Goldaktien
in die Falle zu rennen, drängten Sie mich zurück. Man lernt nie aus. Was nehmen Sie in Ihren Scotch — Soda oder Wasser?«
»Haben Sie tatsächlich Scotch im Hause?« fragte ich.
»Ein bißchen noch.«
»Wissen Sie ein Geschäft hier in der Gegend, das so spät nachts noch Getränke ins Haus schickt?«
»Aber klar!«
»Dann rufen Sie dort an, man möchte eine halbe Kiste echten Schottischen schicken — der geht natürlich auf mein Spesenkonto.«
»Nanu! Sie wollen mich wohl foppen?«
Ich schüttelte den Kopf, zückte meine Brieftasche, zog eine Fünfzigdollarnote hervor und warf sie lässig auf den Tisch. »Das würde mein Chef natürlich als Geldverschwendung bezeichnen.«
Nachdem Esther den Whisky bestellt hatte, sagte sie: »Wir können ja erst mal meinen Rest austrinken, während wir auf die neuen Flaschen warten.«
Sie schenkte für uns beide ein.
»Passen Sie auf, daß ich mich nicht betrinke, John.«
»Haben Sie Angst davor?«
»Weil ich dann das heulende Elend kriege. Es ist schon so lange her, daß mich jemand anständig behandelt hat. Was mich dabei kränkt, ist n ur, daß Sie es nicht taten, weil ich anständig war, sondern weil Sie selbst es sind. Sie haben mich ganz verwirrt — ich weiß nicht, wie ich's aus-drücken soll. Sie haben so etwas an sich, dem ich einfach nicht... Ach, küssen Sie mich!«
Ich küßte sie.
»Herrje, doch nicht so lasch, mein Junge«, sagte sie. »Küß mich richtig, du…«
Eine Viertelstunde später kam der Bote mit den sechs Flaschen Scotch.
Um zwei Uhr früh landete ich wieder im Hause Ashbury. Ich vermochte meine Gedanken an das Haar dieses Mädchens nicht abzuschütteln.
7
Beim Frühstück fragte ich Mr. Ashbury, was er mir über das Unternehmen >Vereinigte Erz- und Mineral-Schmelzereien< sagen könne. Ich brachte vor, daß ein Bekannter von mir namens Fischler, dessen Büro sich im Commons Building befinde, einen tüchtigen Batzen Geld geerbt habe. Der Mann suche eine gute Kapitalanlage und gehöre zu den Leuten, die auch etwas riskieren. Ich hätte ihm vorgeschlagen, Aktien von gut florierenden Minen und Bergwerken zu kaufen.
Robert Tindle ergriff das Wort: »Wollen wir das nicht lieber ganz im Rahmen der Familie belassen?«
Ich sah ihn überrascht an. »So ähnlich hatte ich's mir auch gedacht«, antwortete ich.
»Wie ist seine Adresse?«
»Raum 622, Commons Building.«
»Ich werde ihn durch einen unserer Verkaufsagenten besuchen lassen,«
»Ja, bitte«, sagte ich.
Ashbury fragte Robert, ob er über die Schritte der Polizei in der Mordsache Ringold schon mehr erfahren habe, und Robert antwortete, die Polizei habe Ringolds Vorleben überprüft und den Schluß gezogen, daß der Mord mit seiner Spielleidenschaft in Zusammenhang stehen müsse. Jetzt würden Ringolds frühere Partner und Freunde unter die Lupe genommen, und man hoffe, in diesem Kreis den zu finden, auf den die Beschreibung des Mannes passe, der beim Verlassen von Ringolds Zimmer nach dem Mord von mehreren Zeugen gesehen worden war.
Nach dem Frühstück nahm Robert mich beiseite und wollte von mir mehr über Fischler hören. Wieviel Geld der wohl erbte und wieviel er nach meiner Kenntnis zu investieren gedenke. Ich informierte ihn, daß der Mann zweifacher Erbe sei; einen kleinen Betrag habe er schon in
Händen, es würden ihm aber vor Monatsende noch über hunderttausend Dollar zufallen. Als ich Tindle fragte, wie seine Gesellschaft sich entwickle, antwortete er: »Prima, die Geschäftslage wird von Tag zu Tag günstiger.«
Daraufhin entfernte er sich rasch. Ashbury sah mich über den Rand seiner Brille an, als wollte er eine bestimmte Bemerkung machen, hielt sie jedoch zurück, räusperte sich zweimal und sagte schließlich: »Donald, wenn Sie noch ein paar tausend für Spesen brauchen, sagen Sie es mir ohne Zögern.«
»Werde ich tun.«
Alta erschien im Hausmantel und gab mir ein Zeichen, daß sie mit mir sprechen wollte. Ich tat, als merkte ich das nicht, und sagte zu Ashbury: »Ich begleite Sie bis zur Garage.«
Als wir uns in der Garage befanden, erklärte ich, es gäbe im Moment gar nichts zu besprechen, sondern ich wollte nur in seinem Wagen mit zur Stadt fahren. Das erleichterte ihn sichtlich.
Er hielt den Blick auf die Fahrbahn gerichtet und sagte nichts. Ich merkte ihm an, daß er mich gern verschiedenes gefragt hätte, aber die Fragen nicht so zu formulieren wußte, daß er sich vor deren Beantwortung nicht fürchten mußte. Zweimal machte er Ansätze zum
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