Goldaktien
sah sie böse an und sagte: »Keine Gewalt, Schwester! Sie darf sich nicht so auf-regen.«
Carlotta Ashbury fixierte mich. »Was soll das hier bedeuten?« fauchte sie mich an.
Bertha Cool gab sofort zur Antwort: »Setzen Sie sich hin, Kindchen, machen Sie sich's bequem und halten Sie Ihre Klappe.«
Mrs. Ashbury musterte Bertha von oben herab. »Madame, wissen Sie nicht, wessen Haus dies ist?«
»Ich habe nicht im Grundbuch nachgesehen, weiß aber zufällig genau, wer hier das große Theater spielt«, gab Bertha zurück.
Ich sagte zu Robert: »Crumweather hat Sie dazu bewogen, die Briefe aus der Gefahrenzone zu holen. Anstatt sie ihm jedoch auszuhändigen, kamen Sie mit Esther Clarde überein, ein paar davon für eine Geldbeschaffung zu benutzen. Sie meinten...«
Schnelle Schritte erklangen im Korridor. Henry Ashbury kam durch die offene Tür und betrachtete über den Brillenrand die versammelte Gruppe.
Carlotta Ashbury sah erst mich, dann Robert und schließlich ihren Mann an. »Oh, Henry-y-y, wo bist du nur gewesen? Der arme Bernard hat dich die ganze Nacht gesucht. Henry, das ist ja eine fürchterliche Sache — einfach gräßlich! Ach Henry, mein Lieber...«
Sie schloß die Augen und schwankte. Arzt und Krankenschwester bemühten sich um sie; der Arzt sagte: »Aber Mrs. Ashbury, Sie dürfen sich doch nicht so aufregen!«
»Wenn Sie doch nur wieder zu Bett gehen wollten«, sagte die Schwester.
Carlotta schloß zuckend die Lider, doch nicht ganz. Mit einem gurgelnden Kehllaut legte sie den Kopf so zurück, daß sie durch die kleinen Schlitze alles beobachten konnte. »Henry«, hauchte sie. »Liebling...«
Ashbury achtete überhaupt nicht auf sie, sondern sah mich an.
Ich sagte zu ihm: »War gerade dabei, mir Robert mal vorzunehmen. Ich bin überzeugt, daß er der Urheber der Affäre ist, die Sie geklärt wissen wollen.«
»Das stimmt nicht«, sagte Robert Tindle. »Ich schwöre, daß Sie mich falsch verstanden haben. Ich...«
»... stahl einige von Altas Briefen«, ergänzte ich seinen Satz.
Er war aufgesprungen. »Jetzt will ich Ihnen mal etwas sagen, Lam!« rief er. »Mir ist es egal, ob Sie Joe Louis mit einer Hand k. o. schlagen können, aber Sie werden mich hier nicht — «
Carlotte Ashbury sah, daß ihr Mann jetzt Robert erbittert fixierte. Sie hielt eine Ohnmacht nicht mehr für erfolgversprechend und stellte sich auf beide Füße fest hin. Den Arzt und die Krankenschwester schob sie beiseite und sagte: »Das ist es also. Du hast dir einen Detektiv engagiert, der hier ins Haus gekommen ist und meinen Sohn fälschlicherweise eines scheußlichen Verbrechens beschuldigen soll. Alle Anwesenden müssen als Zeugen für das, was in diesem Zimmer gesagt worden ist, zur Verfügung stehen. Du, Henry, wirst dafür schwer zahlen müssen. Robert, mein guter Junge, du gehst mit deiner Mutter. Unsere Zeit ist zu schade, um sie an diese Leute zu verschwenden. Morgen früh spreche ich mit meinen Anwälten. So manches, was ich bisher nicht begriffen hatte, ist mir jetzt klargeworden. Henry will dich kriminell belasten, Robert, nur, um mich auf diese Weise zu zwingen, daß ich ihn verlasse.«
Robert trat neben seine Mutter, legte ihr einen Arm um die Schulter und stöhnte.
Ein paar Sekunden herrschte Stille. Bertha sah mich mit fragendem Blick an.
Ashbury schüttelte den Kopf und sagte zu mir: »Lassen Sie's, Lam.«
»Ich komme dem Ziel schon näher.«
»Das denken Sie. Wenn's so wäre, würde ich Sie eingreifen lassen. So aber nicht.«
Carlotta Ashbury sagte: »Der Arzt wird bescheinigen, daß ich nicht in der Verfassung bin, Fragen zu beantworten.«
»Das werde ich bestimmt«, sagte Dr. Parkerdale. »Dieses Vorgehen ist ja unerhört!«
Robert war froh, die Gelegenheit zum Abgang gefunden zu haben. »Komm, Mutter, ich bringe dich wieder in dein Zimmer.«
»Ja, mir dreht sich alles im Kopf«, sagte sie flüsternd, aber für alle Anwesenden gerade noch hörbar.
Bertha schob einen Sessel beiseite, schritt zur Tür und stieß sie mit dem Fuß zu.
Ashbury, ahnend, was Bertha vorhatte, sagte nur: »Nein!«
So gern Bertha jetzt mit aller Forsche einschreiten wollte — standen doch letztlich hundert Dollar pro Tag für sie auf dem Spiel —, sie mußte sich doch der Weisung fügen.
Bertha trat zur Seite, als der Arzt, von Robert unterstützt, Carlotta Ashbury hinaus und wieder in ihr Schlafzimmer führte.
»Wir können's einfach nicht riskieren, Donald«, erklärte Mr. Ashbury. »Wenn wir eine
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