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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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für die Nacht.«
    »Und bohrten da ein Loch in die Verbindungstür?«
    »Ja.«
    »Schauten hindurch und horchten?«
    »Ja.«
    »Und was sahen Sie?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    Nun wurde sie ärgerlich. »Hören Sie mal«, sagte sie, »Sie sind entweder der größte Idiot, der mir je begegnet ist, oder ein eiskalter Kerl. Wie konnten Sie auch nur annehmen, daß ich nicht die Polente rufen würde, als Sie mir nicht die zweihundert unter dem Spieltisch geben wollten?«
    »Konnte ich nur vermuten.«
    »Werden Sie sich lieber mit mir einig. Wissen Sie, was geschähe, wenn ich jetzt den Telefonhörer dort abnähme und die Polizei anriefe? Um Gottes willen, seien Sie doch vernünftig und besinnen Sie sich.«
    Ich versuchte, einen Rauchring zu blasen.
    Sie sprang auf und ging zum Telefon. Ihre Lippen waren zusammengepreßt, die Augen funkelten.
    »Rufen Sie ruhig die Polizei an«, sagte ich. »War schon im Begriff, das selber zu tun.«
    »So sehen Sie aus!«
    »Selbstverständlich wollte ich das«, sagte ich. »Können Sie sich denn den wahren Sachverhalt nicht vorstellen?«
    »Welchen Sachverhalt?«
    »Ich saß doch im Nebenzimmer, das Auge fest ans Loch in der Verbindungstür gedrückt«, sagte ich. »Der Mörder aber hatte schon etwa eine halbe Stunde bevor ich ankam, das Schloß geöffnet. Er hatte die Randleiste einer Türfüllung gelöst, das Schloß festgesetzt, so daß der Riegel nicht zuging, war ins Zimmer zurückgegangen, hatte die Füllung wieder befestigt, auf den geeigneten Moment gewartet, dann hatte er die Tür aufgemacht, war in den kleinen Alkoven und von da in den Baderaum getreten.«
    »Das behaupten Sie.«
    »Sie vergessen eins, Schwester.«
    »Und was?«
    »Daß ich der einzige bin, der den Mörder sah. Ich weiß, wer es war. Ringold hatte vorher mit dem Mädchen gesprochen. Er übergab ihr einige Papiere und sie ihm einen Scheck, den er in seine rechte Rocktasche steckte. Nachdem sie gegangen war, trat er in den Baderaum. Ich wußte nicht, daß dort der andere schon wartete, hatte aber bemerkt, daß die Verbindungstür auf meiner Seite, also im Zimmer 421, nicht verriegelt war, und ich hatte sie zugeriegelt, als ich das Loch bohrte. Der Mörder wußte, daß Ringold in das Bad kommen würde, und wollte sich wieder ins Zimmer 421 zurückziehen, doch da war ja der Riegel vorgeschoben, und ich war in dem Zimmer. Der Mann war also gefangen.«
    »Und was taten Sie dann?« fragte sie, beinah atemlos.
    »Ich benahm mich ganz dämlich«, erwiderte ich. »Hätte zum Telefon greifen, den Portier anrufen und ihm sagen sollen, man müßte sofort die Ausgänge sperren, und dann hätte ich gleich die Polizei anrufen sollen. Aber ich war zu durchgedreht und überlegte mir das überhaupt nicht. Ich schob den Riegel an der Verbindungstür zurück, riß sie auf und verfolgte den Mörder bis in den Korridor, blieb in der Tür stehen und spähte nach beiden Seiten. Dann ging ich zum Lift und stieg im ersten Stock aus. Als der Klamauk oben losging, verließ ich das Hotel.«
    »Eine reizende Geschichte«, sagte sie, überlegte einen Augenblick und fügte hinzu: »Wahrhaftig, eine ganz reizende Geschichte. Aber die wird die Polizei Ihnen nie und nimmer glauben.«
    Ich lächelte sie erhaben an. »Sie vergessen, daß ich den Mörder sah«, sagte ich.
    Auf diese Worte reagierte sie so jäh, als hätte ihr jemand elektrischen Strom unter die Sitzfläche gejagt. »Wer war es?« fragte sie gepreßt.
    Ich lachte sie aus und blies wieder einen Rauchring. Das heißt, ich probierte es.
    Sie ging durchs Zimmer, setzte sich hin, schlug die Beine über und umfaßte mit verschränkten Händen ihr linkes Knie. Mein Bericht hatte sie konfus und ratlos gemacht. Sie sah abwechselnd mich und ihre Schuhspitze an. Der Saum ihres Abendkleides störte sie dabei. Sie wollte ihn höher ziehen, stand jedoch auf, ging in ihr Schlafzimmer und zog das Kleid aus, wobei sie die Tür offenließ. Nach einigen Minuten kam sie in einem Hausmantel aus schwarzem Seidensamt zurück und setzte sich wieder neben mich.
    »Tja, ich glaube kaum«, sagte sie, »daß das die Situation wesentlich ändert. Ich brauche jemanden, der die Sache Ashbury klärt. Sie scheinen ein guter Mensch zu sein. Ich weiß nicht, was an Ihnen mich zu diesem Vertrauen veranlaßt — Sympathie auf den ersten Blick? Wer sind Sie denn eigentlich, und wie heißen Sie? Ich weiß nicht mal Ihren Namen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Also, Sie — Sie kommen hier nicht heraus, bis Sie mir

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