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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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erhielten und schon am Flugplatz auf uns warten konnten?«
    Ich gähnte.
    »War bei euch da drüben etwas durchgesickert, Bill?« fragte er den einen Polizisten.
    »Nein. Kommt mir selber faul vor.«
    Der Mann von der Staatsanwaltschaft sah mich eindringlich an. »Es ist vielleicht besser, Sie führen mir erst einmal Ihr Alibi vor. Wir könnten es nachprüfen und brauchten dann nicht das Mädchen aus dem Bett zu holen. Weshalb haben Sie das übrigens nicht schon längst erwähnt? Ich hätte mich ans Telefon hängen und Ihnen dann vielleicht die Fahrt hierher ersparen können.«
    »Um ehrlich zu sein — ich habe nicht daran gedacht. Sicher nur deswegen, weil Sie mich so schnell und in so großer Weise abtransportierten. Versuchen Sie doch mal in einer solchen Situation, zu überlegen, wo Sie vor zwei oder drei Abenden gewesen sind, in jeder einzelnen Minute, und dann...«
    »Schon richtig — wo waren Sie also? Was haben Sie für ein Alibi?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind gleich am Ziel«, antwortete ich, »und es ist entschieden einfacher, dieses eine junge Mädchen aus dem Schlaf zu wecken, als alle meine Zeugen aus dem Bett zu trommeln.«
    »Wie viele wären das denn?«
    »Drei.«
    Er neigte sich zu einem der Polizisten hinüber und flüsterte ihm etwas zu. Der schüttelte zweifelnd den Kopf.
    Wir hielten vor der Tür des Hauses, in dem Esther Clarde wohnte.
    Ich sagte zu Bertha Cool: »Kommt mit! Ich brauche einen Zeugen.«
    Ein Polizist blieb im Wagen, der andere ging mit uns ins Haus. Auch unser Anwalt schloß sich an. Auf den Treppen polterten wir wie eine marschierende Kolonne. Einen Fahrstuhl gab es in dem Haus nicht.
    Als wir im dritten Stock angekommen waren, klopfte der Polizist an Esther Clardes Tür, und ich hörte sie fragen: »Wer ist da?« Der Vertreter des Staatsanwalts antwortete: »Polizei! Öffnen Sie!«
    Vier bis fünf Sekunden war es so still, daß ich Bertha atmen hörte. Dann rief Esther: »Was wollen Sie von mir?«
    »Bitte, öffnen Sie die Tür.«
    »Wozu?«
    »Sie sollen einem bestimmten Mann gegenübergestellt werden.«
    »Warum?«
    »Weil wir wissen möchten, ob Sie ihn kennen.«
    »Was hat denn die Polizei damit zu tun?«
    »Aufmachen jetzt!«
    »Warten Sie eine Minute, dann bin ich soweit.«
    Wir warteten. Ich begann, eine Zigarette zu rauchen. Bertha Cool sah mich mit erstaunten Kinderaugen an. Der Rechtsanwalt stolzierte wie ein Hahn im Hühnerhof zwischen uns einher.
    Esther Clarde öffnete ihre Wohnungstür. Sie trug den Hausmantel aus schwarzem Seidensamt, den sie am Abend zuvor getragen hatte. Ihre Augen sahen ein wenig verschlafen aus. Sie sagte: »Sie haben wohl nur noch vergessen, den Polizeipräsidenten mitzubringen.« Als sie mich entdeckte, machte sie die Tür zur Wohnung mit einem Ruck hinter sich zu. Gähnend fragte sie dann: »Also, um was handelt sich's?«
    Der Vertreter des Staatsanwalts wies mit dem Daumen auf mich. »Diesen Mann schon mal gesehen?« fragte er.
    Unser Anwalt korrigierte ihn: »Einen der Männer hier, meinten Sie doch wohl. So fair sollten Sie wenigstens sein.«
    Esther Clarde ließ ihren Blick ausdruckslos über mein Gesicht wandern, sah dann den Rechtsanwalt an, zeigte mit dem Finger auf ihn und fragte: »Den da meinen Sie?«
    Der Beamte faßte mich bei der Schulter und schob mich mehr nach vorn. »Nein«, sagte er, »diesen hier. Ist das der Mann, den Sie in der Mordnacht im Hotel sahen?«
    Ich begegnete Esthers Blick, ohne auch nur den kleinsten Gesichtsmuskel zu bewegen. Sie musterte mich ruhig, furchte einen Moment die Stirn und sagte dann: »Etwas Ähnlichkeit ist vorhanden.«
    Sie betrachtete mich weiter von oben bis unten, dann schüttelte sie den Kopf. »Hören Sie«, sagte sie zu dem Polizisten, »lassen Sie sich von niemandem was vormachen... wenn auch eine gewisse Ähnlichkeit besteht.«
    »Sind Sie sicher, daß es nicht derselbe Mann ist?«
    »Diesen habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen«, antwortete sie, »aber er sieht dem, der im Hotel war, etwas ähnlich. Für eine gute Personalbeschreibung können Sie von diesem Mann ausgehen. Der andere hatte dieselbe Größe und fast dieselbe Figur. Nur ein bißchen breiter in den Schultern war er. Seine Augen hatten eine etwas andere Färbung, die Mundform und die Ohren waren völlig anders. Ich achte bei Menschen immer besonders auf die Ohren, das ist sozusagen eine Marotte von mir. Der Mann, den sie suchen, hatte — das fällt mir jetzt wieder ein — überhaupt keine

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