Goldaktien
sie bei dieser Aktion nicht selbst in Erscheinung. Sie bewogen Ringold, sich als Zwischenträger einzuschalten. Ich weiß nicht, wieviel der daran verdient hat, aber es wurde schließlich so vereinbart, daß ich die Briefe in drei Raten zurückkaufen mußte.«
Ich schob meine Hände in die Tasche, streckte die Beine lang aus und betrachtete meine Schuhspitzen, während ich mir die Situation klarzumachen suchte, nicht so, wie Miss Ashbury sie sah, sondern um Ansatzpunkte zu finden, von denen sie nichts wußte.
Nun, da sie einmal zu reden begonnen hatte, wollte sie nicht mehr aufhören: »Sicher verstehen Sie, was die Briefe für eine Frau wie mich bedeutet hätten. Der Staatsanwalt ist ganz wild darauf, in dem Prozeß zu einem Schuldspruch zu kommen. Zunächst wissen sie nicht einmal, ob der Tod seiner Frau nicht auf einen Unfall zurückzuführen ist, auf einen Sturz, der den Schädelbruch verursachte, oder ob Lasster sie niedergeschlagen hat. Im übrigen — selbst wenn der Staatsanwalt nachweisen kann, daß ihr Mann sie niederschlug — könnte der Verteidiger ihre Reise nach Schanghai als Verrücktheit auslegen und vielleicht eine Theorie von Geistesstörung entwickeln oder was Anwälte sonst konstruieren, wenn sie den Geschworenen ein bestimmtes Vorurteil einzuimpfen beabsichtigen, nämlich, daß die Frau den Totschlag geradezu herausgefordert hat.
Na, und derartige Taktiken könnte der Staatsanwalt von Anfang an verhindern, wenn er in der Lage wäre, ein beweiskräftiges Material über mich vorzulegen und den Eindruck zu erwecken, daß Lasster in mich verliebt gewesen sei und sich von seiner Frau befreien wollte, um mich zu heiraten. Hinzu kommt, daß ich reich und — na ja, auch nicht direkt häßlich bin. Er hätte mich den Geschworenen so präsentieren können, daß ich in peinlichster Weise öffentlich bloßgestellt worden wäre, und konnte, hätte er die Briefe zur Hand gehabt, Lasster, sobald der den Zeugenstand betrat und zu leugnen versuchte, gleichsam in Stücke reißen. Oder er hätte, sofern Lasster nicht leugnete, die schlimmsten Schlüsse daraus ziehen können.«
Ich war am Grübeln und sagte nichts dazu.
»Als die Detektive die Briefe hatten«, fuhr Alta Ashbury fort, »dachten sie zuerst, Lassters Anwalt würde sie ihnen vielleicht abkaufen, doch Lasster besaß wenig Geld. Ich glaube, gerade dieser Anwalt hat ihnen den Vorschlag gemacht, das Geld durch Ringold von mir beschaffen zu lassen.«
»Wer ist der Anwalt?« fragte ich.
»Layton Crumweather«, antwortete sie. »Er ist übrigens auch der Syndikus von Roberts Firma, deshalb hatte ich furchtbare Angst, daß er zu Robert etwas sagen könnte, doch bei Anwälten von seiner Sorte kann man sich wohl ziemlich darauf verlassen, daß sie den Mund zu halten wissen.«
»Sind Sie auch sicher, daß Crumweather über diese Briefe im Bilde ist?« fragte ich.
»Ringold behauptete das, und Lasster wird's ihm natürlich gesagt haben. Ich denke mir, wenn ein Mann unter Mordverdacht verhaftet wird, erzählt er seinem Anwalt alles, einerlei, wer davon betroffen wird.«
»Ja, das denke ich auch«, sagte ich.
»Crumweather will natürlich vermeiden, daß diese Briefe dem Staatsanwalt in die Finger geraten, denn er möchte in der Mordanklage einen Freispruch erzielen. Diese Briefe, und nur sie, hätten zur Verurteilung seines Klienten geführt. Nach allem, was ich so hörte, hält Crumweather sich für sehr klug.«
Ich stand auf und ging im Raum hin und her. Plötzlich wandte ich mich ihr zu und sagte: »Sie haben gestern abend das Kuvert, als Ringold es Ihnen gab, gar nicht geöffnet.«
Jetzt starrte sie mich mit Augen an, die immer größer und runder wurden. »Dann waren also Sie in dem Zimmer, Donald?«
»Lassen wir das jetzt. Weshalb haben Sie sich vom Inhalt des Kuverts nicht gleich überzeugt?«
»Weil ich selbst gesehen hatte, wie Ringold die Briefe hineintat und es zuklebte. So hatte er's auch mit den früheren gemacht — hat sie mir gezeigt und dann...«
»Haben Sie das Kuvert denn wenigstens zu Hause gleich aufgemacht?«
»Nein, auch nicht. Es geschah ja so viel Schreckliches, und da...«
»Haben Sie es verbrannt?«
»Noch nicht. Ich war schon im Begriff, das zu tun, und da kamen Sie...«
»Woher wollen Sie wissen, ob nicht die ganze Sache eine Falle ist, die der Staatsanwalt Ihnen stellt?« fragte ich.
Erschrocken sah sie mich an. »Wie könnte das möglich sein?«
»Er möchte diese Briefe benutzen, um damit den Mord zu
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