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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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ihren Arm. »Mach dich nicht fertig. Keiner von uns wusste, wie er damit umgehen sollte.«
    Kate ließ Zoe nicht aus den Augen. »Ich werde es wiedergutmachen. Sie ist meine Freundin. Seht doch nur … das viele Blut … und sie hatte niemanden .«
    Tom nickte. »Aber das Baby ist wirklich wunderhübsch. Es muss keinem von uns leid tun.«
    Sie sahen alle schweigend auf den Monitor, der mit einem leisen Piepsen den Herzschlag des Babys anzeigte.
    Kate wandte sich zu Jack. »Was hast du jetzt vor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Möchtest du hier bei Zoe … und deiner Tochter bleiben? Soll ich gehen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Kate umarmte ihn und drückte ihr Gesicht an seines. »Doch, das sollte ich«, flüsterte sie. »Ich dachte, ich könnte damit umgehen, aber ich gehöre nicht dazu. Ich sollte lieber gehen.«
    Sie sah ihn bedrückt an, dann eilte sie zur Tür. Sie blieb noch einmal stehen, und Jack richtete sich halb auf, doch dann kehrte die Verzweiflung in ihre Augen zurück, und sie verschwand.
    Jack sah Tom an und nickte traurig.
    »Oh Mann«, sagte Tom.
    Sie umarmten einander kurz, dann drehte Jack sich wieder zu dem Inkubator und betrachtete das Gesicht seiner Tochter.
    »Kaffee?«, fragte Tom nach einer Weile.
    »Ja, danke.«
    Tom blieb zwanzig Minuten weg. An einem Automaten kaufte er einen Schokoriegel und aß ihn langsam, um Jack ein bisschen Zeit zu geben. Dann zog er zwei Becher Kaffee aus einem anderen Automaten und nahm sie mit auf die Station. Zoe schlief noch immer, und Jack streichelte ganz behutsam mit einer Fingerspitze die Wange des Babys.
    »Meinst du, sie wird gesund?«
    Tom stellte Jacks Kaffee auf den Nachttisch. »Das weiß ich nicht. Die Ärzte sagen, sie sei in der sechsundzwanzigsten Woche geboren. Ich weiß nicht mal, wie früh das ist.«
    Jack nickte langsam, wandte den Blick nicht von dem Inkubator. »Du hältst mich für ein Arschloch, oder?«
    »Redest du mit mir oder mit dem Baby?«
    »Mit dir.«
    Tom trank einen Schluck Kaffee. »Ich halte dich nicht für ein Arschloch. Du hast Mist gebaut, das ist alles. Wie das für Väter typisch ist.«
    Jack lachte traurig. »Aber ich war schneller als die meisten.«
    »Na ja, ich habe immer gesagt, dass du unfassbar schnell bist.«
    »Meinst du, sie fühlt sich wohl da drinnen?«, fragte Jack nach einer Weile.
    »Vermutlich sieht sie dich und fragt sich das Gleiche. Sie fühlt sich sicher pudelwohl.«
    »Bist du hungrig?«
    »Nein. Hab im Flur einen Schokoriegel gegessen.«
    Jack antwortete nicht, und Tom begriff, dass er dieses Mal das Baby gemeint hatte.
    »Jack, warst du oft mit Zoe zusammen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe einmal mit ihr geschlafen. Nachdem Kate sich von mir getrennt hatte. War eine schwierige Zeit.«
    »Meinst du, du könntest mit Zoe leben? Das Kind großziehen?«
    Jack wandte sich zum Bett. »Ich will ihr helfen, das Kind großzuziehen«, sagte er schließlich.
    »Es wird also keine glückliche Familie geben?«
    Jack schaute ihn an. »Ich liebe sie nicht. Sie mich auch nicht. Wie mussten wohl erst miteinander schlafen, um das zu erkennen.«
    Tom wandte sich ab.
    »Was ist?«
    »Oh Mann, was ist nur mit euch jungen Leuten los? Ihr habt auf alles eine psychologische Antwort. Sieh dir Zoe an. Sieh sie dir an. Sie ist wahnsinnig zerbrechlich, und so ziemlich das Einzige, das ihrem Leben einen Sinn gibt, ist Athen. Und jetzt hat sie ein Baby, und du bist aus dem Schneider. Früher wäre ich mit dir um die Ecke gegangen und hätte dich windelweich geprügelt, damit du verdammt noch mal endlich die Verantwortung übernimmst.«
    »Du bist nicht ihr Vater«, entgegnete Jack leise.
    Tom starrte ihn wutentbrannt an. Er war so außer sich, dass er Jack am liebsten auf der Stelle niedergeschlagen hätte. Dann ließ das Hämmern in seiner Brust allmählich nach, und er senkte den Blick. Ließ die Schultern hängen.
    »Stimmt.«
    Jack trat einen Schritt zurück und fuhr sich durch die Haare. »Ich habe Zoe gern, nur, was soll ich tun? Wenn es um Emotionen geht, komme ich nicht mit ihr klar. Ich glaube, um ein Baby könnte ich mich kümmern, aber nicht um sie, und ich will es auch nicht. Ich liebe nicht sie, sondern Kate.«
    Tom schaute auf Zoe hinunter. Im Schlaf war die Härte aus ihrem Gesicht gewichen. Sie hatte die Hände unter die Wange geschoben, und ihre Nasenlöcher blähten sich sanft mit jedem Atemzug. Sie wirkte sehr jung.
    »Ich glaube, ich kann mich um sie kümmern, aber sie sich nicht um das Baby«, sagte

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