Goldaktien
Erfolgschance gehabt hätten, wäre Ihr Vorhaben gut gewesen, aber dieser Arzt weiß, auf welcher Seite seines Brotes die Butter sitzt. Vor dem Scheidungsrichter wird schon diese Szene verdammt schlecht wirken.«
»Zu bestimmen haben ja Sie«, sagte ich, »aber Sie wissen wohl auch, daß Sie eine Chance aus der Hand gegeben haben.«
Dr. Parkerdale kam mit empörter Miene zu uns ins Zimmer. »Sie hätten meine Patientin beinahe getötet«, sagte er.
»Niemand hat sie aufgefordert, hier hereinzukommen«, sagte ich. »Schicken Sie Robert Tindle zu uns, wir wollen von ihm ein paar Auskünfte haben.«
»Er kann vom Bett seiner Mutter nicht fortgehen. Ich lehne jede Verantwortung für die Folgen ab, wenn...«
»Keiner verlangt von Ihnen irgendwelche Verantwortung«, sagte Bertha Cool. »Diese Frau könnte man nicht mal mit einem Schmiedehammer töten, das wissen Sie ganz genau. Die mimt ihr Kranksein nur.«
»Madame«, sagte Dr. Parkerdale, »wie alle Laien neigen auch Sie dazu, nach dem äußeren Anschein zu urteilen. Ich erkläre Ihnen, daß Mrs. Ashburys Blutdruck einen gefährlichen Höhepunkt erreicht hat.«
»Lassen Sie ihn ruhig zum Kochen kommen, das wird ihr guttun«, sagte Bertha ungerührt.
Ashbury fragte den Arzt: »Sie glauben also, daß ihr Gesundheitszustand kritisch ist?«
»Sehr kritisch sogar«, antwortete der Arzt.
»Jawohl«, sagte Bertha Cool, »so kritisch, daß er seiner Patientin den Spaziergang durch den Korridor erlaubt und den Versuch gestattet, durch theatralische Mätzchen Pluspunkte für eine Scheidung zu sammeln.«
Die Bedeutung dieser Worte verfehlte ihre Wirkung auf Dr. Parkerdale nicht; er drehte sich um, ohne Bertha zu antworten, und begab sich wieder zu Carlotta Ashbury.
Nach kurzem Schweigen sagte Ashbury: »Tut mir leid, Donald, aber die sind fest gegen uns verbündet. Die Krankenschwester wird genauso aussagen wie der Arzt und wird es gar nicht erst wagen, ihm zu widersprechen.«
Ich griff nach meinem Hut. »Es ist Ihr Schaden«, antwortete ich. »Ich hatte die Trümpfe in der Hand, bis Sie mich im entscheidenden Augenblick außer Gefecht setzten.«
»Das tut mir leid.«
»Braucht es nicht. Wenn Sie ein gutes Tagewerk vollbringen wollen, können Sie damit beginnen, sich über Ihre Frau Sorgen zu machen.«
»Dann würde ich denen ja nur in die Hände arbeiten«, sagte er.
»Ich meinte, so große Sorgen, daß Sie die Hinzuziehung eines anderen Arztes verlangen, und zwar eines wirklich renommierten Spezialisten. Den bestellen Sie her, und möglichst sofort, und lassen von ihm den Blutdruck Ihrer Frau messen.«
Ein paar Sekunden studierte er mein Gesicht, dann wurde sein Blick weich, und seine Augen zwinkerten mir zu, als er zum Telefonhörer griff.
Ich sagte: »Na, dann komm, Bertha.«
14
Tokamura Hashita saß auf der Kante des Feldbettes, blinzelte gegen das Licht und hörte sich meinen Vorschlag an. Ich sagte: »Diese Leute, die es wissen müßten, behaupten, daß Ihre Methode nichts taugt, Hashita, und nur mit Messern aus Gummi und nur mit ungeladenen Holzrevolvern funktioniert. Diese Herren sind bereit, mit Ihnen eine Probe zu machen und Sie wie einen Schnürsenkel zu verknoten, worauf sie eine Wette um fünfzig Dollar eingehen wollen. Als ich ihnen zeigen wollte, was Sie mir beigebracht haben, stopften sie mich in die Mülltonne und sagten mir, dasselbe könnten Sie auch mit Ihnen machen.«
In Hashitas Augen spiegelte sich das Licht derart, daß sie wie schwarz gefirnißt aussahen. »Entschulden bitte«, sagte er. »Pflanz ich Eichel, nach ein Weile es kommt ganz große Baum, aber ich nicht machen kann Balken von kleine Grünbaum. Muß erlaub Zeit zu wachsen.«
»Na«, sagte ich, »wenn Sie meinen, daß es klappen wird, bin ich bereit, es mir zeigen zu lassen. Wie aber die Dinge jetzt stehen, halte ich es nur für ein spezielles Kunststück. Die fünfzig Dollar für die Wette hat man mir mitgegeben.«
Er stand auf, schob seine Füße in Strohsandalen, schlappte zu einem Schrank hinüber, öffnete ihn, streifte seinen Schlafanzug ab und zog sich an. Als er sich wieder mir zuwandte, war in seinen Augen ein rötlicher Schimmer, doch er sagte nichts.
Ich ging schon hinaus, während er noch seinen Mantel anzog und den Hut aufsetzte, und begab mich zu dem am Bürgersteig wartenden Taxi. Hashita sagte auch noch kein Wort, als wir eingestiegen waren, und so blieb es während der ganzen Fahrt bis zu dem Spielklub.
Komplett gekleidet, sah er nicht schlecht aus, ein
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