Goldaktien
er.
Ich ließ mir Überraschung anmerken. »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Weiß nicht. Fiel mir nur so ein.«
»Dann lassen Sie's sich wieder ausfallen.«
»Aber es hätte Ringold sein können?«
Ich sagte: »Herrjeh, sein können hätte es jeder. Ich erklärte Ihnen doch schon, daß sie im Kino war.«
Als er eine Minute schwieg, benutzte ich die Pause, um ihn zu fragen: »Sind Sie über die Firma Ihres Stiefsohnes orientiert — das Unternehmen, bei dem er Generaldirektor ist? Wissen Sie, was diese Firma betreibt?«
»Hat etwas mit Goldgräberei und mit Baggerei zu tun. Soviel ich hörte, haben die Leute ein vielversprechendes Objekt, ein wahres Dorado; doch davon will ich überhaupt nichts wissen.«
»Wer verhökert denn direkt, ich meine persönlich, die Aktien?«
»Mir wäre es lieber, wenn Sie das nicht so bezeichneten«, sagte er. »Wie Sie es formulierten, klingt es — nun, es hört sich nach krummen Sachen an.«
»Ich weiß immer noch nicht, wer die Aktien verhökert.«
»Und ich auch nicht. Die Firma hat einen Stab von Vertretern, sehr sorg-fältig geschulte Leute, wie ich hörte.«
»Die Partner selbst verkaufen nicht?«
»Nein.«
»Das ist alles, was ich wissen wollte.«
»Aber ich möchte noch etwas wissen«, gab er zurück.
Ich hob die Brauen.
»Abendzeitungen schon gesehen?« fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
»Es sind ein paar Fingerabdrücke reproduziert. Die Polizei hat ganz gute von der Tür und dem Türknauf in dem bewußten Hotelzimmer sichern können. Nach der Beschreibung scheint mir der Mann, der gesucht wird, einige Ähnlichkeit mit Ihnen zu haben.«
»Mir sehen nicht wenige Leute ähnlich«, erwiderte ich, »meistens handelt es sich um Verkäufer in Kolonialwarenläden.«
Er lachte. »Wenn Sie die Ihrem Verstandskasten entsprechende Größe hätten, wären Sie unüberwindlich.«
»Soll das ein Kompliment sein?«
»Ja.«
»Danke.«
Ich trank meinen Cocktail aus und lehnte ein weiteres Glas ab. Ashbury trank noch zwei.
»Wie Sie wissen«, sagte er, »hat ein Mann in meiner Position zuweilen Gelegenheit, mancherlei über finanzielle Transaktionen zu erfahren, an die der gewöhnliche Sterbliche nicht herankommt.«
Ich rauchte eine seiner Zigaretten und hörte weiter brav zu.
»Das gilt vor allem für Vorgänge im Bankwesen.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Vielleicht wundert es Sie, wie ich das mit Altas Zehntausenddollarschecks entdeckt habe.«
»Konnte es mir schon denken.«
»Sie meinen, durch die Bank?«
»Ja.«
»Nun, nicht direkt durch die Bank, sondern durch einen mir gefälligen Bankangestellten. «
»Ist denn das ein Unterschied?«
Er lächelte. »Die Bank würde schon einen Unterschied darin sehen.«
»Und weiter?«
»Heute nachmittag bekam ich weitere Auskünfte.«
»Sie meinen, von dem gefälligen Angestellten?«
Er kicherte und sagte: »Ja.«
Als er merkte, daß ich nicht fragen wollte, welche Auskünfte, fuhr er mit gewichtiger Betonung fort: »Die Atlee Amusement Corporation rief bei der Bank an und sagte, bei ihr sei ein Scheck aus dem Kassenfach gestohlen worden, und zwar einer über zehntausend Dollar, für Barauszahlung, unterschrieben von Alta Ashbury. Die Leute verlangten sofortige Mitteilung, falls jemand den Scheck vorlegt, und drohten mit Klage wegen Diebstahls.«
»Welche Antwort gab die Bank?«
»Daß sie Alta anrufen und sie auffordern wollten, den Scheck sperren zu lassen.«
»Das war also der bewußte Anruf bei ihr?«
»Ja.«
»Und der Betreffende am Apparat meldete sich als Atlee Corporation?«
»Jawohl.«
»Männerstimme oder Frauenstimme?«
»Frau. Behauptete, die Buchhalterin und Sekretärin des Direktors zu sein.«
»Das kann am Telefon jede Frau behaupten, und dann klingt's genauso.«
Er nickte langsam.
Die Cocktails begannen zu wirken, er wurde redseliger, beugte sich vor und legte mir väterlich eine Hand aufs Knie. »Lam, mein Junge, ich habe Sie gern. In Ihnen stecken Fähigkeiten, die besonderes Vertrauen erwecken. Ich glaube, Alta empfindet es ebenso.«
»Freut mich, daß ich meine Arbeit zu Ihrer Zufriedenheit verrichte.«
»Eine Zeitlang hatte ich das eigentlich nicht erwartet und angenommen, es würde alles verkorkst werden, weil Alta ziemlich gewitzt ist.«
»Läßt sich von keinem für dumm verkaufen«, sagte ich und fügte hinzu, weil er a) das erwartete und b) bei uns zahlender Kunde war: »Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.«
Er strahlte mich an, doch dann wurde seine
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