Goldaktien
über Einzelheiten belehren zu lassen.«
Er nickte grienend. »Sind ein recht kluger junger Mann, Mr. Lam. — Nun, Miss Sykes, wenn Sie mir jetzt mal die Akte in Sachen Helman kontra Helman bringen wollen, werde ich eine Antwort und die Gegenklage diktieren. Wenn Mr. Lam wieder herkommt, um seine Gebühr zu entrichten, möchte ich mit ihm persönlich sprechen und ihm eine Quittung geben. — Guten Morgen, Mr. Lam.«
»Wiedersehen«, sagte ich und ging hinaus. Die Sekretärin wartete, bis ich durch die Tür war, ehe sie die Akte Helman gegen Helman holte.
Im Taxi auf der Fahrt zum Hause Ashbury las ich die Morgenzeitung. Man hatte Ringold als ehemaligen Zuchthäusler und Glücksspieler identifiziert, der bei einer »einflußreichen Firma« beschäftigt gewesen war. Die Geschäftsführung der Firma hatte ihr Erstaunen über die Vergangenheit des Mannes zum Ausdruck gebracht und betont, daß das Personal stets mit größter Sorgfalt ausgesucht werde, was auch im Fall Ringold zutreffe. Ringolds Zeugnisse seien vermutlich gefälscht gewesen. Man werde die Angelegenheit nochmals nachprüfen. Eine bedeutende Position habe er in der Firma nicht innegehabt.
Die Polizei stand hinsichtlich des Motivs für den Mord sowie der Ausführung der Tat vor einem Rätsel. Sie hatte festgestellt, daß eine Viertelstunde vor dem Mord ein sympathisch wirkender Mann um ein Zimmer gebeten hatte, in dem er angeblich einige Stunden ungestört schlafen wollte. Walter Markham, der Nachtportier des Hotels, blieb fest bei seiner Aussage, daß dieser Gast sich keineswegs um das Zimmer 421 besonders bemüht habe, sondern nur gern eins mit einer ungeraden Zahl haben wollte. Er hatte ihm 421 gegeben, der Mann war hinaufgefahren, hatte ein Schild »Nicht stören« vor die Tür gehängt und offenbar sofort begonnen, die Zierleiste an der Füllung der Verbindungstür zum Zimmer 419 — als dem von Ringold bewohnten — zu lösen. Er hatte den an dieser Tür befindlichen Riegel zurückgezogen und, mit Hilfe eines Werkzeugs, auch den auf der anderen Seite der Tür. Diese Verbindungstür öffnete sich in einen Alkoven, der durch eine Wand des Zimmers 419 und der Tür des dazu gehörenden Baderaumes gebildet wurde. Man nahm an, daß Ringold, als er hinter der Tür Geräusche hörte, mißtrauisch geworden war und nachgesehen hatte, was dort vorging. Er wurde mit drei Schüssen niedergestreckt und war sofort tot. Der Mörder hatte gar nicht erst versucht, durch das Zimmer, in dem er selbst logierte, zu entkommen; sein Opfer hatte er nicht beraubt. Die Tat konnte sich nur so abgespielt haben, daß er seinen Revolver eingesteckt, über den Toten hinweg in den Korridor geeilt und vermutlich vor der Tür zu »seinem« Zimmer stehengeblieben war, um notfalls den verängstigten Gast zu spielen, der durch den Krach von Schüssen geweckt worden war. Niemand hatte ihn das Hotel verlassen sehen.
Daß es sich um vorsätzlichen Mord handeln mußte, schien schon daraus hervorzugehen, daß der Täter, sobald er sich im Zimmer eingeschlossen hatte, ein Loch durch die Türfüllung bohrte und daher vor dem Öffnen der Zwischentür sein Opfer erkannt haben mußte.
Esther Clarde am Zigarrenstand in der Hotelhalle hatte sich erinnert, daß ein gut aussehender junger Mann einer Frau, die nicht gern gesehen werden wollte, ins Hotel gefolgt war. Sie beschrieb ihn als etwa siebenundzwanzigjährig, mit scharf geschnittenen, feinen Gesichtszügen, angenehmer Stimme und ansprechenden Manieren. Leicht gebaut, mittelgroß.
Der Portier wiederum behauptete, dieser Unbekannte habe einen unsteten Blick und ein verlebtes Gesicht gehabt und sei so nervös gewesen, daß er ihn für einen Rauschgiftsüchtigen hielt.
Als ich vor Ashburys Haus mein Taxi bezahlt hatte und hineinging, richtete mir der Butler aus, daß mich Mrs. Ashbury zu sprechen wünsche. Sie lag auf einer Chaiselongue ruhend im Bibliothekszimmer und begrüßte mich mit flehendem Blick. »Mr. Lam, gehen Sie bitte nicht wieder fort, ich bitte Sie, hierzubleiben. Beschützen Sie Robert.«
»Wovor?« fragte ich.
»Ich weiß nicht recht. Mir kommt irgend etwas unheimlich vor. Ich glaube, Robert ist in Gefahr. Als Mutter habe ich das im Gefühl. Sie sind doch ein fabelhafter Ringkämpfer mit stahlharten Muskeln und sollen ja die besten japanischen Jiu-Jitsu-Kämpfer wie Puppen herumgeschleudert haben. Bitte, bewachen Sie doch Robert.«
»Sie können auf mich zählen«, sagte ich und ging Alta suchen.
Ich fand sie auf der
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