Goldaktien
das Hotel zu gehen und mit jedem zu sprechen, den Sie für wichtig halten. Hatte aber betont, daß ich diese Nacht nicht abkommen könnte und daß Sie mich, wenn Sie mich noch nachts mit dem Flugzeug herschaffen wollten, vorher verhaften müßten.«
»Alles Unsinn«, sagte einer der Polizisten.
»Und was haben Sie getan?« fuhr ich in lautem Ton fort. »Sie und Ihre zwei Polizisten haben mich gepackt und wie einen Landstreicher zu einem Auto gezerrt und hineingeworfen. Im Flugzeug haben Sie mich an die Armlehne gefesselt, ohne daß gegen mich überhaupt eine Beschuldigung erhoben worden war! Das ist Menschenraub! Ich werde Ihnen die Bundespolizei auf den Hals hetzen. Warten Sie bis morgen vormittag, dann gehe ich mit in Ihr verdammtes Hotel.«
Einen Moment herrschte Schweigen. Ich wandte mich an Bertha: »Du kennst doch einen Anwalt in der Stadt, von der dieses Flugzeug gekommen ist; einen, der sich beim Sheriff durchsetzen kann. Ruf ihn an, er soll sich den Sheriff aus dem Bett holen, damit er einen Haftbefehl wegen Menschenraubs gegen diesen Beamten erläßt.«
Einer der Polizisten sagte: »Wenn man eine Person wegen Mordes verhaftet, ist das noch lange kein Menschenraub.«
»Was machen Sie denn mit dem Verhafteten, wenn Sie ihn des Mordes beschuldigen?«
»Wir bringen ihn ins Untersuchungsgefängnis. Alles andere findet sich dann.«
»Na also«, sagte ich. »Bringen Sie mich vor einen Beamten mit richterlicher Befugnis, und wenn der es verlangt, dann ins Gefängnis, aber nicht auf krummen Wegen in irgendein Hotel. So, wie Sie es angepackt haben, ist es Menschenraub. Stimmt doch, Bertha, nicht wahr?«
Der Anwalt sekundierte sofort: »Sehr richtig! In dem Moment, da man versucht, Sie an einen anderen Ort als den im Gesetz für solche Fälle klar vorgeschriebenen zu bringen, ist es Menschenraub.«
Bertha wirbelte herum und fixierte die Beamten. »Was der Rechtsanwalt eben sagte, haben Sie hoffentlich kapiert?«
»Ach, halten Sie doch endlich Ihre Klappe!« sagte der eine Polizist.
Bertha war nun in Fahrt: »Und glauben Sie ja nicht, daß Sie sich aus der Geschichte einfach wieder herausboxen können, weil Sie jetzt in Ihrem Bezirk auftreten! Der Menschenraub fand jedenfalls nicht in Ihrem statt. Vielleicht denken Sie mal darüber nach, was Ihnen blüht!«
Das war der entscheidende Schlag.
Der Beamte der Staatsanwaltschaft knickte förmlich zusammen. »Es hat doch keinen Zweck, daß wir uns hier wie wild gegenseitig anschrein«, brachte er gerade noch hervor. »Wollen doch vernünftig sein. Wenn dieser Mann schuldlos ist, müßte er ein besonderes Interesse daran haben, seine Unschuld zu beweisen.«
»Das hört sich schon besser an«, sagte ich. »Was wollen Sie also von mir, aber bitte konkret?«
»Wir wollen nur ermitteln, ob Sie der Mann sind, der in der Mordnacht das Zimmer neben dem Tatort in dem Hotel gemietet hatte.«
»Also gut, lassen Sie uns das ermitteln.«
»Aber davon ist doch die ganze Zeit nur die Rede!«
Ich sagte: »In fairer Weise wollen wir das ermitteln.«
»Was verstehen Sie unter >fairer Weise« fragte einer der anderen.
»Daß ich mit Ihnen ins Untersuchungsgefängnis gehe«, antwortete ich, »daß Sie dann fünf oder sechs Männer herbeiholen, die in Figur und Aussehen eine gewisse Ähnlichkeit mit mir haben und auch annähernd so gekleidet sind wie ich. Wenn's schon stattfinden soll, muß es eine gesetzmäßige Grundlage haben. Wie viele Leute haben den Mann, der in das Hotel kam, gesehen?«
»Drei.«
»Und wer waren die?«
»Der Nachtportier, eine Tabakwarenverkäuferin und eine Frau, die ihn in der Zimmertür stehen sah.«
»Dann bestellen Sie diese Leute hin, placieren Sie sie nebeneinander auf drei Stühlen und schärfen Sie ihnen ein, daß sie keine Bemerkung machen dürfen, bis alle diese Männer an ihnen vorheigegangen sind. Dann fragen Sie die Zeugen einzeln, ob einer von denen der Mann gewesen ist, den sie in der Mordnacht gesehen haben.«
Der Beamte sagte in ruhigem Ton: »Ich halte Sie für einen anständigen Menschen, deshalb will ich Sie genau einweihen. Die alte Dame, die ein Zimmer auf derselben Etage hatte, sah den Mann auf der Türschwelle stehen. Sie trug aber ihre Brille nicht. Sehen konnte sie ihn, aber... na, Sie wissen ja, wie das manchmal so ist. Ein gewiefter Anwalt würde sie als Zeugin in diesem Punkt glatt fertigmachen. Sobald wir Sie ins Kittchen einliefern, werden die Reporter für dicke Schlagzeilen in den Blättern sorgen: >Polizei
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