Goldaktien
gepackt oder geworfen, daß ich mir nicht vorzustellen vermochte, wie man die Sachen überhaupt abstauben konnte. Nur ein einziger Platz in dem ganzen Raum war freigehalten, und zwar der, wo Berthas riesiger Ruhesessel stand, mit einem Zeitschriftenhalter auf der einen und einem Rauchtischchen auf der anderen Seite. Außerdem waren in erreichbarer Nähe das Radio und die — jetzt offenen — Türen eines Schränkchens, in dem ich ein schönes Sortiment Flaschen sah.
Wenn Bertha es sich gemütlich machen wollte, tat sie das mit aller Gründlichkeit und spannte dann auch völlig aus. In Dingen, die ihren persönlichen Komfort und ihre Bequemlichkeit betrafen, hielt sie nichts von halben Maßnahmen.
Nach etwa zehn Minuten kam sie wieder zum Vorschein, begab sich zu dem Frischhaltekasten für die Zigaretten, füllte ihr Etui, musterte mich argwöhnisch und klappte die Doppeltür des Likörschränkchens zu. »Wollen los«, sagte sie.
Wir bestiegen ihren Wagen.
»Wohin soll's denn gehen?« fragte sie.
»In den Vorort, zu Ashbury.«
»Und wer ist die Frau, zu der wir fahren?«
»Mrs. Carlotta Ashbury.«
»Was soll denn dort vor sich gehen?«
»Weiß ich noch nicht. Ich werde wohl schweres Geschütz auffahren müssen. Es ist auch damit zu rechnen, daß Alta sich einmischen wird. Ihre Stiefmutter hat häufig hysterische Anfälle; Mr. Ashbury hat mir erklärt, er habe jetzt genug davon. Er hat ihr empfohlen, zwecks Scheidung nach Reno zu reisen. Sie hat gerade wieder erhöhten Blutdruck; an ihrem Bett sitzen ein Arzt und zwei Krankenschwestern. Sie rechnet damit, daß ihr Mann irgendwann ins Zimmer kommen wird, um einige Sachen zu packen. Und auf sein Erscheinen hat sie sich speziell vorbereitet.«
»Ist ja eine reizende Party, zu der du mich da hinführen willst«, sagte Bertha Cool. »Was soll ich dabei überhaupt tun?«
»Wenn die Frauen sich nicht einmischen, brauche ich dich nicht. Aber wenn sie sich einmischen, dann ist es. deine Aufgabe, sie mir möglichst
vom Leibe zu halten. Alta wird's vielleicht auf die mitleidige Tour versuchen, aber ihre Stiefmutter könnte rabiat werden.«
Bertha zündete sich eine Zigarette an. »Besonders einfallsreich kann ich die Idee, mit der Frau eines Auftraggebers Streit anzufangen, nicht gerade finden.«
»Die beiden wollen sich doch scheiden lassen.«
»Du meinst, er will das?«
»Ja.«
»Dann ist er noch sehr weit von der Scheidung entfernt«, sagte Bertha und fügte hinzu: »Wenn einer so viel Pinke hat wieder.«
»Loskaufen kann er sich immer.«
»Dann wird er aber mächtig blechen müssen.«
Als wir vor Ashburys Haus hielten, standen drei Wagen vor dem Tor. Aus fast allen Fenstern des Hauses fiel Licht. Ashbury hatte mir zwar einen Hausschlüssel gegeben, doch Berthas wegen klingelte ich lieber und wartete, bis der Butler die Tür öffnete. Er sah mich etwas vorwurfsvoll und Bertha mit offener Neugier an.
»Ist Mr. Ashbury schon zurück?« fragte ich.
»Nein, Sir, Mr. Ashbury ist nicht hier.«
»Miss Alta auch nicht?«
»Nein, Sir.«
»Mr. Tindle?«
»Jawohl, Sir, Mr. Tindle ist zu Hause, Mrs. Ashbury ist sehr krank, der Doktor und zwei Krankenschwestern sind bei ihr. Ihr Zustand ist ernst.« Er sah Bertha mißbilligend an und sagte in abweisendem Ton: »Und wenn Sie meine Bemerkung entschuldigen wollen, Sir — Besuch kann nicht empfangen werden.«
Ich sagte: »Schon gut. Wir warten nur auf Mr. Ashbury.« Wir gingen ins Haus.
»Mrs. Cool wird in meinem Zimmer warten«, sagte ich. »Sobald Mr. Ashbury da ist, melden Sie ihm bitte, daß ich oben bin und Mrs. Cool mitgekommen ist.«
»Mrs. Cool?«
»Das bin ich«, sagte Bertha, indem sie ihm ihr Bulldoggenkinn entgegenschob. »Wo geht's hier weiter, Donald?«
Ich ging ihr zu meinem Zimmer voraus.
Als Bertha den Raum sah, meinte sie: »Du scheinst ja hier hoch im Kurs zu stehen.«
»Wie man's nimmt.«
»Er muß eine Menge Geld hineingesteckt haben.«
»Wird er wohl.«
»Sehr hübsch hier. Es ist sicher eine Plage, reich zu sein — womit ich nicht gesagt haben will, daß ich's nicht auch lieber wäre. Da fällt mir ein — ich muß noch ein paar Briefe wegen verschiedener Wertpapiere schreiben lassen. Wann kommt Elsie zurück?«
»In ein bis zwei Tagen.«
»Ich habe jetzt zwei Tippmädchen zur Aushilfe, aber beide sind keinen Pfifferling wert.«
»Wieso? Können sie nicht stenografieren?«
»Klar können sie das, und maschineschreiben auch, aber beide zusammen schaffen am Tage nicht mehr als
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