Goldaktien
Elsie allein.«
»Dann sind sie doch recht gut«, sagte ich.
Mit finsterer Miene sagte Bertha: »Donald, laß mich bloß nicht noch erleben, daß du dich auch in Elsie vergaffst! Da braucht eine nur ihren Kopf an deine Schulter zu lehnen und ein paar Krokodilstränen kullern zu lassen, und schon quillt dir das Mitleid aus allen Poren. Vermutlich hat sie dir vorgejammert, wie schwer sie's in ihrer Stellung bei mir hat, was?«
»Kein Wort hat sie verlauten lassen. Ich war es, der mit ihr geredet hat.«
»Was hast du ihr gesagt?«
»Daß sie es sich in dem neuen Büro bequem machen und sich ausruhen soll.«
Empört antwortete sie: »Ist ja einfach toll! Einer Bürokraft Gehalt dafür zahlen, daß sie auf ihrem Hintern herumsitzt und Däumchen dreht, während ich mir die Finger blutigschufte, nur um das Geschäft am Leben zu erhalten!« Die Ironie in ihren Worten merkte sie selbst, denn sie setzte, ein wenig lächelnd, gleich hinzu: »Na ja, nicht direkt blutig, aber... Donald, wozu sind wir eigentlich hierhergekommen? Willst du mir das nicht endlich sagen?«
»Reiß dich zusammen«, gab ich zurück. »Wir werden bald in Aktion treten.«
»In welcher Weise denn ich?«
»Indem du hier wartest.«
»Und du gehst woanders hin?«
»Ja, durch den Korridor, um mal bei Mrs. Ashbury kurz vorzusprechen. Falls du ihre Stimme laut werden hörst, kommst du zu uns. Sonst aber warte hier, bis es richtigen Klamauk gibt.«
»Woher soll ich wissen, welches ihre Stimme ist?«
»Darin kannst du gar nicht irren«, sagte ich, ging hinaus und eilte auf Zehenspitzen den Korridor entlang. Ich klopfte behutsam bei Mrs. Ashbury an und öffnete sofort ein wenig die Tür.
Carlotta Ashbury lag, mit einem nassen Handtuch auf der Stirn, im Bett. Sie atmete schwer, ihre Augen waren geschlossen. Als sie das Geräusch hörte, sah sie sofort in Richtung Tür, denn sie erwartete ihren
Mann, dem sie eine Szene machen wollte. Als sie mich an der Tür stehen sah, schloß sie die Augen wieder und tat ihr Bestes, den falschen Eindruck, den ich von ihrem »Leiden« bekommen haben mochte, zu verwischen, indem sie laut stöhnte.
Neben dem Bett saß, ihren Puls fühlend, mit ernster Miene Dr. Parkerdale. Am Fußende des Bettes stand eine weißgekleidete Schwester. Auf einem Nachttischdien standen in bunter Fülle Medizinflaschen und Gläser sowie allerlei ärztliches Gerät. Die Beleuchtung war gedämpft. An einem der Fenster saß Robert Tindle, der, als ich eintrat, ärgerlich aufsah und einen Finger an die Lippen legte. Im Zimmer herrschte eine bedrückende Stille.
Ich tappte leise zu Robert hinüber und fragte ihn: »Was ist denn geschehen?«
Der Arzt warf mir einen strengen Blick zu, dann betrachtete er wieder seine Patientin.
»Ihr Nervensystem ist völlig zerrüttet«, antwortete mir Robert leise.
Mrs. Ashbury begann, als habe sie sein Flüstern gehört, sich umzudrehen, mit den Armen und Beinen zuckende Bewegungen zu machen und die Gesichtsmuskeln zu verzerren.
»Ruhig bleiben«, sagte der Arzt besänftigend und nickte der Krankenschwester zu, die wie schwebend zu dem Tischchen glitt, von dort einen Löffel voll Medizin holte und ein kleines Tuch unter Mrs. Ashburys Doppelkinn hielt, als sie ihr die Flüssigkeit eingab.
Mrs. Ashbury sprudelte wie eine kleine Fontäne Blasen und Tropfen der Flüssigkeit in die Luft, dann schluckte sie, hustete, würgte, holte tief Atem und lag wieder still.
»Wo ist denn Henry?« fragte mich Robert. »Haben Sie ihn nicht gesehen? Fortwährend erkundigt sie sich nach ihm. Carter rief an, er hätte in sämtlichen Klubs nachgefragt, ihn jedoch nicht gefunden.«
»Kommen Sie doch für eine Minute in mein Zimmer, da können wir uns unterhalten«, sagte ich.
»Weiß nicht, ob ich's wagen kann, sie zu verlassen«, sagte er, indem er zum Bett hinüberschaute, jedoch bei diesen Worten schon aufstand.
Auf Zehenspitzen gingen wir hinaus. Als ich über die Schulter blickte, sah ich, daß Mrs. Ashbury bei dem kaum wahrnehmbaren Geräusch des Türknopfs die Augen aufschlug.
Ich ging Tindle voraus zu meinem Zimmer. Er war überrascht, Bertha Cool dort anzutreffen. Ich stellte ihn vor.
»Mrs. Cool?« sagte er, als forsche er in seinem Gedächtnis. »Den Namen muß ich doch schon mal gehört haben —« Er sah mich an.
Ich sagte betont: »>B. Cool, Detektivagentur<, und das ist Bertha Cool persönlich. Ich bin Donald Lam, Detektiv von Beruf.«
»Detektiv!« rief er. »Ich dachte, Sie seien
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