückte das Kind gerade so, dass es kicherte und zappelte, ohne die weißen Blutkörperchen in Aufruhr zu versetzen. Man bekam ein Gespür dafür, wie fest man drücken durfte.
Er trug Sophie nach unten und setzte sie an den Küchentisch. Kate war schon da und goss in der großen braun glasierten Kanne Tee auf. Dampf stieg aus der Tülle und umwob sanft die Strahlen der Aprilsonne. Kate rührte um, trug die Kanne zum Tisch und stülpte den Teewärmer mit dem Union Jack darüber. Sie trug nur einen Slip und ein weißes T-Shirt, das ihr über den Po hochrutschte, als sie sich über die Kanne beugte. Jack grinste.
»Was?«
»Es gibt keine Teewärmer-Benutzerin auf der Welt, die so sexy ist wie du.«
Sie schob seine Hand weg. »Ihr Schotten. Einfach unersättlich.«
»Ihr steht doch auf Eindringlinge.«
»Hör auf«, zischte sie und wand sich unter seinem Griff.
Er küsste sie auf den Hals, ließ sie los und zwinkerte Sophie zu. Kate ging nach nebenan, um Wäsche zusammenzulegen. Jack schloss sein Handy an die Stereoanlage an und ließ Five hundred Miles von den Proclaimers laufen. Es war Sophies Lieblingslied, und außerdem konnte man einen Tag wie diesen, an dem die aufgehende Sonne die Farbe kindlicher Versprechen hatte und ein hartes Training bevorstand, gar nicht anders beginnen.
Sophie sang den Text mit. Jack fand es toll, dass sie die Proclaimers mochte, diese wilden kleinen Männer aus Leith in ihren billigen Jeans, in die sie ihre besten Sonntagshemden gestopft hatten, mit den hässlichen Brillen und Frisuren. Wenn es Sophie irgendwann besser ging und sie dann noch auftraten, würde er mit ihr auf ein Konzert gehen, damit sie sie einmal auf der Bühne erleben konnte. Den mit der akustischen Gitarre und den anderen mit dem Schellenkranz, die ihren Song herausbrüllten, als feuerten sie dem Teufel persönlich eiserne Kugeln in den Bauch. Als der Refrain kam, hob Jack Sophie hoch und tanzte mit ihr durch die Küche.
»And I would walk five hundred miles! And I would walk five hundred more! Just to be the man who’d walked a thousand miles to fall down at your door!« , schrie Sophie, und Jack verspürte eine wilde Liebe zu ihr. Das ganze Lied war wie ein trotziger Aufschrei. Es verriet ihm und Kate und Sophie, dass sie sich erholen würde. Tief im Herzen war Jack sich sicher, dass sie die Leukämie besiegen konnten, wenn sie nur schottisch genug waren.
Nach der Musik musste er Sophies Chemo-Medikamente für diesen Tag aus diversen braunen Flaschen zusammensuchen. Sie klammerte sich an seine Beine, ganz wackelig nach dem Tanzen.
»Komm, Sophie. Setz dich hin, Große. Ich mache dir deine Pillen fertig.«
Mist, jetzt hatte er sich verzählt. Sechs von den winzigen gelben Kapseln. Vier von den blau-weißen. Sechs von den rot-grünen. Alle kamen in den silbernen Pokal mit den gelben Bändern an den Griffen, auf dem Champion stand. Sophie wusste, in welcher Reihenfolge sie die Kapseln nehmen musste. Außerdem hing ein Computerausdruck der Anweisung (in der Schrifttype Comic Sans) unter einem lustigen Magneten am Kühlschrank. Ein Glück, dass die Chemotherapie so bunt und fröhlich war, sonst hätte Jack sie wirklich furchteinflößend gefunden.
Wieder zupfte die Hand an seinem Bein. »Dad?«
» Was ist ?« Und dann sanfter: »Was ist?«
»Ich muss mal.«
»Na und? Du weißt doch, wo die Toilette ist.«
»Ja, aber ich bin so müde .«
»Wie, du kannst nicht allein auf die Toilette gehen?«
Sie lächelte. »Genau.«
Er grinste zurück. War sie wirklich zu müde, um sich zu bewegen, oder zog sie ihn auf? Das war manchmal schwer zu sagen.
Er wackelte tadelnd mit dem Finger. »Kleines Faultier.«
Kate kam aus dem Nebenzimmer herein, legte ihr Handy auf den Tisch und hob Sophie auf die Hüfte. »Schon gut, ich gehe.«
Sophie schlang die Arme um sie und vergrub ihr Gesicht an ihrem Hals. Kate beugte sich vor und küsste Jack, ausgiebig und innig, wobei sie ihre freie Hand von hinten unter sein T-Shirt schob.
»Na du …«, flüsterte sie, und seine Angst verschwand einfach so.
Jack setzte sich an den
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