Goldaktien
Morgen um neun Uhr zur Stelle sein und das Büro öffnen. Schlüssel hätte sie dann.
»Es müßten Geschäftskarten für mich gedruckt werden«, sagte ich.
»Dafür ist auch bereits vorgesorgt. Elsie wird sie mitbringen. Du bist der Chef der >Fischler Verkaufsgesellschaft<.«
»Okay«, sagte ich und wollte schon anhängen, als sie fragte: »Was gibt's Neues?«
»Nichts.«
»Halte mich auf dem laufenden.«
»Mache ich«, gab ich zurück und brachte diesmal den Hörer auf die Gabel, bevor ihr noch etwas Unangenehmes entfallen konnte.
Der Abend zog sich endlos lang hin. Alta gab mir ein Zeichen, daß sie mich sprechen wolle, doch ich sagte mir: Was sie weiß, weiß ich schon lange. Aber — ich wußte nicht alles, was Bernard Carter wußte, und wollte mich gern so postieren, daß er ganz beiläufig ein Gespräch anknüpfen konnte, falls er den Wunsch hatte, mir etwas zu sagen.
Und den hatte er.
Ich knuffte im Billardzimmer die Bälle herum, als er hereinkam und mich fragte: »Lust zu einem Spielchen?«
»Ich bin ein miserabler Spieler«, erwiderte ich. »Bin nur hier hereingegangen, um dem Geschwätz zu entweichen.«
»Was haben Sie denn?« fragte er. »Bedrückt Sie etwas?«
»Wie man's nimmt«, sagte ich, stieß den Ball ab und beobachtete seinen Zickzackweg.
»Haben Sie mit Ashbury gesprochen?« fragte er. »Hatten Sie Gelegenheit dazu?«
Ich nickte.
»Netter Kerl, dieser Ashbury«, sagte er.
Ich schwieg.
»Es ist sicher herrlich, wenn man es versteht, sich körperlich in Form zu halten«, fuhr er fort, indem er auf seine pralle Weste hinabschaute. »Sie bewegen sich so leicht wie ein Fisch im Wasser. Habe Sie beobachtet.«
»So?«
»Jawohl. Wissen Sie, Lam, ich würde Sie gern näher kennenlernen — mich von Ihnen drillen lassen, um in bessere Kondition zu kommen.«
»Das ließe sich schon einrichten«, sagte ich, während ich die Billardbälle weiter herumjagte.
Er kam näher zu mir. »Es gibt hier im Hause noch eine Person, auf die Sie einen günstigen Eindruck gemacht haben, Lam.«
»Wirklich?«
»Ja, Mrs. Ashbury.«
Ich erwiderte: »Mrs. Ashbury hat mir gesagt, sie würde gern ein bißchen abnehmen, wenn ihr Blutdruck erst mal wieder normal ist.«
Er sprach jetzt leiser: »Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, daß es eigentlich etwas sonderbar ist, wie unmittelbar nach ihrer Heirat mit Ashbury ihr Blutdruck stieg und ihr Gewicht zunahm?«
»Sehr viele Frauen leben, während sie noch nach einem Ehemann jagen, brav Diät, doch sobald sie unter der Haube sind, machen sie sich's gemütlich und —«
Sein Gesicht lief blaurot an. »So habe ich das keineswegs gemeint«, fuhr er mich grimmig an.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich.
»Wenn Sie Carlotta Ashbury kennen würden, müßten Sie einsehen, daß Ihre Worte, auf sie angewendet, höchst ungehörig und vom wahren Sachverhalt weit entfernt sind.«
Ich sah stur auf meine Billardbälle. »Sie haben ja zuerst von ihr gesprochen«, sagte ich. »Ich dachte mir, daß Sie etwas in diesem Sinne meinten, und wollte es Ihnen nur leichter machen.«
»So etwas hatte ich aber durchaus nicht im Sinn.«
»Na, dann können Sie doch jetzt sagen, was Sie meinten.«
»Ich kenne Mrs. Ashbury schon seit geraumer Zeit. Vor ihrer Ehe wog sie fünfundzwanzig Pfund weniger und sah zwanzig Jahre jünger aus.«
»Hoher Blutdruck kann beim Menschen vieles verändern«, sagte ich.
»Selbstverständlich — aber wodurch entsteht denn erhöhter Blutdruck? Weshalb sollte sie in der Ehe beziehungsweise durch die Ehe plötzlich unter höherem Blutdruck leiden?«
»Ja, warum sollte sie?« fragte ich trocken.
Carter schwieg jetzt, bis ich hochblickte und ihm in die Augen sah. Er bibberte beinahe vor Wut, als er sagte: »Die Antwort liegt doch auf der Hand. Es ist die hartnäckige, nicht nachlassende Feindseligkeit ihrer Stieftochter.«
Ich stellte das Queue ins Gestell und sagte: »War es Ihre Absicht, darüber mit mir zu sprechen?«
»Ja.«
»Also gut, ich höre zu.«
»Carlotta — Mrs. Ashbury — ist eine wunderbare Frau«, sagte er. »Von geradezu magnetischem Charme, und eine Schönheit. Seit ihrer Heirat habe ich sie anders werden sehen.«
»Das brachten Sie bereits deutlich zum Ausdruck.«
Seine Lippen zitterten vor Zorn. »Und der Grund für die ganze Veränderung ist das feindliche Verhalten dieses verzogenen Görs.«
»Meinen Sie Alta?« fragte ich.
»Jawohl, Alta!«
»Hatte Mrs. Ashbury vor der Eheschließung mit dieser Haltung des jungen
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