Goldaktien
zu dieser Nachtzeit her, um ihn danach zu fragen?«
Jetzt hielt ich es für richtig, ihr die Wahrheit beizubringen, und sagte: »Ringold wurde getötet.«
Alta starrte mich wie leblos an. Da sie kein Make-up trug, sah ich ihre Lippen blaß werden.
»Sie!«, raunte sie dann. »Du lieber Gott, Donald, doch nicht etwa Sie! Sie haben es doch gewiß nicht...«
Ich schüttelte den Kopf.
Sie kam wie eine Schlafwandlerin auf mich zu, ihre Finger, die meinen Handrücken berührten, waren kalt. »Glauben Sie denn, daß Mr. Ringold mir viel bedeutet hat?«
»Darüber habe ich nicht nachgedacht.«
»Aber weshalb hatten Sie — warum haben Sie —?«
»Hören Sie mal, Sie Dummchen, ich habe Ihren Namen herausgehalten. Begreifen Sie das denn nicht? Wie hätten Sie dagestanden, wenn mau Ihren Scheck bei ihm gefunden hätte?«
Ich sah ihr an, daß sie sich das näher überlegte.
»Gehen Sie wieder zu Bett«, sagte ich. »Halt, nein, eine Minute noch. Gehen Sie erst nach unten. Fragen Sie, was passiert ist und was der ganze Spektakel bedeuten soll. Die Polizisten werden's Ihnen sagen, denn sie kommen sich jetzt wichtig vor. Werden kaum achtgeben, was für ein Gesicht Sie machen oder was Sie sagen. Morgen aber wird die Polizei schärfer sondieren. Weiß im Hause jemand, daß Sie den Mann gekannt haben?«
»Nein«, sagte sie.
»Falls Sie danach gefragt werden, umgehen Sie die Antwort, verstanden? Nicht lügen — jetzt noch nicht.«
Sie nickte.
Ich schob sie zur Treppe. »Also gehen Sie hinunter und lassen Sie niemanden merken, daß Sie mich gesehen und gesprochen haben. Ich lege mich wieder hin.«
Der Butler weckte mich durch ein Klopfzeichen an der Tür. Es war auch Zeit für die Sportstunde mit Henry Ashbury.
E r zog im Turnzimmer seinen dicken wollenen Bademantel gar nicht ers t aus. »Den Radau in der Nacht gehört?« fragte er mich.
»Was für einen Radau?«
»Einer von Roberts Mitarbeitern ist getötet worden.«
»Getötet?«
»Ja.«
»Autounfall oder was?«
»Oder was«, sagte er trocken, und ergänzte nach kurzem Schweigen: »Drei Revolverkugeln, aus einem Achtunddreißiger.«
Ich sah ihn fest an bei meiner Frage: »Wo war Robert Tindle zur Zeit der Tat?«
Er hielt den Blick aus, stellte aber, anstatt zu antworten, die Gegenfrage: »Wo waren Sie?«
»Habe gearbeitet.«
»Was gearbeitet?«
»An meinem Auftrag.«
Ashbury holte aus der Tasche seines Bademantels eine Zigarre, biß die Spitze ab, nahm Feuer und begann zu qualmen. »Schon weitergekommen?« fragte er.
»Weiß nicht recht. «
»Aber Sie glauben's?«
»Ich glaube, Fortschritte zu machen.«
»Schon herausgefunden, wer hier der Erpresser war?«
»Bin mir nicht sicher, ob Ihre Tochter überhaupt erpreßt wurde.«
»Na, ohne triftige Gründe wirft sie nicht Schecks wie Konfetti herum.«
»Nein.«
»Und das sollen Sie unterbinden.«
»Vielleicht kann ich's.«
»Haben Sie den Eindruck, daß sie womöglich noch weiterzahlt?«
»Läßt sich schwer sagen.«
»Mit Ihren Fortschritten geht's langsam«, sagte er. »Vergessen Sie nicht, daß ich für Ihr Honorar Ergebnisse sehen möchte.«
Ich wartete, bis mein Schweigen wie ein Ausrufezeichen gewirkt hatte, dann sagte ich: »Das Geschäftliche regelt ausschließlich Bertha Cool.«
Nun lachte er. »Eins muß ich ja anerkennen, Donald: So klein Sie sind — ich bin noch keinem Großen begegnet, der mehr Courage hatte als Sie. Wollen jetzt nach oben gehen und uns umziehen.«
Mrs. Ashbury hatte wieder Zustände. Fortwährend eilten die Hausmädchen in ihr Zimmer. Den Arzt hatte man schon angerufen. Ashbury sagte mir, sie habe eine schlimme Nacht hinter sich. Robert Tindle sah aschfahl aus. Ashbury sprach wenig.
Nach dem Frühstück fuhr er zum Büro, als wäre gar nichts geschehen. Er nahm Tindle in seinem Wagen mit. Ich wartete, bis sie abgefahren waren, bestellte mir dann ein Taxi und ließ mich zum Fidelity Building fahren.
Mr. C. Layton Crumweather hatte ein Anwaltsbüro im 29. Stock. Einer Sekretärin, die Näheres über meine Person und mein Anliegen wissen wollte, sagte ich, meine Absicht sei, bei Mr. Crumweather eine Zahlung zu leisten. Das öffnete mir die Tür.
Crumweather war ein hagerer Mann mit knochigem Gesicht und schmaler, krummer Nase, auf der ihm ständig die Brille vorrutschte. Da seine Wangen so hohl waren, wirkte der Mund unnatürlich groß.
»Wie war Ihr Name?«
»Lam.«
»Sie wollen bei mir eine Zahlung leisten?«
»Ja.«
»Wo ist das Geld?«
»Das habe ich
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