Goldaktien
gepflegte Fingernägel. Riecht wie ein Friseurladen. Wollen Sie ihn empfangen?«
»Ja.«
Sie ging hinaus und führte Gilbert Rich herein, der mit flotten Schritten auf mich zukam und schnell meine Hand ergriff. Wie elektrisch angetrieben, begann er in rapidem Tempo zu reden. »Über die Besonderheit meines geschäftlichen Vorschlags werden Sie sich bestimmt wundern, Mr. Fischler. Nachdem ich Ihrer Sekretärin gesagt hatte, es sei ein Angebot, dachten Sie vielleicht, ich wolle Sie bitten, einen Auftrag für mich zu übernehmen. Tatsächlich aber verhält es sich genau umgekehrt. Ich habe die Absicht, für Sie eine Menge Geld zu verdienen, Mr. Fischler. Zu diesem Zweck brauche ich Sie nur genau fünf Minuten in Anspruch zu nehmen.«
Er zerrte eine Uhr aus der Tasche und legte sie vor sich auf den Schreibtisch.
»Merken Sie sich freundlichst die Uhrzeit, Mr. Fischler, und behalten Sie den Zeiger im Auge. Sobald die fünf Minuten um sind, sagen Sie es mir. Mehr will ich gar nicht — fünf Minuten von Ihrer Zeit, und als Gegenleistung garantiere ich Ihnen, daß es Ihre profitabelsten Minuten in den letzten Jahren sein werden.«
»Nur zu«, ermunterte ich ihn. »Die fünf Minuten gehören Ihnen.«
»Mr. Fischler, haben Sie sich schon einmal Gedanken über die Wunder der modernen Wissenschaft gemacht? Zu antworten brauchen Sie mir nicht, denn ich merke schon, daß Sie's getan haben. Also ist Ihnen auch bewußt, Mr. Fischler, daß Dinge, die wir heute als alltäglich betrachten, vor ein paar Jahren noch für unerreichbar galten.
Nun also, Mr. Fischler, um Ihnen klarzumachen, wie Sie aus modernen wissenschaftlichen Entwicklungen Geld ziehen können, muß ich auf eine Seite im Geschichtsbuch unseres großartigen Staates zurückblättern. Wir brauchen da nicht bis auf die Tage des kalifornischen Goldrausches zurückzugreifen, aber auf die danach folgende Periode, als ganze Horden von Goldsuchern diesen Staat überschwemmten. Die Leute wühlten mit Hacken und Spaten, arbeiteten mit Schüttelsieben und Goldpfannen und holten
Gold aus der Erde, die Gold in Mengen barg, Mr. Fischler. Das Gold floß als ständiger Strom in die Finanzzentralen der Großstädte, aber es blieb dennoch genug im Boden.
Weiter oben im Norden, in der Gegend von Valleydale, gab es reiche Goldvorkommen. Der donnernd von den Bergen herabbrausende Fluß, der Gold mit sich führte, schwemmte es über eine riesige Fläche des breiten, schon bewirtschafteten Tals. Halbnackte Männer plagten sich im kalten Winterregen, in der sengenden Hitze der Sommersonne, um Gold und immer mehr Gold auszubuddeln. Als dann die reichen Vorkommen im alluvialen Terrain erschöpft waren, zogen sie weiter talabwärts, indem sie dem Flußbett folgten. Sie fanden die Erdoberschicht fruchtbar für den Ackerbau, doch das begehrte Gold hatte sich in den Gesteinsschichten darunter festgesetzt. Und dann, gerade als sie dabei waren, ihre reichste Ernte einzuheimsen, stießen sie auf das Grundwasserproblem. Sieben, acht Meter tief konnten sie schürfen, ohne auf Wasser zu stoßen. Goldspuren fanden sie beinah schon an den Graswurzeln, doch bis zu den reichen Ablagerungen im Gestein konnten sie nicht Vordringen. Die goldhaltige Gesteinsschicht in jenem Gebiet lag als durchgehende Sohle etwa dreizehn Meter unter der Oberfläche.
Doch ich will Sie nicht mit der Beschreibung dieser Einzelheiten aufhalten, Mr. Fischler, zumal Sie gewiß damit schon durch verschiedene einschlägige Kurzfilme vertraut gemacht wurden. Wir wollen jetzt zum neuesten Stand der modernen Erfindungen vorwärtseilen: ein weitblickender Mann erkannte, daß wir Wasser nicht als Feind betrachten müssen, sondern es als unseren Helfer benützen können. Er baute eine große Schute, auf die er die zum Baggern notwendigen Maschinen montierte. Eine endlose Kette stählerner Eimer tauchte weit unter den Grund des Wassers und schabte die wertvollen Bestandteile vom Gestein. Das Land ging natürlich für den Ackerbau verloren, doch als Entschädigung bekam der Besitzer hohe Tantiemen von den dort gewonnenen Goldmengen. Die ganze Topographie des Gebiets veränderte sich, denn infolge des besonderen Baggerverfahrens zur Goldgewinnung wurden die Humusschicht und der Schlamm nach unten verlagert, während Gestein und Felsbrocken nach oben befördert wurden.
Jahre vergingen. Die Goldbaggerer verbrauchten nach und nach den vorhandenen fruchtbaren Ackerboden, bis sie, nach Zerstörung des letzten Morgens Land, erkannten, daß
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